Zahl der Temposünder steigt und steigt

Hartinger
Warum die Bundespolizei in Vorarlberg nun erstmals in einem Halbjahr mehr als 100.000 Geschwindigkeitsübertretungen registrierte.
Erstmals hat die Zahl der Geschwindigkeitsübertretungen in einem Halbjahr die 100.000er-Marke überschritten. Konkret erwischte allein die Bundespolizei zwischen Jänner und Ende Juni dieses Jahres 104.279 Temposünder auf Vorarlbergs Straßen.
Der Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum hält sich mit rund fünf Prozent allerdings in Grenzen. Im ersten Halbjahr 2022 stand noch ein Plus von einem Drittel zu Buche.
Lasertechnik
Der Grund für den kontinuierlichen Anstieg der Geschwindigkeitsübertretungen liegt in der Technik: Nahezu alle stationären Messgeräte wurden mittlerweile auf Lasertechnologie umgerüstet. Diese Geräte können in beide Fahrtrichtungen messen und mehrere Fahrzeuge gleichzeitig erfassen. Verkehrspolizei-Chef Rudolf Salzgeber rechnet damit, dass die Zahl der Anzeigen in den nächsten Jahren weiter ansteigen wird. Gegen den Vorwurf der Abzocke wehrt er sich: „Überwacht wird dort, wo massive Übertretungen registriert werden oder gehäuft Unfälle stattfinden.“ Er weist zudem darauf hin, dass jene Lenker, die von den Geräten erfasst werden, deutlich zu schnell unterwegs seien.

Der Bundespolizei stehen knapp 40 Standorte für stationäre Messungen zur Verfügung, etwa ein Drittel der Kabinen ist gleichzeitig „scharf“. Neben den vollautomatischen Radar- und Lasergeräten, landläufig als Radarboxen bezeichnet, gibt es mobile Radar- und Lasergeräte, Laserpistolen, Abstands- und Lichtschrankenmessgeräte sowie in Zivilfahrzeuge eingebaute Nachfahrkameras.

Mehr als 230 km/h im Tunnel
Verstärkte Überwachungen finden seit einiger Zeit im Amberg- und Pfändertunnel statt. „Wir registrieren dort überproportional viele Geschwindigkeitsübertretungen“, berichtet Salzgeber. Dabei wird das erlaubte Tempo teilweise massiv überschritten. Negativer Spitzenreiter war im ersten Halbjahr ein Autofahrer aus der Schweiz, der im Pfändertunnel mehr als 230 km/h auf dem Tachometer hatte.
Wirkliche Raser bilden glücklicherweise die Ausnahme in der Statistik. Die überwiegende Zahl der Tempoüberschreitungen auf Vorarlbergs Straßen bewege sich zwischen 15 und 20 km/h, erklärt Salzgeber.
Vergleich Jänner bis Juni 2022 und 2023
Anzeigen 2022 2023 Veränderung
Laserpistole 1256 500 -60 Prozent
Stationäre Radar-und Lasergeräte 86.766 95.427 +10 Prozent
Sonstige (im Zuge 4052 3358 -17 Prozent
Abstandsmessung etc.):
Organmandate
Laserpistole 6168 4197 -32 Prozent
Radargeräte 472 172 -63,5 Prozent
Sonstige 487 625 +28 Prozent
Insgesamt 99.201 104.279 +5 Prozent

Anzeigenzahlen
Die Anzeigenzahlen variieren in den einzelnen Bereichen deutlich: So erfassten etwa die stationären Radar- und Lasergeräte im ersten Halbjahr mehr als 95.000 Geschwindigkeitsübertretungen, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von zehn Prozent bedeutet.
Einen Rückgang von 17 Prozent verzeichnete die Bundespolizei hingegen bei den im Zuge von Abstandsmessungen registrierten Geschwindigkeitsbeanstandungen. Ebenfalls ein deutliches Minus zeigte sich im ersten Halbjahr 2023 bei den Übertretungen, die mittels Laserpistole gemessen wurden.
Wem die Strafgelder zugutekommen
Wie berichtet, mussten KfZ-Lenker im vergangenen Jahr 26,6 Millionen Euro an die vier Bezirkshauptmannschaften überweisen, weil sie gegen die Straßenverkehrsordnung (StVO), das Kraftfahr- oder Führerscheingesetz (KFG, FSG) verstoßen haben. Die Einnahmen sind damit im Vergleich zu 2021 um acht Millionen (35 Prozent) gestiegen. Der Großteil der Millionen geht an den jeweiligen Straßenerhalter, also an Bund, Land, Gemeinde oder – wenn es die Autobahn oder Schnellstraße betrifft – an die Asfinag. 20 Prozent kommen dem Innenministerium bzw. der Bundespolizei zugute – außer bei Verwaltungsübertretungen auf Straßen in Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern, in diesen Fällen bleibt der Kommune die volle Summe. Wer mit dem Handy am Steuer erwischt wird, nicht angegurtet ist oder als Lkw-Fahrer die Ruhezeiten nicht einhält, wird nach dem KFG bestraft. Diese Gelder fließen in den Sozialfonds des Landes und damit vor allem in die Sozialhilfe.
Raserpaket
Zufrieden zeigt sich der Verkehrspolizei-Chef mit dem sogenannten Raserpaket, das zahlreiche Verschärfungen mit sich brachte. „Vermutlich wird es noch ein Weilchen dauern, bis das bei allen Verkehrsteilnehmern ankommt. Schlussendlich hoffen wir aber auf eine angepasstere Fahrweise“, sagt Salzgeber.