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Neu gesetzte Segel für Lochauer Hafenanlage

22.05.2023 • 21:28 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
 2025 läuft die Betriebsgenehmigung ab. <span class="copyright">(C) STEURER</span>
2025 läuft die Betriebsgenehmigung ab. (C) STEURER

Endstation für die Alte Fähre in Lochau. Nun wurde die Neugestaltung des Hafenareals ausgeschrieben.

Eiffelturm, Big Ben, Zuckerhut – Alte Fähre? Für viele Lochauer ist die ehemalige MF Meersburg quasi das Wahrzeichen des Ortes. Seit 1975 liegt das Schiff am Lochauer Hafen und beherbergt Gastronomie, Segelschule und diverse Veranstaltungen. Es ist der zentrale Punkt der Hafen- und Seeanlagen zwischen Pipeline und Schwarzbad. Lange wird das jedoch nicht mehr der Fall sein.
Die Betriebsgenehmigung der Alten Fähre läuft im Jahr 2025 ab, das Objekt ist von Korrosion und Verfall gezeichnet. Eine erneute Sanierung ist unwirtschaftlich, da sie horrende Kosten verursachen würde – von mehreren Millionen Euro ist die Rede.

Beliebter Treffpunkt: Die Alte Fähre am Lochauer Hafen.
Beliebter Treffpunkt: Die Alte Fähre am Lochauer Hafen.

Internationaler Wettbewerb

Es muss also eine andere Lösung her – und für diese soll nun der architektonische und städtebauliche Ideenwettbewerb Europan sorgen, der alle zwei Jahre stattfindet und junge Architekten und Städteplaner mit spannenden Projekten zusammenbringt. Nach einer Kick-off-Veranstaltung erfolgte vergangenen Samstag eine Begehung der Hafenanlage mit interessierten Profis, die sowohl vor Ort wie auch per Livestream mitverfolgt werden konnte. „Es gibt ein reges Interesse von jungen Architekten, mitzugestalten, wie das Hafengelände an sich und die Beziehung von See und Ortszentrum zukünftig aufgestellt werden kann“, freut sich Lochaus Bürgermeister Dr. Frank Matt (Grüne). „An die 80 Planer haben online und direkt am Hafen teilgenommen.“

„Dieser Platz ist derzeit weit unter seinem Wert verkauft und verdient, dass man ihn neu gestaltet.“

Frank Matt, Bürgermeister

Auch diverse Lochauer Bürger nutzen die Gelegenheit, mit Mitgliedern der Gemeindevertretung und von Europan die örtlichen Gegebenheiten zu erforschen und zu diskutieren. Für Matt ein gutes Zeichen, dem im Endeffekt geht es um die Lochauer: „Das Ziel ist defintiv, dass ein Ort entsteht, von dem die Bevölkerung profitiert. Moderne Gastronomie und entsprechende Veranstaltungs- und Klubräumlichkeiten sollen auf jeden Fall integriert werden.“

Wunsch nach Erhaltung

Trotzdem stößt dies manchen sauer auf: Einige Lochauer wünschen sich einen Erhalt ihres Wahrzeichens, wie man nicht nur aus Gesprächen, sondern auch aus zahlreichen ­Facebook-Kommentaren heraushören kann. Doch wie realistisch ist das? Zwar signalisiert man seitens Gemeinde durchaus eine gewisse Ergebnisoffenheit, jedoch spielt der Kostenfaktor eine große Rolle in dieser Frage. Wie bereits erwähnt, würde eine reine Sanierung der bestehenden Anlage Unsummen verschlingen.

Und noch ein zweites Argument spielt eine Rolle, wie Matt erklärt: „Nur mit der Fähre haben wir nicht das, was wir brauchen: behindertengerechte Zugänge, ordentliche Sanitäranlagen, Klubräume – das gibt es momentan eben nicht. Auch wenn es schön wäre, die Fähre zu erhalten, stellt sich doch die Frage, ob wir wirklich Schulden machen sollen, damit es so bleibt, wie es ist.“ Zudem gibt es auch viele Stimmen, die sich gegen die ehemalige MF Meersburg aussprechen: „Gerade die jungen Leute haben gesagt, sie möchten etwas Sauberes, Schönes, Modernes“, so der Bürgermeister. Eine gepflegte Gastronomie, die sich gut in die Umgebung einfügt, soll es sein. Denn: „Dieser Platz ist derzeit weit unter seinem Wert verkauft und verdient, dass man ihn neu gestaltet.“

Reges Interesse herrschte bei der Europan-Begehung am Samstag.
Reges Interesse herrschte bei der Europan-Begehung am Samstag.

Ganzjährige Nutzung

Neben dem Wermutstropfen gibt es aber auch ein Zuckerl: So ist ein weiteres Anliegen vieler Ortsbewohner auch für die Gemeinde eine Voraussetzung für die Neugestaltung der Hafenanlage, nämlich ein ganzjähriges Nutzungskonzept. „Das ­Freizeitverhalten ändert sich ein bisschen, genauso wie jenes der Bevölkerung. Der See ist auch im Winter ein Reiseziel und Erholungsfaktor, da sollte es auch ganzjährig die Möglichkeit geben, einzukehren oder ein Fest zu veranstalten“, meint Frank Matt.

Bis dahin wird jedoch noch einiges an Zeit vergehen. Zunächst einmal haben interessierte Architekten des Europan-Wettbewerbs bis Ende Juli Zeit, Ideen für eine Masterstudie einzureichen. Die Ergebniss liegen dann Anfang Dezember vor und werden erst einmal der Bevölkerung präsentiert. Das heißt jedoch nicht, dass es gleich einen fertigen Siegerentwurf gibt: In erster Linie geht es um Machbarkeitsstudien.

Auf dieser Grundlage folgt im Anschluss eine zweite Ausschreibung nach dem Bundesvergabegesetz. Diese ist auch nötig, da Europan sich nur an Planer unter 40 Jahren richtet, was bei einem Auftrag aus öffentlicher Hand jedoch nicht den Diskriminierungsrichtlinien entspricht.

Genehmigung

Ist die zweite Runde erledigt, sollte es jedoch schnell gehen: Die Betriebsgenehmigung der Alten Fähre ist nur noch bis 2025 aufrecht. Zwar sind die Behörden in den aktuellen Prozess miteinbezogen, dennoch verlässt man sich nicht auf eine Verlängerung. Es gibt also noch zu tun: „Wir müssen noch eine gewisse Strecke absegeln, bevor wir in den neuen Hafen kommen“, so Matt.

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