Thiem: “Mir fehlt noch die Überzeugung, solche Matches gewinnen zu können”

Dominic Thiem glaubt, sich trotz der Erstrundenniederlage bei den French Open auf dem richtigen Weg zu befinden.
Als Dominic Thiem vor seinem Erstrunden-Auftritt bei den French Open mit Andrej Rublew trainierte, kam man aus dem Staunen kaum heraus. Die beiden Topspieler nagelten mit unglaublicher Härte und Präzision die Bälle über das Netz und sorgten damit bei den Zuschauern für große Begeisterung. Aber Training und Match sind bekanntlich zwei verschiedene Paar Tennisschuhe – und so bekam man in der Partie gegen Pedro Cachin einen ganz anderen Thiem zu sehen.
Weg war die Gelassenheit, die Selbstverständlichkeit in den Schlägen des Österreichers, der sich am Ende in fünf Sätzen geschlagen geben und die dritte Auftakt-Pleite in Serie in Roland Garros akzeptieren musste. Nur in kurzen Phasen erkannte man den alten Dominic Thiem, der seinen Gegner von einem Eck ins nächste jagte, wieder. Zu wenig, um auf diesem Niveau reüssieren zu können.
Erst rund eineinhalb Stunden nach dem frühen Aus stellte sich der geknickte und ratlose Lichtenwörther den Fragen der Presse. “Ich bin dennoch überzeugt, mich auf dem richtigen Weg zu befinden. Doch sechs Wochen intensive Vorbereitungen haben noch nicht gereicht, um hier tief in das Turnier vorstoßen zu können. Früher hatte ich die Überzeugung, dass ich solche Partien gewinne. Das fehlt mir heute. Daher konnte ich mich diesmal noch nicht belohnen. Ich hoffe, dass mir das beim nächsten Turnier gelingt”, bilanzierte der 29-Jährige, der am Dienstag die Heimreise antrat.
Sich selbst eine Grube gegraben
Seit sechs Wochen steht Thiem unter den Fittichen des Deutschen Benjamin Ebrahimzadeh. Und verglichen zu den Wochen davor, ist beim Niederösterreicher auch ein Fortschritt zu erkennen. Doch wie heißt es so schön: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Dabei hat sich Thiem diese Grube selbst gegraben, gestand er doch ein, “dass ich in den vergangenen eineinhalb Jahren meinen Job nicht richtig gemacht habe. Ich war nicht mit einhundert Prozent bei der Sache.”
Warum nicht? “Ich hatte mit dem Sieg bei den US Open das ganz große Ziel erreicht. Danach ist öfter die Frage nach dem ‘Warum’ und dem ‘Wofür den ganzen Aufwand betreiben’ gekommen. Und sobald diese Fragen auftauchen, ist der letzte Drive eh schon weg. Der ist jetzt definitiv wieder da, doch muss ich weiter hart arbeiten, um konstant gute Resultate abliefern zu können.”
Derzeit hapere es noch sowohl im mentalen Bereich als auch an der Technik. “Es fehlt mir noch die Überzeugung, den letzten Schritt zu gehen. Dafür müsste ich einmal so ein Match gewinnen. Und von den Schlägen her muss ich sagen, dass die Trainingssätze richtig gut waren. Aber im Match verkrampfe ich noch ein bisschen – dann passt der Abstand nicht und es schleichen sich zu viele Fehler ein. Eigentlich weiß ich, wo ich stehe. Aber tief drinnen in mir ist doch eine sehr hohe Erwartungshaltung. Das passt noch nicht zusammen.”
Challenger statt Urlaub
Und wie geht es beim Österreicher jetzt weiter? “Eigentlich wäre ein bisschen ein Urlaub geplant gewesen, aber ich fühle mich eher danach, dass ich am Platz bleiben will. Daher werde ich nächste Woche entweder den Challenger in Heilbronn oder in Prostejov spielen. Danach eventuell noch einen, ehe es dann nach Halle auf Rasen geht.”