Als Johannisbeeren verboten waren

Beeren bereichern unseren Speiseplan mit Geschmack, Vitaminen und natürlich Zucker.
Man macht sich selten einen Begriff über die kulinarische Einsilbigkeit früherer Zeiten. Nicht nur amerikanische Importpflanzen wie Tomaten, Kartoffeln oder Paprika fehlten damals noch auf dem Speiseplan, auch heimische Früchte und Gemüse waren noch lange noch nicht in jenen Kulturformen gezüchtet, die wir heute kennen. Die Früchte waren vielfach kleiner und nicht unbedingt favorabler im Geschmack. So setzte die großangelegte Zucht der Stachelbeere erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Großbritannien ein, obwohl ihre Urform auch in Nordeuropa beheimatet war. Im Hochmittelalter ist sie als Gartenpflanze belegt.
Für eine Nutzung in der Frühzeit gibt es keine Belege. Rote Ribisel, wie man sie in Innerösterreich nennt, und schwarze Johannisbeeren werden hingegen seit 500 bis 600 Jahren in Europa kultiviert. Die für die weitere Zucht verwendete Sorten Ribes rubrum and Ribes nigrum stammen wahrscheinlich aus Nordwesteuropa.
Besonders die schwarze Johannisbeere beziehungsweise ihre Blätter wurden auch als Heilmittel eingesetzt. Ihren Namen hat sie von der Reifezeit rund um den Gedenktag des Heiligen Johannes am 24. Juni. Auch die Johannisbeere soll erst ab dem 15. oder 16. Jahrhundert kultiviert worden sein. Nur wenige Samen wurden bei der archäologischen Auswertung alter Latrinen gefunden.
Das Ribiselverbot
Arten der Gattung Ribes, zu der Johannisbeeren und Stachelbeeren gehören, lassen sich aufgrund der nahen Verwandtschaft gern kreuzen. Aus den genannten beiden Pflanzen ist so die Jostabeere entstanden. Da europäische Stachelbeeren empfindlich gegen einen amerikanischen Mehltau sind, werden sie gerne mit resistenten amerikanischen Sorten wie der „Wild Gooseberry“ gekreuzt.
Eine europäische Pflanzenkrankheit wiederum führte in den 1920ern zu einem Verbot von Johannisbeeren in den USA. Sie dienten als Wirtspflanzen für einen Pilz, der die Weymouth-Kiefer angriff. Das Verbot wurde erst 1966 aufgehoben.

Unsere alten Freunde
Wesentlich länger als Stachel- und Johannisbeere begleiten andere, von Natur aus süßere Beeren die Menschheit. Dazu zählen etwa Heidel-, Erd-, Him- und Brombeeren. Sie wurden bereits in den Wäldern geerntet und gegessen, als der Mensch noch als Jäger und Sammler durch Europa zog. Für die frühen Menschen war neben dem guten Geschmack dieser Beeren auch von Bedeutung, dass man sie trocknen und lagern konnte. Damit wurde nicht nur die Kost im Winter aufgebessert, sondern auch Mangelerscheinungen in dieser Jahreszeit vorgebeugt.
Brombeere und Himbeere sind wenig überraschend eng verwandt und gehören zur Gattung Rubus. Im botanischen Sinn bringen beide Arten keine Beeren hervor, sondern Sammelsteinfrüchte. Wie die Ribisel wurden auch sie medizinisch eingesetzt.

Heidelbeeren werden ebenso seit langem vom Menschen genutzt. In der Antike wurden sie zum Färben von Kleidung und für den Vogelfang verwendet. Auch ihnen wurde von alters her heilende Wirkung nachgesagt. Der römische Schriftsteller Vergil (70–19 v. Chr.) erwähnte erstmals den heutigen Gattungsnamen Vaccinium, von dem sich der englische Name für Impfungen ableitet.