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Verrückt: Auto zeichnet Bilder

01.06.2023 • 17:50 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Roland Adlassnigg in der Galerie Lisi Hämmerle <span class="copyright">Sieglinde Wöhrer</span>
Roland Adlassnigg in der Galerie Lisi Hämmerle Sieglinde Wöhrer

In „Heroes on wheels“ präsentiert Roland Adlassnigg in der Galerie Lisi Hämmerle Maschinenmenschen in Kentauren-Gestalt und die Zeichenkünste seines Autos.

Was wäre, wenn man die Zentauren aus der griechischen Mythologie in die heutige Zeit übersetzen würde? Die Antwort darauf liefert der Künstler Roland Adlassnigg mit seinen Skulpturen. Aus der Pferd-Mensch-Verbindung sind Maschinenmenschen geworden, die in Gestalt der unterschiedlichsten Geräte deutlich machen, wie sehr das moderne Leben mit dem Gebrauch von Maschinen verwachsen ist. „Ich wollt’s mal ausprobieren, wie das aussieht“, beschreibt der Künstler seinen Schaffensprozess.

Die "Kentauren" <span class="copyright">Sieglinde Wöhrer</span>
Die "Kentauren" Sieglinde Wöhrer

Mopedroller statt Pferd.

„Es müssen nicht immer die ganz großen Maschinen sein, es gibt auch ganz kleine faszinierende Geräte, die im Alltag recht hilfreich sind.“ Deshalb hat er neben den „Kentauren“ – mit Schaufensterpuppen verbundenen Motorrollern, auch einen Staubsaugermann, einen Hubwagenschupfer und einen kleinen Kompressormensch in Lisi Hämmerles Galerie gebracht. Auch Kinderversionen sind dabei. Eine kleine gelbe Bobbycarfigur ohne Lenkrad streckt den Besuchern freundlich die Hand entgegen und das wild schaukelnde Pferd wurde zum Kind, das fix verbunden mit dem Gerät den Boden unter sich rausreißt.

Alle diese Geräte seien gebraucht und daher nachhaltig, und manche funktionieren sogar noch, sagt Adlassnig. Dem Künstler gehe es darum zu zeigen, wie der Mensch zur Maschine oder deren Bestandteil wird, andererseits möchte er umgekehrt auch den Maschinen „etwas Menschliches beibringen.“ An der Wand der Bregenzer Galerie hängen Bilder in etwa halbkreisförmigen Flächen und sind verschiedenfarbige Linien auf das Papier gemalt. „Die sind alle von meinem Auto gezeichnet“, erklärt Adlassnigg.

Von Auto gezeichnete Bilder <span class="copyright">Sieglinde Wöhrer</span>
Von Auto gezeichnete Bilder Sieglinde Wöhrer

Kunst durch Bewegung

Fünf verschiedene Zeichengeräte hat er dafür gebaut. Ähnlich wie ein Pendel zeichnet die Maschine Kurven, Beschleunigungen und Bremsmanöver auf, was Adlassnigg durch unterschiedliche Strecken und Fahrstile beeinflusst hat. „Das muss man schon ausprobieren, was das Auto alles zeichnen kann. Das Pendel hat natürlich einen Fixpunkt und kann nicht über seinen Radius hinaus, aber bis dahin ist es ziemlich wild unterwegs.“ Die Farben der Filzstifte hat er selber gewechselt, durch deren Lösungsmittel verschwimmen die Farben teils wieder miteinander. Die Bildmuster verändern sich je nach Gewicht der Pendel, nach Position der Maschine im Auto oder dadurch, ob sich der Stift bewegt und die Zeichenfläche fixiert ist oder der Stift fixiert ist und die Zeichenfläche an Gummischnüren hängt. Aber auch ganz ohne Stift kann das Auto zeichnen, etwa wenn eine Bleikugel übers Durchschlag­papier rollt und so einen künstlerischen Bericht der Autofahrt anfertigt. Das Ganze sei ein „Experiment“, um zu testen, was man mit einer Autofahrt alles erzeugen könne.

Hubwagenschupfer und Staubsaugermann (v.l.)<span class="copyright">Sieglinde Wöhrer</span>
Hubwagenschupfer und Staubsaugermann (v.l.)Sieglinde Wöhrer

“Es müssen nicht immer die ganz großen Maschinen sein, es gibt auch ganz kleine faszinierende Geräte, die im Alltag recht hilfreich sind.”

Roland Adlassnigg, Künstler

Persönlichkeit

Adlassnigg verleiht seinen Werken einen Hauch von Persönlichkeit, stattet sie aus mit menschlichen Empfindungen – plötzlich haben sie Gesicht und Hände – und erweitert sie um neue Möglichkeiten. Mit Fiberglas hat er Gerät und Schaufensterpuppe nahtlos verbunden und farblich ästhetisch aneinander angepasst. Anders als bei KI-(Künstliche Intelligenz) angetriebenen Maschinen bleiben seine Maschinenmenschen eingeschränkt, auf bestimmte Funktionen begrenzt und rücken stark den menschlichen Gebrauch in den Vordergrund. Nicht die Eigenständigkeit der Technik, sondern die gegenseitige Abhängigkeit von Mensch und Geräten und die mit Maschinen verwurzelte Lebensweise wird auf märchenhafte Weise deutlich. Menschen werden zu Maschinen und Maschinen zu Künstlern.

Heroes on wheels: bis 30. Juni, Galerie Lisi Hämmerle, Bregenz