Tempo oder kein Tempo, das ist hier die Frage

Heidi Salmhofer mit ihrer Kolumne in der NEUE am Sonntag.
Die Kleinfamilie Salmhofer konnte wieder ihren klassischen Wienurlaub antreten. Dieser Urlaub wurde zwecks verbesserter Mobilität mit dem Auto in die Wege geleitet. Wir haben im wahrsten Sinne des Wortes mit diesem Urlaub versucht, die Sintflut hinter uns zu lassen. Wir sind im Starkregen losgefahren, sind bis kurz nach St. Pölten im prasselnden Wolkenbruch geblieben (der Vorteil: die Kids wollten nur im äußersten Notfall aufs WC) und im tröpfelnden Ausklang in Wien angekommen. Was für uns jedoch ein Ausklang war, war für die Hiesigen hier erst der Beginn. Sobald ich unser Gepäck die drei Stockwerke ohne Lift (ohne Lift!) hinaufgeschleppt hatte, ging es in Wien los. Blitz und Donner veranlassten meinen kleinen Hund, auf weiteres Gassigehen zu verzichten und lieber noch „zamzuzwicken“.
Aber eigentlich will ich hier nicht über den Verzicht auf Pinkelpausen und dessen Vorteile schreiben, sondern über meine Erkenntnis einer stark verlangsamten Autofahrt. Nachdem ich mir während der Fahrt eher wie ein U-Boot vorkam, hielt ich es für angebracht, der Sicherheit Vorrang zu geben als dem Bedürfnis, um eine halbe Stunde früher am Ziel zu sein. Durch den Dauerregen konnte ich nie schneller als zwischen 80 und 100 Stundenkilometer fahren. Wie immer und allemal war es so, dass sich all jene, die trotz mehr als regennasser Fahrbahn mit überhöhter Geschwindigkeit an mir vorbeidonnerten, beim nächsten Unfall der, (man möge staunen) wegen überhöhter Geschwindigkeit bei regennasser Fahrbahn zustande kam, wieder vor mir standen. Man kommt – zumindest auf Langstrecken – in den aller seltensten Fällen wirklich um eine relevante Zeit früher an, wenn man schneller fährt. Aber das war keine neue Erkenntnis für mich. Wenn das Wetter es erlaubt, dann möchte ich auch die zumindest erlaubten 130 Stundenkilometer ausfahren.
Diesmal ging das nicht, und ich konnte es kaum glauben. Bei der Ankunft in Wien zeigte mein zuvor voller Tank Mittelstand an. Es war tatsächlich die Hälfte! (Wenn der Tank korrekt anzeigt, vorausgesetzt.) Nicht nur als statistische Aufzeichnung, sondern konkret erfahrbar stand die Anzeige auf halb. In meinem Kopf rechnete ich das letzte Autofahrjahr hoch und … tja. Ich hätte mehr Geld im Börserl und als großartigen Nebeneffekt die Umwelt etwas weniger mit schändlichem Zeug in der Luft zu kämpfen. Ich werde diese Erkenntnis jetzt in meinen Autofahrlebensstil integrieren. Nach einer gewissen Zeit der Selbstforschung gebe ich ein Update, wie viel tatsächlicher Zeitverlust durch verlangsamtes Autofahren zustande kommt. Stay tuned.
Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalistin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.