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Messepark buhlt um Kritiker

29.08.2023 • 18:38 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Geplanter Entwurf zur Messepark-Erweiterung. <span class="copyright">Messepark</span>
Geplanter Entwurf zur Messepark-Erweiterung. Messepark

Die Messepark-Eigentümer präsentierten am Dienstag ihren Entwurf für den geplanten Ausbau des Einkaufszentrums.

Es sei die letzte Chance auf eine Messeparkerweiterung, erklärte Eigentümervertreter Guntram Drexel bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Aus den vergangenen Niederlagen – zuletzt stoppte man die Planungen für einen Ausbau 2018 – scheint man gelernt zu haben. Die Planungen bieten nicht nur eine ansprechendere Fassadengestaltung für Vorarlbergs größtes Einkaufszentrum, sondern auch ein darüberhinausreichendes Angebot an die Öffentlichkeit und die Politik.

Breites Verkehrskonzept

Mit letzterer dürfte man sich im Vorfeld eng abgestimmt haben. Der Verkehrsplaner, den man für ein Gutachten engagierte, wurde auf Empfehlung von Land und Stadt ausgewählt. Was er präsentiert, soll viel Beruhigung für verschiedene Interessengruppen bieten: Die von Parkplatznot geplagte Dornbirner Messe soll die Stellflächen im Messepark wieder mitnutzen dürfen. Dafür werden diese, so der Plan, unterirdisch bis aufs Messegelände erweitert. Im Westen, dort wo jetzt Autos unter freiem Himmel stehen, soll ein Parkhaus errichtet werden. Die Außenparkplätze vor dem Haupteingang im Nordosten sollen dafür der Erweiterung des Einkaufszentrums selbst weichen.
Doch nicht nur die Stadt will man mit der Parkkooperation überzeugen, auch für kritische Bürger beziehungsweise die Grünen in der Landesregierung soll gebaut werden: Der neue Messepark werde nur auf bereits versiegelten Flächen errichtet, versichert Drexel. Außerdem möchte man die Messestraße um eine Fahrspur für Autos reduzieren, um großzügige Rad- und Fußwege anzulegen. Ein Gespräch mit der Radlobby sei geplant.

Überbaut werden sollen die Parkplätze im Wes­ten und im Nordosten. <br><span class="copyright">MESSEPARK</span>
Überbaut werden sollen die Parkplätze im Wes­ten und im Nordosten.
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Ein umfassendes Verkehrskonzept soll Kritiker abholen und Staus verhindern.<br><span class="copyright">MESSEPARK</span>
Ein umfassendes Verkehrskonzept soll Kritiker abholen und Staus verhindern.
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An den vorgeschlagenen Verkehrsmaßnahmen, zu denen unterirdische Zuleitungen zur geplanten Tiefgarage zählen, will man sich finanziell beteiligen. Durch eine Abfahrt vor dem Kreisverkehr soll der Verkehr aus der Schweiz direkt aufgenommen und so der Kreisel um zehn Prozent entlastet werden. Insgesamt wäre aber mit einem zusätzlichen Verkehrsaufkommen von sieben bis acht Prozent zu rechnen, heißt es vom Verkehrsgutachter.
Die Kundschaft aus der Schweiz ist auch einer der Gründe, warum man den Ausbau nun wieder einmal angehen will. Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie kommen 15 bis 20 Prozent weniger Kunden von „ennet der Grenze“, erklärte Drexel. Im Umkreis einer Autostunde leben 1,6 Millionen potenzielle Kunden, die man mit einem zeitgemäßen Einkaufszentrum ansprechen möchte.

