Ex-GNTM-Siegerin Sara Nuru: “Ich wurde unterschätzt.”

Sara Nuru sprach am Donnerstag auf der Female-Future-Festival-Bühne. Der NEUE erzählte sie von ihren Erfahrungen als Unternehmerin.
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“Ich habe festgestellt, es reicht mir nicht aus, nur über die Höhe meiner High Heels und die neusten Trends zu sprechen“, erzählt eine der Speakerinnen des fünften Female Futur Festivals im Bregenzer Festspielhaus Sara Nuru von ihrem Schlüsselmoment im Jahr 2009. Die Deutsche wusste, dass ihr das Modeln alleine nicht reicht und dieser Beruf endlich ist, sie aber die Plattform als Person in der Öffentlichkeit sinnvoll nutzen will. Denn im selben Jahr hatte sie die Castingshow „Germanys Next Topmodel“ gewonnen und war zu ihren Wurzeln nach Äthiopien gereist. Dort wurde sie mit Armut, Leben am Existenzminimum und ihren eigenen Privilegien in Deutschland konfrontiert. Die Gründung des sozialen Unternehmens „Nuru Coffee“ war für sie die „Lösung des eigentlichen Zieles“, Frauen im Herkunftsland ihrer Eltern nachhaltig Gutes zu tun.

“Frauen wird weniger zugetraut
Doch auch sie wurde auf diesem Weg nicht von Hürden verschont: Sowohl der „Dschungel der Bürokratie“, aber auch dass sie nicht ernst genommen wurde. „Durch meine Vorgeschichte wurde ich unterschätzt“, erzählt sie. Das läge nicht nur an der Modebranche, sondern daran, dass Frauen tendenziell weniger zugetraut würde, ergänzt sie. Es hätten wenige geglaubt, dass sie es ernst meint. Doch das hat sie. Die 33-Jährige sprach neben einigen anderen Speakerinnen und Speakern als Vorbild, um Vorarlbergerinnen Mut zum nächsten Schritt in der Arbeitswelt zu machen.

„Oft ist es gar nicht so einfach, mutig zu sein. Einem mutigen Schritt geht meist ein langer Prozess des Überlegens und Abwägens voraus“, meint Nuru. Solchen noch unschlüssigen Frauen rät sie dazu, sich ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen und zu ergründen, warum man etwas machen will. Bei ihr war es der Drang, etwas Gutes zu tun. In der menschlichen Natur liege es, sich in der Sicherheit zu bewegen, weil das Unbekannte abschreckend sei. „Ich bin erst mutig geworden, als ich akzeptiert habe, eventuell zu scheitern“, erzählt sie, wie sie ihre Angst überwunden hat.

Eigenen Wert erkannt
Einen derartigen Prozess hat eine der Besucherinnen am Donnerstag durchgemacht. „Mir hat der Mut gefehlt, weil ich mir gedacht habe, als Frau hat man es schwieriger. Doch die Speakerinnen zu sehen, die wirklich weit gekommen sind und dastehen und sagen, man soll sich trauen, hat mir Mut gegeben“, so Larissa Hermann. Die 22-Jährige möchte sich selbstständig machen. „Das Festival hat mir gezeigt und aufgedeckt, mich besser wertzuschätzen und zu wissen, was ich kann“, resümiert sie.

Nicht nur Gründer, sondern auch Angestellte konnten neues Wissen mitnehmen. Personalentwicklerin Nur Dilalan möchte den neuen Input zu Themen Arbeitsstruktur, Büros, Vier-Tage-Woche ins Unternehmen einbringen, in dem sie arbeitet. Die 27-Jährige empfindet zudem das Networking untereinander als wertvoll.

Sonst ist sie auch beim Wirtschaftsforum oder diversen HR-Events zu Gast. Doch laut ihr unterscheidet sich das Festival nicht nur durch Größe und Breite an Themen von den anderen im Land, sondern auch durch den Bezug zu den Frauen: „Normalerweise sind solche Events mehr männerdominiert.“ Hingegen am Female Future Festival würden Frauen viel Input bekommen, dass sie sich weiterentwickeln sollen.

Doch nicht nur auf Frauen kann die Veranstaltung wirken. Gast Bettina Schedler findet ein Wirtschaftsfestival mit Schwerpunkt Frauen als wichtig, damit Frauen mehr wahrgenommen werden und Männer das Thema mehr hinterfragen. Dabei geht es laut ihr um Lösungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Teilzeit und geteilte Führungskräfte. „Auch in Vorarlberg ist die Frau leider noch nicht gleichberechtigt“, kritisiert die 52-Jährige.

Dem stimmt Larissa Wölfle zu, die mit ihrer Schulklasse der HLW Sacré Coeur Riedenburg mit dabei war. Ihr ist durch die Veranstaltung nämlich aufgefallen: „Frauen sollen mehr in den Vordergrund gerückt werden.“

Von Männern für Männer
Auf der Bühne sprach zudem Autorin Ronja Ebeling über ihr neues Buch „Work Reloaded“. Für die Hamburgerin sind derartige Veranstaltungen wichtig, da „unsere Wirtschaft von Männern für Männer gemacht ist“. Da ist laut der 26-Jährigen ein Wandel gefragt: „In Zeiten des Fachkräftemangels können wir es uns nicht mehr leisten, die Wirtschaft rein aus der männlichen Perspektive auf die Welt zu betrachten.“ Es sei die Politik gefragt, da sich Betreuungsmöglichkeiten sowohl für Kinder und ältere Menschen und die Flexibilität in der Gestaltung der Arbeitszeiten ändern müssten.

Speakerkollegin Duygu Bayramoglu hebt Networking auf derartigen Festivals als grundlegend für Veränderungen in Richtung gleiche Bezahlung der Geschlechter hervor: „Wenn wir uns als Frauen in so einem Umfeld transparenter über Gehälter austauschen, dann können wir einen Wandel hervorrufen.“

Einer der wenigen Männer am Event ist Maskenbildner Lukas Wythee. Es sind dort zwar Männer erwünscht, aber ein Blick in die Menge zeigt Frauen in der Mehrzahl. Laut dem 30-Jährigen seien Frauen treibende Kräfte in der Wirtschaft, bekämen jedoch wenig Präsenz. Ihre Projekte würden fälschlicherweise oft als Herzensprojekte abgestempelt. „Oft wird bei Frauen bei Start-ups nur der emotionale Aspekt angesprochen“, so der Maskenbildner. „Frauen wollen auch wirtschaftlich gewinnbringend arbeiten. Es ist wichtig, Präsenz zu schaffen“, ergänzt Wythe.