Wo bleibt der Mond?

Sogar Mondbeobachtungen sollte man gut planen. Der Supermond letzten Mittwoch war am frühen Abend kaum zu sehen.
Der ungefähre Sonnenlauf ist uns bestens bekannt. Über Vorarlberg steht die Sonne zu Sommerbeginn mittags 66 Grad hoch am Himmel, zu Winterbeginn steigt sie bescheidene 19 Grad über den Horizont. In einigen Tälern Vorarlbergs kommt die Sonne im Winter für einige Tage oder gar Wochen wegen der Topographie nicht über den tatsächlichen lokalen Horizont. Im Flachland ist die Planung von Sonnen- oder auch Mondbeobachtungen einfacher, da der tatsächliche mit dem theoretischen Horizont übereinstimmt.
Mondstände
Auch der Vollmond steht im Verlauf eines Jahres unterschiedlich hoch am Himmel. Aber die günstigen Beobachtungszeiten sind spiegelverkehrt. Im Winter steht der Vollmond hoch, im Sommer tief am Himmel. Ein recht einfacher geometrischer Zusammenhang macht dieses Phänomen verständlich. Die Sonne bewegt sich auf einer gedachten Linie, die um 23,5 Grad zum Himmeläquator geneigt ist. In einem Jahr durchwandert die Sonne die zwölf Sternbilder des Tierkreises. Der Mond durchläuft den Tierkreis innerhalb eines Monats. Bei Vollmond stehen sich Mond und Sonne gegenüber. Daher entspricht ein hoher Sonnenstand einem niederen Vollmondstand.
Supermond und Blue Moon
Die Mondnacht von Mittwoch auf Donnerstag letzter Woche wurde überall groß angekündigt. Einerseits gab es einen Supermond und zudem noch einen Blue Moon. Ein Beobachter, der den Mond gegen 21 Uhr beobachten wollte, musste den Blick nach Ostsüdosten richten. Dort war der Vollmond um 20.16 Uhr aufgegangen und stand gerade sechs Grad über dem Horizont. Jeder kleinste Hügel in dieser Richtung hätte die Beobachtung zunichte gemacht. Wo ist denn nur der groß angekündigte Supermond geblieben? Selbst im höchsten Punkt der nächtlichen Bahn um circa 0.30 Uhr war der Mond nur 27 Grad über dem Horizont, man konnte ihn leicht verpassen. Erfolgreiche Beobachter sahen eine beeindruckend große Mondkugel. Mit Supermond bezeichnet man die Position, wenn der Vollmond auf seiner elliptischen Erdumlaufbahn der Erde besonders nahe kommt.
356.500 Kilometer trennten die beiden Himmelskörper. Der scheinbare Monddurchmesser betrug 33,5 Bogenminuten (30 Bogenminuten sind ein halbes Grad). Das Phänomen wird reißerisch Supermond genannt. Tatsächlich ist der Größenunterschied des Mondes zwischen Erdnähe und Erdferne mit freiem Auge kaum wahrnehmbar.
Kein Supermond Ende September
Der kommende Vollmond am 29. September ist mit 33,1 Bogenminuten nur um ein Prozent kleiner. Niemand wird dann aber von einem Supermond sprechen, obwohl er direkt nach dem Aufgang in Horizontnähe fantastisch groß aussehen wird. Es ist ein psychologischer Effekt, der den tief stehenden Mond größer macht. Ein Fotovergleich oder noch einfacher die Größenabschätzung, wenn man den Mond mit ausgestrecktem Daumen abdeckt, entlarvt diese optische Täuschung.
Und Blue Moon bedeutet nur, dass es im Monat August zwei Vollmonde gab, nämlich am 1. und am 31. August. Nach einer bläulichen Mondfärbung wird man hingegen vergeblich Ausschau halten.
Halbmond
Ideal sind Mondbeobachtungen, wenn nur ein Teil des Mondes beleuchtet ist. An der Licht-Schatten-Grenze sind viele Details der Mondoberfläche zu erkennen. Am Abendhimmel steht der zunehmende Mond im Frühjahr hoch am Himmel. Im Herbst ist in der zweiten Nachthälfte der abnehmende Mond optimal zu beobachten. Ein hoher Mondstand ist für Fernrohr- und Teleskopbeobachter gleichermaßen günstig.
Robert Seeberger