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Der „Strand Vorarlbergs“ ist eröffnet

11.05.2023 • 23:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
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Steurer

Die Neugestaltung der Pipeline ist abgeschlossen. Das Mammutprojekt kostete 17,5 Millionen Euro.

Als den „Strand Vorarlbergs“ bezeichnete Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) die Pipeline bei der – leider von Regen begleiteten – Eröffnung des dritten Bauabschnitts am Donnerstag. Die über 12 Jahre hinweg neugestaltete Mischung aus Radweg, Fußweg und Naherholungsgebiet werde viele Menschen anziehen. „Ein freies Seeufer in guter Gestaltung wird die Region absolut aufwerten“, so Wallner. „Möglich war die Umsetzung nur, weil alle miteinander gearbeitet haben, denn es kostet Geld. Dieses Projekt war nicht unbedingt ein günstiges.“
Genauer flossen 17,5 Millionen Euro in die neue Pipeline, finanziert von Land, Bund, der Stadt Bregenz sowie den Gemeinden Lochau, Hörbranz, Eichenberg, Möggers und Hohenweiler. Allein die Stadt Bregenz als Betreiberin und Bauherrin investierte rund fünf Millionen Euro.

Unbezahlbar

Eigentlich sei der freie Bodenseezugang aber unbezahlbar: „Das ist in Österreich keine Selbstverständlichkeit“, betonte der Landeshauptmann. „Wer etwa ins Salzkammergut fährt, weiß, da einen freien Platz an einem See zu finden, ist schwierig, weil fast alles privat ist.“ Bregenz und die umliegenden Gemeinden zeichne hingegen ein freies Ufer aus. Dieses wurde in drei Abschnitten erneuert: Der erste Abschnitt von der Marina bis zum Schanzgraben bekam einen einen Holzbadesteg mit Badeplattform und eine WC-Anlage. Allein zwischen Marina und Tannenbach wurden 18.000 Kubikmeter Kies aufgeschüttet.
Der zweite, rund 500 Meter lange Abschnitt zwischen Schanzgraben und Klausberg wurde ebenfalls mit Steg und WC-Anlage ausgestattet.
Die dritte und letzte Etappe, die sich über zwei Winter zog, wurde Anfang Mai fertiggestellt und erstreckt sich über rund 900 Meter – mit Abstand der größte Abschnitt des Großprojekts.
Wo möglich, wurde entlang der Pipeline ein ökologisch besonders wertvolles Flachufer gebaut. Dies dient unter anderem „der Trinkwasserqualität und dem Abbau der Wellenerosion. Die Sauerstoffspendende Oberfläche mit Flachwasser wurde verfünffacht“, wie Baudirektor Dr. Bernhard Fink erklärte. Wo kein Flachufer möglich war, wurden stattdessen Ufermauern gesetzt.
200 neue Bäume. Auch für die Natur wurde gesorgt: Auf den insgesamt 1850 Metern Baustrecke wurden zwar etwa 30 Bäume gefällt, aber auch über 200 neue gesetzt, ebenso über 1000 Sträucher. „Am ersten Tag des dritten Bauabschnitts, bin ich zur Baustelle geradelt, um sie mir anzusehen“, gab Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) eine Anekdote zum Besten, „Leider wurde da gerade mit dem Bäumefällen begonnen. Es endete in einer fünfstündigen Diskussion mit Bürgern.“ Die Anpflanzung der zahlreichen neuen Exemplare dürfte nun etwas beruhigen.

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Ein besonderes Anliegen war die Trennung von Fuß- und Radweg. „Der Konflikt zwischen Fußgängern, Radfahrern, Badegästen und Kindern war früher ein großes Problem an der Pipeline“, so Ritsch – dieses hat sich nun erledigt.
Über den fünf Meter breiten Radweg freute sich besonders Verkehrslandesrat Daniel Zadra (Grüne): „Wo ein Wille, da auch ein Radweg. Und zwar nicht irgendein Radweg, sondern eines unserer Herzensprojekte.“ Als Teil des Internationalen Bodenseeradwegs wolle man eine gute Visitenkarte abgeben. Und endlich sei auch Platz für alle: „Ich war am Wochenende hier, und es war eine Freude, zu sehen, wie Jung und Alt gemeinsam die konsumfreie Zone genießt. Man kann flanieren, Rad oder Scooter fahren.“

Pressekonferenz zur offiziellen Pipeline-Eröffnung mit Vizekanzler Kogler (Grüne) und Bürgermeister Michael Ritsch<span class="copyright">paulitsch</span>
Pressekonferenz zur offiziellen Pipeline-Eröffnung mit Vizekanzler Kogler (Grüne) und Bürgermeister Michael Ritschpaulitsch

Auf die Bedeutung von Radfahren im Allgemeinen wies Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hin. „Es liegen ausreichend Studien darüber vor, dass Fahrradfahren glücklich macht. Gesund ist es auch. Und wenn man einmal schaut, was es kos­tet, sich anders fortzubewegen, ist ein Fahrrad auch gut für die Geldbörse.“ Wie gut also, dass an der neuen Pipeline genügend Platz dafür ist.
Beleuchtung. Lediglich in einem Punkt hapert es noch: Zwar gibt es bis zur ehemaligen Eisdiele Melanie, heute Dolce Vita, eine Beleuchtung – doch danach stehen die Säulen ohne Leuchtkörper da. Ab dieser Stelle dürfen wegen des Insektenschutzes keine Leuchtmittel aufgehängt werden. Bürgermeister Ritsch äußerte Verständnis für Insekten, aber auch nachvollziehbare Bedenken in Sachen Sicherheit. Immerhin: Landesrat Zadra versprach sogleich, eine zufriedenstellende Lösung für Mensch und Insekt zu finden.
Offiziell eingeweiht wird die Pipeline am 25. Juni mit einem großen Familienfest. Am Vorabend hatte die Gemeinde Lochau eine riesige Party mit teurer Infrastruktur geplant, welche jedoch vorerst abgesagt ist. Die Schuld dafür schob man kurzerhand Partner Bregenz in die Schuhe – das Budget sei nicht ausreichend.