Das ist der neue Geschäftsführer von Simplon

Der neue Geschäftsführer will wieder mehr „Herzblut“ in die Marke bringen.
Beim Fahrradhersteller Simplon wurde nach einer mehrmonatigen Interims-Geschäftsführung durch den Manager Stephan Wabnegger ein neuer Geschäftsführer gefunden. Es handelt sich um den gebürtigen Deutschen Jakob Luksch aus Landsberg am Lech. Er wird seine Funktion offiziell per 1. Juli 2023 antreten, ist aber ab sofort schon im Unternehmen tätig. Darüber informierten der noch amtierende Interims-Geschäftsführer Stephan Wabnegger zusammen mit Jakob Luksch und Marketingleiter Philipp Giselbrecht im Gespräch mit der Wirtschaftspresseagentur.com.
Wie Wabnegger sagte, sei seine Tätigkeit von vornherein nur interimistisch auf Zeit angelegt gewesen, bis eine neue Geschäftsführerin oder ein neuer Geschäftsführer gefunden wird. „Das war glücklicherweise früher als erwartet der Fall.“ Bei seinem damaligen Amtsantritt habe die Zeit gedrängt und es seien seither schon mehrere das Unternehmen stabilisierende Umstrukturierungen vorgenommen worden, so Wabnegger. Dieser Weg soll bei Simplon nun weiter beschritten werden.
Mit Jakob Luksch trete ein leidenschaftlicher Radfahrer und in der Fahrradbranche erfahrener Manager (Ex-CEO bei Stromer Bikes) an die Führungsspitze von Simplon. Zudem hat Luksch an die 15 Jahre lang in der Automobilindustrie für BMW und Toyota gearbeitet. „Es ist für mich ein Traum, so eine Marke führen zu dürfen“, sagt Luksch.
Viele Fronten
Auf den neuen Geschäftsführer warten viele Aufgaben an vielen Fronten. Die Kernaufgabe: „Wir wollen wieder mehr Herzblut in die Marke reinbringen. Die Simplon-Fahrräder spielen hinsichtlich Qualität, Ausstattung und Innovationsgeist in der obersten Liga, nur wissen das die Kundinnen und Kunden nicht immer, da Marketing und Vertrieb in der Vergangenheit zu wenig intensiv verfolgt wurden“, so Wabnegger und Luksch. Simplon sei seit dem Einstieg des Mehrheitseigentümers Hannover Finanz im Jahr 2014 massiv gewachsen, der Umsatz wurde fast verdreifacht. Allerdings habe dieses rasante Wachstum auch seinen Preis bei den internen Prozessen gehabt. Dazu seien dann auch noch die internationalen Lieferketten-Verwerfungen im Rahmen der Coronapandemie-Bekämpfung gekommen.

Lagerbestände müssen runter – 400 Räder auf Lager
Der Maßnahmen-Katalog von Luksch sieht mehrere zentrale Punkte vor: So soll der nicht zuletzt aufgrund der genannten Lieferketten-Schwankungen hohe Lagerbestand massiv reduziert werden, da er beträchtliche finanzielle Ressourcen binde. Das gelte sowohl für einzelne Komponenten wie Schaltungen, als auch für Fahrräder, von denen Simplon derzeit noch rund 400 Stück auf Lager hat. Zudem wolle man sämtliche internen Prozesse evaluieren und gegebenenfalls neu aufstellen. „Es geht um mehr Effizienz und Optimierung in den Abläufen. Wir schauen uns alles an, jedes Blatt wird umgedreht“, so Luksch.
Portfolio wird gestrafft
Gleichzeitig soll das zu breit gewordene Produktportfolio gestrafft werden. Im Zuge dessen soll der Anteil von E-MTBs und Rennrädern innerhalb von fünf Jahren von derzeit zehn auf 30 Prozent gesteigert werden. Beim Vertrieb werde allerdings auch weiterhin nur auf stationäre Händler gesetzt, ein Direktvertrieb sei nicht vorgesehen, betont Luksch. Um die angestrebten Ziele zu erreichen, sollen zudem die Bereiche Marketing und Vertrieb aufgestockt werden.
Das Jahr 2023 bezeichnen Wabnegger, Luksch und Giselbrecht unumwunden als das „Jahr der Ernüchterung“ in der internationalen Fahrradbranche, da viele Hersteller und auch Händler ähnliche Probleme hätten. „Für uns wird 2023 ein Jahr der Restrukturierung“, so Luksch. Den Vorjahresumsatz von etwa 55 Millionen Euro werde man heuer wahrscheinlich nicht mehr erreichen. Konkretere Prognosen könne man gegenwärtig nicht abgeben. Nichtsdestotrotz biete der Fahrradmarkt insbesondere in den großen Ballungsräumen nach wie vor großes Wachstumspotenzial, ist Luksch überzeugt. „Diese Branche wird weiter zulegen und Simplon wird hier dabei sein.“
Personal bleibt
Bei der Belegschaft mit rund 200 Mitarbeitern seien zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Anpassungen vorgesehen, da dies momentan auch keinen Sinn machen würde. „Zuerst müssen wir die Prozesse optimieren und unsere geplanten Maßnahmen umsetzen“, sagt Luksch.
Die vom früheren Simplon-Geschäftsführer Stefan Vollbach zuletzt angesprochene verstärkte Rückholung von Teilen der Fahrradkomponenten-Produktion von Asien nach Europa sieht Luksch zwar positiv, verweist dabei allerdings auf den zeitlichen Aspekt. Bis die Herstellung der Komponenten in nennenswertem Umfang wieder in Europa angesiedelt sei, dürften zehn Jahre oder mehr vergehen. Anders sei es mit Teilbereichen wie der Lackierung von Rahmen, die in Bulgarien geschieht. Die Fertigmontage findet schon seit Jahren in Hard statt.
Günther Bitschnau/wpa