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Freude als Lebenselixier

18.04.2023 • 12:12 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Momentan kümmert sich Brigitte Pregenzer noch um die Kohlsprossen. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Momentan kümmert sich Brigitte Pregenzer noch um die Kohlsprossen. Klaus Hartinger

Hildegard von Bingen hat auch Gartenfreunden heutzutage viel zu sagen. Ein Besuch in Kehlegg bei der Autorin und Begründerin der Hildegardakademie Brigitte Pregenzer.

Sie hat sich Hildegard von Bingen nicht über den Verstand genähert, sondern vielmehr über die Sinne, und zwar bei einem Brotbackkurs nach Hildegard. Das war der Auftakt zu vielen freudvollen Erlebnissen und Begegnungen. „Die Freude ist Kern und Säule der fünf Sinne“, zitiert sie die mittelalterliche Nonne. „So einen Ausspruch trauen wir der Nonne Hildegard nicht recht zu, aber es stimmt: Die Lebensfreude ist unser Lebenselixier, und wenn uns die Freude vergeht, haben wir auch keine Lust mehr aufs Leben.“ So hat sie ihre Mitmenschen in der Corona-Zeit wahrgenommen – und einen kleinen Ratgeber geschrieben: „Das Immunsystem stärken mit Hildegard von Bingen“, die Neuauflage enthält Covid-Tipps. Der Tenor: Wir sind Teil der Natur und brauchen sie, um gesund zu bleiben.

Naturbeobachtung

Hildegard von Bingen hat die Natur minutiös beobachtet, ebenso die Kranken, die sie und ihre Mitschwestern im Kloster gepflegt haben. So ist etwa Gartenarbeit für sie Erdung – das wird jeder bestätigen, der schon mal umgegraben hat. Und Brigitte Pregenzer hat einen ganz wunderbaren Garten geschaffen. Der Blick von hier reicht zu der blauen Weite des Bodensees und ins Rheintal hinab, der leicht abschüssige Hang spielt mit runden Formen und der strengen Geometrie eines eckigen Hochbeets. In diesem Garten darf die Karde zusammen mit der Königskerze stehenbleiben und zum Insektenhotel werden. Hier gibt es Ecken mit Totholz und Sand, wichtiges Refugium für weitere Wildtiere. Prächtig blühen im Sommer die Duftrosen entlang der Außentreppe. In Brigitte Pregenzers Küche finden die vielen Kräuter nach Hildegard regelmäßigen Eingang: Aus Petersilie, Wein, Weinessig und Honig kocht sie den Herzwein, aus Wermut wird Wermutelixier, Quendel kommt bei Hautproblemen zum Einsatz als Creme, aber auch inwendig als Gewürz, denn „Hautprobleme beginnen im Darm“.

Ein Hildegardgarten ist nicht dogmatisch, auch Ranunkeln haben Platz. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Ein Hildegardgarten ist nicht dogmatisch, auch Ranunkeln haben Platz. Klaus Hartinger

Regional und Saisonal

Verschiedene Thymiansorten und Bohnenkraut können ebenso Heilwirkung entfalten: „Wahrscheinlich haben Sie die meisten Hildegard-Kräuter sowieso im Garten“, sagt Pregenzer an die Leser gerichtet und vermutet Ähnliches beim Gemüse. Regional, saisonal – und mit hoher Lichtspeicherfähigkeit: Das sind Pflanzen, die uns Lebensenergie spenden. Karotte, gelbe und rote Rüben und Kürbis, also „was lange wächst und Zeit hat, Sonnenlicht zu speichern“. Rosen empfiehlt sie, weil deren Duft uns wohltut und Rosenblätter die Heilwirkung in Cremes und Elixieren steigern. Der Duft von Lilie und Veilchen erfreut das Gemüt; die Schlüsselblume vertreibt die Frühjahrs­traurigkeit. Auch Obst gibt es, das nach Hildegard Heilkräfte besitzt – neben Quitte, Mispel und Kornelkirschen sind es vor allem Johannisbeeren, Brombeeren und Maulbeeren, sagt Pregenzer und steht in ihrem bereits jetzt üppig anmutenden Garten auf 800 Metern Seehöhe. Sie genießt den Blick auf die Holzhäuser drumherum und das Grün dazwischen und die ihr zu Füßen liegende Weite. „Die ganze Natur steht dem Menschen zu Diensten und legt ihm freudig ihre Güter ans Herz“, zitiert sie einen Lieblingsspruch von Hildegard von Bingen. Auch ihr Hildegard-Wissen gibt sie gerne weiter. Was sie von den Menschen zurückbekommt, gibt ihr Recht.

Weitere Infos: www.pregenzer.info

Bald blühen in ihrem Garten wieder Rosen, Hortensien und Pfingstrosen. <span class="copyright">Brigitte Pregenzer</span>
Bald blühen in ihrem Garten wieder Rosen, Hortensien und Pfingstrosen. Brigitte Pregenzer

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