Abwechslungsreiche Sternennächte

Die Nächte werden spürbar länger. Unsere Reise beginnt mit dem Sonnenuntergang und hat fast alle hellen Planeten zum Ziel.
Die Sonne geht nur an zwei Tagen exakt im Westen unter: zum Herbstbeginn am 23. September und zum Frühlingsbeginn am 21. März. Am kommenden Samstag ist Herbstbeginn. Heute geht die Sonne um 19.30 Uhr nur vier Grad von der Westrichtung entfernt unter. Wenn wir einen guten Sonnenfilter (Spezialfolie) vor unser Fernglas montieren, sehen wir eine aktive Sonne. Das heißt, an ihrer Oberfläche sind mehrere dunkle Flecken erkennbar. An diesen Stellen treten starke Magnetfelder aus und sorgen dafür, dass ionisiertes Gas ins Weltall geschleudert wird.
Mondsichel
Letzten Freitag war Neumond und daher zeigt sich jetzt eine sehr schmale Sichel, die in den kommenden Tagen nur 7 bis 13 Grad über dem Horizont steht. Bei freier Sicht zum West- und Südwesthorizont lohnt sich die Suche. Der Mars steht vor seiner Konjunktion mit der Sonne. Man wird ihn vergeblich suchen, obwohl er sich bei Sonnenuntergang knapp über dem Westhorizont aufhält.
Jupiter und Saturn
Alle anderen Planeten sind sehr gut zu sehen. Jupiter ist extrem hell, ist im Osten ab circa 22 Uhr für eine Beobachtung hoch genug über dem Horizont und ist ein Objekt für die ganze Nacht. Idealerweise blickt man durch ein Fernglas und erkennt, dass Jupiter ein kleines Scheibchen ist. Es ist abgeplattet, weil Jupiter so rasch rotiert, sodass er einen Äquatorbauch ausbildet. Der Tanz der vier hellen, galileischen Monde lässt sich gut beobachten.
Saturn geht früher auf, steht um 22 Uhr im Südosten circa 25 Grad über dem Horizont. Er ist mit 0,5 Magnituden deutlich schwächer als Jupiter und dennoch heller als die meisten Sterne. Er steht vor dem Sternbild Wassermann, das sehr ausgedehnt ist und in dem fast 100 Sterne von freiem Auge sichtbar sein müssten. Dennoch kann es bei aufgehelltem Himmel (z. B. im Stadtgebiet) sein, dass kein einziger Stern des Wassermanns zu erkennen ist und nur Saturn seine Richtung anzeigt. Ab 30-facher Vergrößerung wird der großartige Saturn-Ring sichtbar. Spektive, wie sie Jäger und Naturbeobachter benutzen, zeigen das frei schwebende Gebilde.
Innere Planeten
Die inneren Planeten Venus und Merkur befinden sich am Morgenhimmel. Ab 4.30 Uhr wird die extrem helle Venus als Morgenstern im Osten sehr auffallend und kann bis zum Sonnenaufgang verfolgt werden. Im Fernglas erkennt man ihre Sichelgestalt. Wegen seiner Nähe zur Sonne ist Merkur selten zu beobachten. Die nächsten Tage sind günstig. Um circa 6.30 Uhr ist Merkur knapp über dem Osthorizont zu finden.
Kepheus
In einer so langen Nacht stehen abends die Sommersternbilder im Süden, während morgens bereits die Wintersternbilder erscheinen. Um den Himmelspol sind Kassiopeia (Himmel-W) sowie großer und kleiner Wagen gut zu sehen. Gegen 22 Uhr steht hoch im Norden Kepheus, der wie die Kinderzeichnung eines Hauses mit Giebeldach ausschaut. Derzeit weist das Dach nach unten. Der äthiopische König Kepheus und seine Tochter Andromeda sind Nachbarn am Himmel. Die Mythologie erzählt eine Geschichte, in der Andromeda durch Perseus von den Fängen des Ungeheuers Cetus gerettet wird. Alle Sternbilder der Geschichte sind in dieser Region. In Kepheus befinden sich zwei veränderliche Sterne von Bedeutung. Delta Cephei ist ein Schlüsselstern zur Vermessung des Alls. Der Granatstern wurde von Wilhelm Herschel wegen seiner roten Farbe so bezeichnet. Im Fernglas kommt die Farbe des 2800 Lichtjahre entfernten Überriesen gut zur Geltung.
Robert Seeberger