„Die schönste Frau der Welt“ als Puppe

Beim 32. Homunculus Figurentheaterfestival in Hohenems widmete sich das Schubert Theater Wien am Freitag dem Leben von Hedy Lamarr.
Ein Hollywoodstar blickt als Puppe zurück auf ihr Leben. Mit dem charakterstarken verbrauchten Gesicht erzählt Hedy Lamarr als alte Frau von ihrem außergewöhnlichen Dasein. Als Stilikone und Filmschauspielerin gelangte die Wienerin Hedwig Kiesler zu Ruhm, aber nicht zu nachhaltigem Reichtum, denn wie so viele Berühmtheiten stürzte sie steil ab.

Ein dramatisches Leben
Das Schubert Theater Wien gastierte mit der Tragikomödie „Die Gesichter der Hedy Lamarr Die schönste Frau der Welt aus Döbling“ beim 32. Homunculus Figurentheaterfestival in Hohenems. Mit viel Humor und leidenschaftlicher Hingabe wird das turbulente Leben der Berühmtheit nachgezeichnet. Eine Ehe folgt auf die nächste, Mutter und Sohn entfremden sich, eine tiefgreifende Heimatlosigkeit durchzieht die Figur, die sich in ihrer Rolle als Filmstar oft fremd und unwohl fühle. Bald sind die „goldenen Jahre“ vorbei und Lamarr reflektiert auch die schlechten, in der sie das Lächeln nur mehr für die Kameras behielt und ihre Filme genauso scheitern wie die Ehen.
Die Regisseurin und Puppenbauerin Kai Anne Schuhmacher inszeniert die Biografie der einst „schönsten Frau der Welt“ in einer dichten und spannenden Suche nach dem wirklichen Gesicht von Hedy Lamarr. In vielen Facetten wird ihre Persönlichkeit auf der Bühne betrachtet: Schüchtern, jung und naiv verstößt sie mit ihrer Nacktszene im Film „Ekstase“ gegen die Konventionen und wird berühmt. Unterdrückt und unglücklich löst sie sich fluchtartig von der ersten Ehe, wandert in die USA aus und startet als Hollywood-Diva durch. Selbstbestimmt und unabhängig, arbeitet sie zusammen mit dem Komponisten George Antheil als Erfinderin an einer Funk-Fernsteuerung für Torpedos, um damit dem Nazi-Regime entgegenzuwirken. Am Ende wirkt sie zunehmen erschöpft, aber zeigt ihren Unmut über „lauter Unwahrheiten“ in der geschwindelten Autobiografie.

Abweichende Wahrheiten
„Wir wünschen uns, dass sie war, wer wir wollen, dass sie ist.“, beschreibt der Erzähler. Entmutigt kommentiert Hedy Lamarr ihre Vergangenheit, rechtfertigt und widerspricht, erklärt sich oder verschwindet eingeschnappt von der Bühne, wenn die Schilderung nicht ihren Vorstellungen entspricht. Auf Wienerisch erhebt sie Einwand. „Ge, es reicht.“ Immer wieder geraten Figur und Erzähler mit abweichenden Wahrheiten aneinander und lassen das Publikum mit pragmatischen Erklärungen und schöngeredeten Erinnerungen zurück.
Größere und kleinere Puppen werden auf der flauschigen Bühne unter Mänteln hervorgeholt. Mit viel Witz erzählen die Figuren Szenen aus Hedys erster Ehe mit dem Waffenhändler Fritz Mandl. Später meldet sich auch Lamarrs vermeintlicher Adoptivsohn als Puppe zu Wort. Markus-Peter Gössler fungiert als Erzähler und obwohl er sich laufend für Lamarrs Ehemänner und Affären neu maskiert, weiß man als Zuschauer dennoch immer ganz genau, wer hier gespielt wird. Auf der Leinwand gibt es Lamarrs Erfindung in Schattenspielen und den echten Filmstar in Videoeinblendungen zu sehen. Daneben überzeugt Soffi Povo in der jungen Version von Hedy Lamarr und verleiht der älteren in Puppenform eine glaubhafte charaktervolle Stimme.
Heute Abend ist die künstlerischen Leiterin des Homunculus-Festivals Susi Claus gemeinsam mit der Berliner Musikerin und Puppenspielerin Rike Schuberty im Löwensaal in der Österreichpremiere „3 Minuten – Fallout mit Katze“ zu sehen.Das bereits ausverkaufte Stück „Kurs auf ein Wunder – Hafenliebe Hohenems“, das morgen ursprünglich in den Rheinauen stattfinden sollte, wird aufgrund der Wetterprognose in den Löwensaal verlegt. Zwei zusätzliche Stücke werden am Samstag im Gemeindesaal Doren aufgeführt.
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