Höhere Preise durch höhere Qualität

Mit einer klaren Vision hat Andreas Idl gemeinsam mit zwei Freunden das Unternehmen Cropster gegründet. Sie wollen die Kaffeequalität sowie die Preise steigern.
Einen großen Unterschied machen und etwas verändern. Das möchte der Informatiker Andreas Idl mit seiner Arbeit. Vor 16 Jahren hat der gebürtige Vorarlberger zu diesem Zweck gemeinsam mit zwei Mitstreitern das Unternehmen Cropster gegründet, das seither die Kaffeebranche aufmischt. Der Hauptsitz ist in Innsbruck, aber mittlerweile gibt es jeweils auch einen Standort in Wien und in den USA. Diese Woche hat Idl bei der „Startupland Party“ in Dornbirn von seinen Erfahrungen beim Aufbau des Unternehmens berichtet.
Kontakte geknüpft
Ausgangspunkt für Cropster war Kolumbien. Dort waren der heute 42-Jährige und seine beiden Mitgründer im Rahmen eines Forschungsprojekts tätig und haben sich intensiv mit dem Thema Kaffee befasst sowie erste Kontakte zu Anbauern und Röstern geknüpft. Ziel des Projekts war es, mithilfe unterschiedlichster Daten die Qualität des Kaffees zu erhöhen, um das Einkommen der Bauern zu erhöhen. „Eine höhere Qualität erzielt einen höheren Preis“, bringt Idl auf den Punkt. Drei bis vier Mal mehr werde auf dem Weltmarkt für hochwertige Ware bezahlt.
Drei Jahre lang waren die Informatiker mit dem Forschungsprojekt beschäftigt, ehe dieses auslief. Zu ihrem Bedauern geschah mit den gewonnenen Erkenntnissen nahezu nichts. Also beschlossen die Freunde, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und Cropster zu gründen. Getan haben sie das jedoch nicht in Kolumbien, sondern wieder zuhause in Österreich. Die bürokratischen Hürden waren in der Heimat deutlich niedriger als in dem südamerikanischen Land, in dem sich die Unternehmensgründer mit einem Forschungsvisum aufhielten.

Klare Vision
Schon bei der Gründung von Cropster wussten der gebürtige Vorarlberger und seine Mitstreiter genau, was sie erreichen wollten: „Unsere Vision war es, die Kaffeequalität und damit die Preise nach oben zu bringen und zwar über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg.“ Auf diese Weise sollten alle Beteiligten vom Service des Unternehmens profitieren. Lag der Fokus zu Beginn der Entwicklung auf dem Anbau des Kaffees, so wurde einige Jahre später auch ein Angebot für Röster geschaffen. Auch ihnen sollte es ermöglicht werden, mit dem Sammeln unterschiedlichster Daten ihren Arbeitsprozess zu verbessern, um damit die Qualität zu steigern. Mittlerweile gibt es auch schon ein Angebot, mit dem Betreiber von Kaffeebars oder anderen Gastronomiebetrieben das Aufbrühen des Kaffees optimieren können.
Spezialitätenkaffee
Einfach war es nicht, das Unternehmen wachsen zu lassen. Die während der Forschungstätigkeit in Kolumbien gesammelten Kontakte waren jedoch hilfreich. Die Cropster-Gründer kannten nicht nur viele Anbauer und Verantwortliche von Kooperativen, sondern hatten auch Verbindungen zu Röstern in den USA und andernorts. „Speciality coffees“ – also Spezialitätenkaffees – waren damals vor allem in den Vereinigten Staaten gerade groß angesagt. Umso wichtiger waren dadurch natürlich hochwertige Kaffeebohnen und auch das Bedürfnis, diese auch auf möglichst hohem und gleichbleibendem Niveau zu rösten.

Mundpropaganda
Von großer Bedeutung war für das Wachstum von Cropster vor allem die Mundpropaganda, berichtet Idl. Es gab kein großes Klinkenputzen, sondern neue Kunden meldeten sich selbst bei den Unternehmern, nachdem sie von anderen von deren Erfahrungen mit Cropster gehört hatten. Das merkten die Gründer vor allem zu den unterschiedlichen Erntezeiten des Kaffees in den verschiedenen Anbauregionen. Schließlich kommen dann die Einkäufer aus aller Welt am jeweiligen Ort zusammen und tauschen sich miteinander aus. Im Nachgang führte das dann durchaus zu verstärkter Nachfrage bei Cropster.
Nachdem das Unternehmen mit seinem Angebot erst in den USA Fuß gefasst hatte, folgten später erste Kunden in Australien, dann kamen England und der skandinavische Bereich dazu. Die Spezialitätenkaffees liegen aber auch in Mittel- und Südeuropa immer mehr im Trend und gewinnen an Bedeutung. In 90 Ländern ist Cropster mittlerweile tätig, und die unterschiedlichen Tools sind in zwölf Sprachen verfügbar. Denn nicht nur der Kundenkreis ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, auch die Produkte sollen in engem Austausch mit den Partnern ständig weiterentwickelt werden.
Attraktiver Standort
Den Hauptsitz in Innsbruck – und nicht in einem großen Kaffee- oder Tech-Hub – zu haben, ist aus Sicht des Cropster-Mitgründers kein Nachteil. Viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden gerne in die Tiroler Landeshauptstadt kommen. Die Verbindung von Stadtleben und Nähe zu den Bergen und zur Natur sei attraktiv. Auch Vorarlberg hat nach Ansicht des 42-Jährigen gute Voraussetzungen, um Fachkräfte anziehen zu können.
Bei Cropster sieht der gebürtige Dornbirner das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht: „Es gibt noch viel zu tun in der Kaffeeindustrie. Uns wird nicht langweilig“, sagt er mit einem Lachen.
