Eine kleine Geschichte des Knoblauchs

Der Knoblauch hat geschmacklich viele, geruchlich weniger Freunde. Seit Jahrtausenden nutzt ihn die Menschheit als Nahrungsmittel, aber auch zu medizinischen Zwecken.
Selten schmecken gesunde Dinge gut, noch seltener schmecken sie zwar gut, verleihen aber einen unangenehmen Geruch. Auf den Knoblauch trifft alles das zu.
Die im Lateinischen als Allium sativum, das heißt kultivierter Lauch oder Saatlauch, bekannte Pflanze hat eine ähnlich lange Kulturgeschichte wie seine, an dieser Stelle schon einmal behandelte Schwester, die Zwiebel. Ägypter und Inder verwendeten ihn schon vor 5000 Jahren. Als Wildpflanze kommt er heute nur noch in Zentralasien vor. Das Verbreitungsgebiet könnte aber ursprünglich größer gewesen sein.
Unterschieden werden zwei Varianten, die man im Englischen passend „soft neck“ und „hard neck“ nennt. Sie unterscheiden sich dadurch, dass bei letzterem der Stängel durch die Zehen hindurch bis zum Wurzelansatz reicht. Diese Sorte wurde bereits im antiken Ägypten kultiviert.
Geringe genetische Varianz
Dass der Kulturknoblauch lange Zeit de facto ausschließlich über seine Zehen und nicht über Samen vermehrt wurde – die Pflanze bildet normalerweise keine solchen aus –, hielt die genetische Vielfalt der Pflanzenart niedrig. Denn jede Zehe ist ein exakter Klon der Mutterpflanze. Forscher schätzen, dass es bis in die 1980er weltweit nur einige Tausend genetisch verschiedene Exemplare gab. Vor etwa 40 Jahren wurde dann die Samenvermehrung des Kulturknoblauchs ermöglicht.
Im privaten Gartenbau wird die Pflanze in der Regel nach wie vor über einzelne Zehen vermehrt. Die Vermehrung über Saatknollen, sogenannte Bulbillen dauert zwei Saisonen. Als Steckzehen eignen sich inakte, saubere Exemplare aus dem Lebensmittelhandel für gewöhnlich ebenso gut wie das verhältnismäßig teure Saatgut, das in Gartenmärkten angeboten wird.

Allium haut alle um
Für den Geschmack und Gestank ist ein Sulfit verantwortlich, das nach der Pflanze benannt wurde: Allicin. Es entwickelt seinen Geruch erst, wenn die Knoblauchzehe verletzt wird. Ursprünglich sollten dadurch Fraßfeinde abgehalten werden.
Allicin wirkt aber auch begrenzt antibiotisch, antiviral und antimykotisch – ein Umstand, der bereits im Altertum erkannt wurde und zum Einsatz des Knoblauchs in der Volksheilkunde führte. Der Wirkstoff führt auch zur Blutverdünnung und senkt den Blutdruck. Auch Louis Pasteur beschrieb die antibiotische Wirkung der Knolle.
Neben den medizinischen Eigenschaften machten den Knoblauch auch seine Lagerfähigkeit und Nahrhaftigkeit beliebt. Bereits den Athleten im antiken Olympia sollen seine Zehen als biologisches Dopingmittel verabreicht worden sein. Aktuell ist übrigens noch die richtige Zeit, um Knoblauch zu setzen, der im nächsten Jahr geerntet werden kann. Am Beetrand hält er mitunter auch die Schnecken fern.