Nimmt KI uns allen die Jobs weg?

Die KI-Software ChatGPT von OpenAI hat mit dem eigenständigen Verfassen von Texten in den letzten Monaten für Aufruhr gesorgt. Künftig soll KI auch unsere Arbeitswelt grundlegend verändern.
Anders als bisherige Errungenschaften der Technik soll Künstliche Intelligenz (KI) nicht auf Basis von automatisierten Abläufen, expliziten Regeln und manuell geschriebenen Computerprogrammen funktionieren. Die Technologie der sogenannten Vierten Digitalen Revolution ist selbstlernend und damit dazu in der Lage, eigenständig Zusammenhänge herzustellen und Schlussfolgerungen zu ziehen. Damit besitzt KI Fähigkeiten, um komplexere analytische Aufgaben auszuführen. Die neue Technologie soll es Maschinen erstmals ermöglichen, eigenständig zu denken.
KI-Gemälde im Picasso-Stil
Regine Kadgien, Studiengangsleiterin des Masterstudiengangs Informatik an der Fachhoch-schule Vorarlberg, erklärt, dass KI bereits jetzt viel leiste. So könne sie etwa schon autonom Texte, Bilder und Musikstücke generieren. Riesige Datenbanken würden das eigenständige Verfassen von Texten sowie das Erstellen von Kunstwerken im Stil weltbekannter Künstler wie Van Gogh ermöglichen.
Lange Zeit wurde prognostiziert, dass kreative Tätigkeiten den Menschen am längsten vorbehalten sein würden, da KI-Systeme in der Vergangenheit auf vordefinierte Regeln und Muster angewiesen waren und daher nichts Neues generieren konnten. Fortschritte in der Technologie haben jedoch in jüngster Zeit dazu geführt, dass diese Systeme komplexe Muster erkennen, Beziehungen zwischen Dingen verstehen und sogar eigene Ideen entwickeln können.
Wenn KI nicht gerade Kunstwerke im Stil namhafter Maler oder Stücke auf Basis von weltbekannten Musikern imitiert, macht sie auf Basis von individuellen Vorlieben Vorschläge, wohin man im Sommer auf Urlaub fahren sollte oder welches sich im Schrank befindliche Outfit am besten für ein anstehendes Event geeignet ist.

Kadgien geht davon aus, dass zukünftig jeder in der industriellen Welt eine KI-Assistenz besitzen wird, welche einen bei alltäglichen Tätigkeiten unterstützt. Dann werde KI auch ein Gesicht und eine Stimme bekommen, ist die Informatikerin überzeugt. Wie der eigene Assistent aussehen und wie er sein soll, werde dann der jeweilige Besitzer der KI-Assistenz zu entscheiden haben.
Auch den medizinischen Bereich werde KI revolutionieren. Bereits heute scanne sie beim Dermatologen Muttermale, um kurz darauf eine Vorentscheidung zu treffen, ob es sich um ein gut- oder bösartiges Mal handelt. KI ist also nicht nur dazu in der Lage, selbst Bilder zu generieren, sondern kann auch Informationen aus bestehenden Bildern herauslesen. Die Mustererkennung würde bei der Realisierung selbstfahrender Autos eine erhebliche Rolle spielen, erklärt sie. Ohne KI wäre dieses Ziel unerreichbar.
Andere Tätigkeitsfelder
Allerdings werden nicht alle in den Bereichen Beratung, Marketing und Vertrieb tätigen Arbeitskräfte plötzlich ohne Job dastehen. „Viel eher wird es darauf hinauslaufen, dass sich Tätigkeitsbereiche verschieben“, meint Kadgien. Wenn KI-Systeme manuelle und repetitive Aufgaben übernehmen, können sich die Mitarbeiter vermehrt auf höherwertige und anspruchsvollere Tätigkeiten konzentrieren. Das könne zu einer höheren Produktivität und einer Verbesserung der Qualität von Produkten und Dienstleistungen führen, füht sie aus. Darüber hinaus gebe es auch Branchen, in denen KI-basierte Systeme komplett neue Geschäftsfelder eröffnen können, wie etwa in der Entwicklung von autonomen Fahrzeugen, in der Robotik oder bei KI-basierten Dienstleistungen.
Auf dem Weg dahin wird der Wandel durch KI in der Arbeitswelt jedoch Herausforderungen und Umstellungen mit sich bringen. Dies gilt insbesondere für Arbeitnehmer, welche von der Automatisierung betroffen sind. Damit diese den Wandel erfolgreich meistern können, ist es grundlegend, dass Unternehmen, Regierungen und Bildungseinrichtungen zusammenarbeiten. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Arbeitskräfte auf die neuen Anforderungen vorbereitet sind.
