„Wir stehen hinter euch – heute und in Zukunft“

Seit gestern Abend ist in Bregenz das Pride Weekend in vollem Gange. Michael Ritsch und Sandra Schoch über das Engagement der Stadt für die LGBTIQ+-Gemeinschaft.
Mit dem Pride Weekend, insbesondere der heutigen Christopher-Street-Day-Parade, wird in Bregenz die LGBTIQ+-Community gefeiert und ein Statement für gesellschaftliche Vielfalt und die Liebe gesetzt. Das Motto: „Unser Ländle, unser CSD!“

Felsenfest hinter der Veranstaltung und der Gemeinschaft steht auch die Stadtregierung mit Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) und Vizebürgermeisterin Sandra Schoch (Grüne) an der Spitze. „Die LGBTIQ+-Community ist ein wesentlicher Teil unserer Gesellschaft“, sagt Ritsch. Er sehe es als öffentliche Aufgabe, die Community zu unterstützen – auch weil es immer noch viel Diskriminierung gibt. „Jede gesellschaftliche Entwicklung stößt auch auf Widerstände. Dies war in der Geschichte immer wieder so. Das sehen wir nicht nur an verbalen Beschwerden, sondern auch an konkreten Akten der Hasskriminalität.“ So werden etwa die in Bregenz aufgestellten Regenbogenbänke immer wieder zerstört und Pride-Flaggen angezündet.
,,Die Stadt verschwulen”
Manchmal wird der Hass auch persönlich, wie Schoch, die auch das LGBTIQ+-Ressort der Stadt leitet, schildert: „Ich kriege immer wieder mal Hass-Mails, da steht dann etwa drin, man sei froh, wenn ich abgewählt werde, damit ich die Stadt nicht mehr verschwulen kann.“ Auch heiße es öfter, es sei „jetzt dann genug“ an Unterstützung für die Community, es gebe auch andere marginalisierte Gruppen, die Unterstützung benötigen. „Da wird vergessen, dass auch Menschen aus der Community multiple Themen haben können. Und wir sind für alle da – das eine zu tun, heißt nicht, das andere zu lassen“, sagt Schoch. Ohnehin sei die Einstellung „Wenn die sich um die anderen kümmern, bleibt für mich nichts mehr übrig“ ein seltsamer Zugang, denn: „Liebe funktioniert ja eigentlich so – je mehr Liebe es gibt, desto mehr Menschen profitieren davon.“

Beide, sowohl Schoch wie auch Ritsch, nutzen die Vorbildfunktion des öffentlichen Amts. „Es ist wichtig, zu sagen, wir als Politiker stehen hinter der Community. Da setzen wir auch symbolische Zeichen im öffentlichen Raum, etwa mit den Regenbogenbänken, die zeigen: Wir sind für euch da“, so Schoch. Sie selbst habe in ihrem Leben viel Rassismus und Sexismus erlebt und wisse, was Ausgrenzung sei. Deshalb: „In jener Zeit, in der ich als Politikerin etwas bewegen kann, möchte ich das mit aller Kraft tun.“ Ritsch nutzt diese Vorbildfunktion generell für alle, „die im Leben mit weniger Privilegien ausgestattet sind – ob das bei sozialer Ausgrenzung, bei Rassismus, Homophobie oder jeder anderen Form von Ungerechtigkeit der Fall ist“.
„Liebe funktioniert so: Je mehr Liebe es gibt, desto mehr Menschen profitieren davon.“
Sandra Schoch, Vizebürgermeisterin
Nur Bregenz und Wien
Bregenz ist, abgesehen von Wien, die einzige Stadt in Österreich mit einem Ressort für LGBTIQ+-Themen. Erkennen die anderren die Zeichen der Zeit nicht? „Es wäre mein großer Wunsch, dass auch andere Städte und Kommunen ein Ressort einrichten, damit das Thema schneller vorankommt. Man kann auf kommunaler Ebene so viel machen – ich bin selbst immer wieder überrascht, was unseren Mitarbeitern alles einfällt“, sagt Schoch. Auch Ritsch spricht ein großes Lob an das Team der Stadt aus: „Unser städtischer Fachbereich leistet hier gemeinsam mit vielen Vereinen und Einrichtungen großartige Arbeit und das wird auch in Zukunft so sein.“ Der in Bregenz selbstverständliche Einsatz für die Community und eine offene und vielfältige Gesellschaft ist jedoch nicht überall Normalität. „Wirklich besorgt blicke ich auf Niederösterreich und Salzburg, wo nun echte FPÖ-Hardliner mitregieren, die zum Teil sehr unverblümt Hass und Ausgrenzung kommunizieren“, zeigt sich Ritsch kritisch. Es sei nun die Aufgabe einer modernen und weltoffenen Politik, solchen Entwicklungen entschlossen entgegenzutreten.

Generell könne die Politik für die Belange der LGBTIQ+-Gemeinschaft noch einiges ausrichten, findet Schoch. „Finanzielle Ressourcen wären ein Vorteil, und entsprechende Ressorts.“ Zwar sei schon manches passiert, wie etwa das Abschaffen von Diskriminierung bei Blutspenden, andere Themen müsse man jedoch noch dringend bearbeiten. „Es gab zum Beispiel den Fall von zwei Frauen, die sich in einem Wiener Café geküsst haben und daraufhin rausgeschmissen wurden. Sie konnten nichts tun – da fehlt eine Klagbarkeit.
Anlaufstelle
Auch pocht Schoch auf eine sichtbare Institution für die Anliegen von Menschen aus der Community – „eine Stelle, an die man sich bei Problemen wenden kann, sowohl als Betroffener wie auch als Angehöriger oder beispielsweise Ausbildner im Beruf. Das können Land und Bund mit Ressourcen unterstützen.“
Heute aber wird erst einmal gefeiert in Bregenz. Der Bürgermeister sagt: „Liebe LGBTIQ+-Community und alle, die für eine weltoffene Gesellschaft eintreten: Danke für euren Einsatz, habt ein wunderschönes Pride Weekend! Seid selbstbewusst, habt keine Angst. Die Landeshauptstadt Bregenz und ich stehen hinter euch. Heute und in Zukunft.“