Vom Feld über den Hofladen in den Mund

Direkter als beim Bauern kaufen geht nicht. Hier gibt es Vielfalt und Qualität und manchmal auch ein persönliches Gespräch.
Hofläden sind für Landwirte eine Schnittstelle zu ihren Kundinnen und Kunden. Diese Schnittstelle ist sehr unterschiedlich ausgestaltet, ist von Hof zu Hof unterschiedlich. Zu Corona-Hochzeiten wurde deutlich, wie wichtig Hofläden sind, denn hier konnte sich jeder bedienen ohne Ansteckungsrisiko. Je nach dem besteht der Hofladen aus einem Kühlschrank mit Landjägern, Würsten und Schinken, mit Joghurt und Eiern, und aus einem Regal mit Äpfeln, Birnen, Zwetschken oder anderem saisonalem Obst und auch Kartoffeln und Gemüse.
Selten gibt es Bauern, die sich hinstellen und die Produkte persönlich verkaufen, häufiger eine Kassa, in die das Geld eingeworfen werden kann. Oft kann bei Fragen oder fehlendem Wechselgeld geklingelt werden. In der Regel funktioniert dieses stille Übereinkommen. Manchmal hängen aber auch Schilder draußen wie bei einem Bildsteiner Bauern: „Da in letzter Zeit die Diebstähle massiv zugenommen haben, bleibt unser Kühlschrank vorerst leer. Wenn Sie Wurst oder Fleisch kaufen wollen, bitte klingeln.“ Das ist bitter, nicht nur für den Bauern, sondern auch für die Kunden. Es untergräbt die Funktionsweise der Hofläden.

Botschafter für Lebensmittel
gen von ihrer Vertrauenskassa. Von November bis März ist ihr Hofladen vom Winderhof nämlich geöffnet, im Gegensatz zu den Sommermonaten steht aber niemand mit Informationen über die Produkte, Rezepttipps oder das persönliche Gespräch bereit. Vielmehr wirft man das passende Geld einfach in die Kassa an der Seite. Das klappt, versichert Winder. „Wir haben das Gefühl, die Leute sind froh, wenn sie über Selbstbedienung noch kurz etwas kaufen gehen können. Wir geben diesen Vertrauensvorschuss gerne und sind mit dem Ergebnis zufrieden.“
Der Laden ist für Winders wichtig. Sie haben ihn vor rund zehn Jahren eingerichtet. „Angefangen haben wir mit einem Tisch und einem Regal“, denkt Winder zurück und lacht. Inzwischen ist es ein großzügiger Verkaufsraum aus hellem Holz, hier flanieren oft Leute durch die Regale und sammeln selbstgemachte Liköre, Marmeladen, Himbeeren oder Kürbisse ein und wechseln mit Theresia Winder hinter der Kassa ein paar nette Worte. „Wenn statt mir jemand anders hinterm Tresen steht, ist das erste, was ich zu ihr oder ihm sage: ,Freundlichkeit ist das Wichtigste. Als Bauern sind wir Botschafter von Lebensmitteln. Es wird immer wichtiger, dass wir über unsere Arbeit sprechen, über die Natur, was Landwirtschaft leistet, weil die Leute immer weniger Bezug zu Lebensmitteln haben.‘ Das Gesündeste ist jetzt zum Beispiel Krautsalat, immer das, was gerade wächst und frisch ist.“
Pflanzen und Beeren
Eine Frau kauft Kürbisse. „Erntet ihr das alles selber?“, fragt sie perplex. Winder bejaht und erklärt, wo die Kürbisse in Dornbirn wachsen. „Wir machen Wechselfruchtfolge“, sagt sie und beschreibt gleich, was das heißt. Im einen Jahr diese Frucht, im nächsten eine andere, damit der Boden nicht ausgelaugt wird.
Sie erzählt im Interview, dass sie mit ihrem Mann und ihrem Schwager jetzt seit 30 Jahren Landwirtschaft betreibt. Inzwischen haben sie herausgefunden, wie alles am besten wächst. „Für die Erdbeerpflanzen geben wir allein 20.000 Euro aus. Aber nur mit hochwertigen Pflanzen bekomme ich auch ein hochwertiges Produkt. Außerdem haben wir inzwischen fast alle Erdbeerpflanzen unter Folie, weil es hier einfach viel regnet, während sie reifen.“
Was in Dornbirn funktioniert, muss anderswo noch lange nicht so klappen. Winder sagt, dass sie nicht planen, noch viel zu erweitern oder auszubauen, sondern bei dem in der jetzigen Größe zu bleiben, das sich bewährt hat. „Für einen Betrieb wie unseren muss man brennen. Wir haben den Beerenbetrieb mit unseren eigenen Händen aufgebaut. Es ist eine schöne Arbeit, und leben kann man auch davon, aber es ist eben immer auch viel zu tun.“

Neue Herausforderungen
Dazu kommen Herausforderungen, die die sich ändernden Rahmenbedingungen mit sich bringen. Das Klima wird teils nasser, teils heißer, darauf müssen sich die Landwirte einstellen, soweit das geht. „Manchmal läuft es im einen Jahr mit einer Kultur besser, im andern Jahr schlechter. Und wenn mal der Holundersirup aus ist, müssen wir eben warten bis zur nächsten Blüte. Aber wir haben Kunden, die damit umzugehen wissen.“ Theresia Winder ist für den Verkauf zuständig, im Laden wie auf dem Markt in Dornbirn. Vorarlberg ist milch- und fleischlastig, sagt sie.
„Es wäre einfacher, nur Kühe und Gras zu haben. Aber ich würde die Vielfalt vermissen.“ Eine Kundin kauft gerade Kürbisse und Süßmost, den Andreas Krammel in Lustenau für Winders presst. „Ich kaufe gerne und regelmäßig bei Winders, weil es ein regionaler, familiär geführter Betrieb ist, der naturnah wirtschaftet. Ich nehme durchs Jahr alles mit, vom Spargel im Frühjahr bis zum Kürbis im Herbst. Und dass es gut ist, sag ich auch weiter.“