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Diskussion um Kinderbetreuung schlägt Wellen

31.05.2023 • 23:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
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Nach NEUE-Bericht: Landesfrauenvorsitzende der SPÖ und Koordinatorin des Netzwerks Eltern Selbsthilfe melden sich mit Kritik zu Wort.

Nach einem Bericht der NEUE über eine alleinerziehende und berufstätige Mutter aus Feldkirch, deren bald vierjähriger Sohn – so wie viele andere Kinder im ganzen Land – im laufenden Jahr keinen Betreuungsplatz bekommen hat und ab Herbst nur in einem Kindergarten in einem anderen Stadtteil betreut werden kann, gehen die Wogen hoch. Kritik üben unter anderem die SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Stefanie Matei sowie Nicole Klocker-Manser, Koordinatorin des Netzwerks „Eltern Selbsthilfe“ und Obfrau des Vereins „Integration Vorarlberg“.

Diskussion um Kinderbetreuung schlägt Wellen
Stefanie Matei, SPÖ-Landesfrauenvorsitzendespö feldkirch

Sündenböcke

Klocker-Manser stößt sich vor allem an einer Aussage von Ulrike Porod, Abteilungsleiterin der Stadt Feldkirch. Porod führte unter anderem ins Treffen, dass die Zahl der Integrationsgruppen in den vergangenen Jahren stetig angestiegen sei. In diesen Gruppen stünden je nach Art des Förderbedarfs vier oder sieben Plätze weniger zur Verfügung, meinte die Abteilungsleiterin.
Auch die zuständige Stadträtin Nathalie Koch (ÖVP) strich diesen Umstand auf Anfrage in einer Stellungnahme heraus. Klocker, die selbst Mutter einer Tochter mit Beeinträchtigung ist, findet diese Argumentation „untragbar und unfassbar“. Sie erinnert daran, dass Österreich 2008 die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert und damit zugesagt habe, dass Inklusion in Österreich in allen Lebensbereichen für alle Menschen mit Behinderungen umgesetzt werde. Zudem habe der Landtag 2021 einstimmig das inklusive Leitbild beschlossen. „Dann in einer Gemeinde das Argument vorne hinzustellen, dass aufgrund der steigenden Zahlen von Kindern mit (erhöhtem) Förderbedarf die Kindergartengruppen kleiner sein müssen und daher nicht-beeinträchtigte Kinder in andere Stadtteile wechseln müssen, ist unerhört“, wettert Klocker-Manser. Es dürfe nicht geduldet werden, dass Randgruppen wie Kinder mit Beeinträchtigungen und deren Familien „als Sündenböcke hergenommen werden für Missstände, die vordergründig und grundlegend wo anders liegen“. Sie erwartet sich von der Politik, dass gute Rahmenbedingungen für alle, sprich betreute Kinder, Eltern und Pädagogen, geschaffen werden.

„Es darf nicht geduldet werden, dass Kinder mit Beeinträchtigungen und deren Familien als Sündenböcke hergenommen werden.“

Nicole Klocker-Manser,
Netzwerk Eltern Selbsthilfe
Nicole Klocker-Manser, Koordinatorin des Netzwerks Eltern Selbsthilfe und Obfrau des Vereins Integration Vorarlberg <span class="copyright">hartinger</span>
Nicole Klocker-Manser, Koordinatorin des Netzwerks Eltern Selbsthilfe und Obfrau des Vereins Integration Vorarlberg hartinger

“Stadt muss aktiv werden”

Verärgert über die „chaotische Situation“ in Feldkirchs Kindergärten zeigt sich Stefanie Matei. Sie appelliert an die Verantwortliche der Stadt Feldkirch, „hier endlich aktiv zu werden“. Die SPÖ-Landesfrauenvorsitzende kennt die Situation aus eigener Betroffenheit. „Ich musste meinen Job auf den Sommer kündigen, weil meine Kinder im nächsten Schuljahr keine Nachmittagsbetreuung bekommen.“ Um die Situation in den Feldkircher Kindergärten zu evaluieren, führte Matei schon vor Wochen eine anonyme Umfrage in Feldkirchs Kinderbetreuungseinrichtungen durch. Das Ergebnis: Die Pädagoginnen erwarten sich offenbar mehr Respekt. Allerdings seien kleine Wünsche für bessere Rahmenbedingungen bisher auf taube Ohren gestoßen, so Matei. Zudem würde sich das Betreuungspersonal eine bessere Bezahlung wünschen. So wie die eingangs erwähnte betroffene Mutter prangern Matei und Klocker-Manser zudem Versäumnisse im Bereich der Sozialplanung an.
Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) teilte auf Anfrage mit, dass die Förderungen seitens des Landes deutlich erhöht wurden, um Gemeinden in der Umsetzung des Gesetzes zu unterstützen. Des Weiteren wies sie darauf hin, dass kein Anspruch auf einen „Wunsch-Kindergartenplatz“ bestehe. Der Versorgungsauftrag für drei- bis fünfjährige Kinder beinhalteeinen Betreuungsplatz, der in einem vertretbaren Zeitraum für die Familien erreichbar ist.