Gutes Geschäft für Sparkassen im Vorjahr

matthias Rhomberg
Das Betriebsergebnis der Vorarlberger Sparkassen stieg 2022 um fast 52 Prozent. Für heuer sieht es nicht so dynamisch aus.
Die fünf Vorarlberger Sparkassen haben im Geschäftsjahr 2022 gemäß UGB-Bilanzierungsregeln ein Betriebsergebnis von 87,5 Millionen Euro erzielt. Das ist ein Plus von beinahe 52 Prozent gegenüber 2021, wie die Sparkassen in einer Presseaussendung am Mittwoch mitteilten. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit EGT blieb unterdessen mit plus einem Prozent auf 47,2 Millionen Euro mehr oder weniger konstant.
Martin Jäger, Vorstandsmitglied der Dornbirner Sparkasse und Sprecher der Vorarlberger Sparkassen, erklärte die Differenz auf Anfrage mit einer freiwilligen Dotierung der Risikovorsorgen im Jahr 2022 in Höhe von rund 49 Millionen Euro. Das führe zu einer Reduzierung des EGTs. Diese freiwillige Risikovorsorge belaufe sich jetzt in Summe auf mehr als 223 Millionen Euro. Damit seien die Vorarlberger Sparkassen auf etwaige besondere wirtschaftliche Herausforderungen gut vorbereitet, da diese Vorsorgen bei Bedarf täglich auflösbar seien. Zudem erhöhen sie den Eigenkapitalpuffer. Im Vorjahr zumindest seien Wertberichtigungen bei bestehenden Kundinnen und Kunden noch fast kein Thema gewesen.
“Jetzt sind vor allem junge Menschen kaum mehr in der Lage, Wohneigentum für die Zukunft zu schaffen.”
Martin Jäger, Sparkassen-Sprecher
“Sicherer Hafen”
Die erfolgreiche Entwicklung der Sparkassen im Ländle zeige, dass man aufgrund des soliden und in der Region verankerten Geschäftsmodells von den Turbulenzen im internationalen Bankgeschäft nicht betroffen sei. Das gelte auch für den gesamten österreichischen Sparkassen-Sektor, sagt Jäger. Man sei auch langfristig ein sicherer Hafen für das Geld der Kundinnen und Kunden.
Deutlich verbessert hat sich im Vorjahr die Cost-Income-Ratio CIR und zwar von vormals 59,4 auf 51,4 Prozent. Je niedriger diese Kennzahl ist, desto weniger Aufwand hat eine Bank zum Erzielen von Einnahmen. Diese Entwicklung sei auf ein konsequentes Kostenmanagement in den Sparkassen zurückzuführen.
Eigenmittel
Die Bilanzsumme betrug 7,5 Milliarden Euro, ein Zuwachs um 5,1 Prozent. Die Forderungen an Kunden (Kredite etc.) legten um 9,2 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro zu. Die Eigenmittel – die im Gegensatz zu den anderen Kennzahlen gemäß IFRS-Vorschriften bewertet werden –, erhöhten sich auf 760,7 Millionen Euro.
Daraus resultiert eine Eigenmittelquote nach Basel III von 23,8 Prozent (Vorjahr: 17,9 Prozent) und eine Kernkapitalquote von 23,1 Prozent. Die Primärmittel, zu denen neben Spareinlagen (2,8 Milliarden Euro, plus 3,4 Prozent) und Kontoeinlagen auch die veranlagten Gelder der Kundinnen und Kunden und die eigenen Sparkassenobligationen zählen, blieben mit 5,8 Milliarden Euro konstant (plus 0,1 Prozent).
Schwierige Prognose
Für das laufende Geschäftsjahr sehen die Prognosen unterdessen etwas verhaltener aus. So geht Jäger derzeit von keinem Kreditwachstum aus. Das hänge nicht nur mit der sinkenden Investitionsfreudigkeit und der Zurückhaltung von Kommerzkunden zusammen, die ihrerseits momentan keine dynamischen Aussichten hätten.
Vor allem im Bereich der privaten Wohnbaukredite habe man „extreme Einbrüche“ zu verzeichnen. So seien die Anzahl der neu finanzierten Wohnungseigentumsprojekte um 14,6 Prozent und das Volumen um 6,3 Prozent auf 588,2 Millionen Euro zurückgegangen. Verantwortlich dafür seien die schon oft zitierte KIM-Verordnung (gesetzliche Verschärfung der Vergabe von Wohnbaukrediten), die stark gestiegenen Preise, die hohe Inflation und die hohen Zinsen im Vergleich zu den Vorjahren. Das sei eine bedenkliche Entwicklung. „Wohneigentum ist eine solide Basis für den Ruhestand und damit nach wie vor die beste soziale Absicherung. Jetzt sind vor allem junge Menschen kaum mehr in der Lage, Wohneigentum für die Zukunft zu schaffen“, sagt Jäger. Derzeit habe es nicht den Anschein, als ob sich bei der KIM-Verordnung in nächster Zeit etwas ändern werde.
Die fünf Vorarlberger Sparkassen Bregenz, Dornbirn, Feldkirch, Bludenz und Egg beschäftigten insgesamt 835 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es gibt 45 Filialen und 21 SB-Standorte. Die Sparkassen betreuen in Vorarlberg etwa 205.000 Kundinnen und Kunden. Im Vorjahr seien 13.000 neue Geschäftspartnerinnen und -partner dazugekommen.