Gemeinden skeptisch

Deutlich schwieriger als mancher Eidgenosse dürften sich die umliegenden Gemeinden und die Wirtschaftskammer vom Vorhaben überzeugen lassen. Sie versucht man mit Verzichtserklärungen der Eigentümerfamilie Drexel ins Boot zu holen. Diese besitzt weitere Grundstücke im Umfeld des Messeparks. Im Gegensatz zu anderen im Land habe man aber auch nur hier Boden im großen Stil erworben, erklärte Guntram Drexel mit implizitem Verweis auf die Oligarchisierung des Baugrundes in Vorarlberg. Nun will man für die Erweiterung des Messeparks andere Rechte aufgeben. Bei einem Areal im Südwesten würde man auf die Widmung als Verkaufsfläche verzichten. Das ehemalige Baumax-Areal im Westen gehört zwar nicht den Messeparkeigentümern, sie haben aber über das Eigentum am Gebäude und einen günstigen Pachtvertrag die weitgehende Verfügung. Hier würde man vertraglich darauf verzichten, die vorliegende Widmung zu nutzen. Bei einem weiteren Grundstück im Norden sieht man ohnehin keine Bebauungsoption auf absehbare Zeit.

Ob man damit die Kritiker zu überzeugen vermag, wird sich weisen. Im Vorfeld hatten sich der Bregenzerwald und einige Rheintalgemeinden ablehnend gezeigt. Auch die Wirtschaftskammer – sie sitzt durch ihre Rolle als Vertreterin des Groß- und Kleinhandels zwischen allen Stühlen – will zumindest eine Überarbeitung. Es spießt sich vor allem an den Verkaufsflächen für den Lebensmittelhandel. Dieser wird zunehmend attraktiver, weshalb Händler ihr sogenanntes Non-Food-Sortiment reduzieren.

Zusätzlich zur Messepark-Erweiterung soll auch die Außenfassade neu gestaltet werden. <span class="copyright">Messepark</span>
Zusätzlich zur Messepark-Erweiterung soll auch die Außenfassade neu gestaltet werden. Messepark

Die Interspar-Verkaufsfläche selbst könne man gar nicht erweitern, versichert Drexel. Die Argumente mancher Gemeinden verstehe er nicht. Wegen einiger Quadratmeter Lebensmittelhandel mehr, gefährde man nicht das Ortszentrum von Schröcken. Auch habe man die Auflage, nur solche Unternehmen anzusiedeln, die es in Vorarl­berg bisher nicht gebe oder die neue Konzepte umsetzten. „Der H&M geht nicht nach Andelsbuch und ein Planungsbüro von IKEA geht nicht nach Bludenz.“ Diese Gemeinden dürften sich aber weniger vor Großkonzernen fürchten, als vor allem was Kunden bei einem Messeparkbesuch nebenbei erledigen, vom Einkauf bis zum Essengehen. Schließlich gehören auch ihre Einwohner zu den 1,6 Millionen, die im Messeparkradius leben.

Stellungnahmen beim Land

Drexel sieht im vorliegenden Konzept eine Möglichkeit, Kaufkraft aus der Schweiz zurückzuholen. Schließlich sei der Messepark auch als Reaktion auf die Expansionspolitik von Migros errichtet worden. Dort habe man Ende der 1960er festgestellt, dass sich die Handelsinfrastruktur in Vorarlberg auf dem Niveau der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg befinde und vier neue Märkte an die Grenze gestellt.
Beim Land läuft derzeit das nötige Verfahren – 47 Stellungnahmen sind bereits eingelangt. „Nach Ende des Auflageverfahrens werden nun die Stellungnahmen für den Raumplanungsbeirat aufgearbeitet. Dieser wird sich mit dem Antrag auseinandersetzen und eine Empfehlung an die Landesregierung abgeben“, heißt es. Danach wäre die Stadt Dornbirn am Zug. Die ­Bauarbeiten selbst würden drei Jahre dauern, die Investitionskosten lägen bei über 100 Millionen Euro, so Drexel. Der Messepark wäre aus seiner Sicht dann finalisiert. Es handle sich um „die einzig mögliche Erweiterung“, die bestehende Fläche sei statisch nicht weiter überbaubar.