Erntedank im Zeichen der Sonnenblume

Kommenden Freitag wird in Bregenz das Erntedankfest gefeiert. Zudem wird Vorarlbergs längste Sonnenblume gekürt.
Eine besondere Tradition wird am kommenden Freitag in Bregenz gepflegt. Von 8 Uhr bis 14 Uhr geht in der Unteren Kaiserstraße das Erntedankfest der Bäuerinnen sowie der Bauernmarktfahrerinnen und -fahrer über die Bühne. Zeitgleich findet in der Kaiserstraße von 7.30 Uhr bis 12 Uhr wie jeden Freitag der Bauernmarkt statt. Eines der Highlights wird gegen 12.15 Uhr der Einzug des Erntedankwagens sein, der von den Leiblachtaler Bäuerinnen geschmückt worden ist, berichten Alexandra Feuerstein und Carolina Trauner von der Landwirtschaftskammer. Im Anschluss wird die Ernte des Jahres dann gesegnet.

„Erntedank ist ein besonderes Ereignis für die Bäuerinnen und Bauern, weil man sieht, was man das ganze Jahr über getan hat“, erklärt Carolina Trauner von der Bäuerinnenorganisation. Der Fokus liegt dabei nicht darauf, wie die Ernte des jeweiligen Jahres ausgefallen ist: „Das Positive überwiegt an diesem Tag“, ergänzt Alexandra Feuerstein, die in der Landwirtschaftskammer im Bereich Direktvermarktung tätig ist und als Geschäftsführerin des Vereins vom Ländle Bur fungiert.

Daher wird Erntedank auch in zahlreichen Städten und Gemeinden des Landes entsprechend gefeiert und nicht nur beim großen Fest in der Landeshauptstadt. Die Veranstaltung soll nicht nur eine Feier zum Abschluss des Bauernjahres sein, sondern der Bevölkerung soll auch die Möglichkeit geboten werden, sich mit den Erzeugerinnen und Erzeugern der landwirtschaftlichen Produkte auszutauschen. Daher sind neben den Marktfahrerinnen und -fahrern auch die heimischen Bäuerinnnen mit zwei Ständen vertreten, um Interessierten Rede und Antwort zu stehen.

Als weiterer Höhepunkt wird auf dem Fest auch noch die Siegerehrung des heurigen Sonnenblumenwettbewerbs des Vereins vom Ländle Bur durchgeführt. Die Teilnehmenden waren dazu aufgerufen, im Frühjahr Sonnenblumen auszusäen und diese dann zu hegen und zu pflegen. Beim Erntedankfest wird dann die längste Sonnenblume des Landes prämiert. Unter allen Teilnehmenden werden zudem Preise verlost. Alexandra Feuerstein weiß bereits, welches die längste Sonnenblume Vorarlbergs ist. Verkündet wird das Ergebnis allerdings erst am Freitag.
Bauerngärten
Der Wettbewerb sollte für die Teilnehmenden eine Möglichkeit sein, selbst zu erleben, wie viel Arbeit es ist, eine Pflanze „großzuziehen“, um dann die Früchte seiner Arbeit zu ernten. „Es ist nicht damit getan, einfach ein Samenkorn in die Erde zu stecken“, bringt es Alexandra Feuerstein auf den Punkt. Als Ertragspflanze in der Landwirtschaft spielen Sonnenblumen in Vorarlberg keine bedeutende Rolle, erklären die beiden Expertinnen. Allerdings seien die Blumen praktisch in jedem Bauerngarten zu finden. Und kommenden Freitag wird die längste Sonnenblume des Landes in Bregenz gekürt.
Hintergrund
Sonnenblumen stammen ursprünglich aus Nord- und Mittelamerika. Um das Jahr 1510 wurden dann aber erstmals Kerne der Pflanze nach Europa gebracht, heißt es in einem Bericht der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. Erst habe die Blume aus der Familie der Korbblütler als Zierpflanze gedient. Mittlerweile zählt die Sonnenblume zu den wichtigsten Ölpflanzen. Aus den Kernen wird Öl gewonnen, der dabei entstehende Presskuchen wird als Viehfutter verwendet. Geschälte Sonnenblumenkerne werden aber auch für Backwaren oder als Vogelfutter verwendet.

Wie das Magazin „agrarheute“ 2022 berichtete, ist die Europäische Union ein weltweit bedeutender Produzent von Sonnenblumenkernen. So wurden in den Mitgliedsstaten im Jahr 2021 insgesamt knapp 10,5 Millionen Tonnen. Damit lag die EU im weltweiten Vergleich auf Platz drei hinter der Ukraine und Russland, wo jeweils etwa 15 Millionen Tonnen geerntet wurden.
Platz elf in Europa
Österreich spielt beim Sonnenblumenanbau keine allzu große Rolle im europäischen Vergleich. Laut „agrarheute“ wurden hier 2021 insgesamt 74.000 Tonnen Sonnenblumenkerne geerntet. Innerhalb der EU lag Österreich damit auf dem elften Platz. Deutlich höher fiel die Ernte bei Spitzenreiter Rumänien aus. Drei Millionen Tonnen Sonnenblumenkerne standen zubuche. Weitere beudeutende Anbauländer sind Bulgarien (1,9 Millionen Tonnen), Frankreich (1,9 Millionen Tonnen) und Ungarn (1,7 Millionen Tonnen).
Niederösterreich vorne
Innerhalb Österreichs glänzt im Sonnenblumenanbau vor allem Niederösterreich. Wie Zahlen der Statistik Austria zeigen, befindet sich ein Großteil der 24.291 Hektar Anbaufläche im Jahr 2022 in Niederösterreich. Dort wurden auf insgesamt 19.089 Hektar Sonnenblumen gepflanzt. Dementsprechend stammt auch ein Großteil der jährlichen Ernte aus Österreichs flächenmäßig größtem Bundesland. Bundesweit wurden 2022 insgesamt 56.376 Tonnen Sonnenblumenkerne eingefahren. 45.872 Tonnen davon stammten aus Niederösterreich.

Ein Hektar Anbaufläche
Vorarlberg spielt in der Statistik keine große Rolle. Auf gerade einmal einem Hektar Anbaufläche wurden im vergangenen Jahr zwei Tonnen Sonnenblumen geerntet. Das Ländle lag damit sogar hinter der Bundeshauptstadt Wien, wo auf 28 Hektar 55 Tonnen Sonnenblumenkerne geerntet wurden.