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S 18: Die zwei Seiten derselben Medaille

04.11.2023 • 23:00 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Eugen Schneider und Karina Lechtaler bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am 6. Februar für Sofortmaßnahmen zur Verkehrsentlastung in Lustenau. <span class="copyright">Stiplovsek</span>
Eugen Schneider und Karina Lechtaler bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am 6. Februar für Sofortmaßnahmen zur Verkehrsentlastung in Lustenau. Stiplovsek

Karina Lechtaler und Eugen Schneider, die Vertreter zweier Bürgerinitiativen, haben bezüglich der S 18 unterschiedliche Ansichten.

Bei der Frage, ob die Bodensee-Schnellstraße S 18 in Lustenau errichtet werden soll, könnten die Ansichten von Karina Lechtaler und Eugen Schneider nicht weiter voneinander entfernt sein. Lechtaler ist als verkehrsgeplagte Anrainerin der viel befahrenen L 203, die mitten durch den Ort führt, und als Mitglied der Initiative Lebensraum Lustenau für die Errichtung der Schnellstraße. Schneider engagiert sich dagegen beim Verein Lebensraum Zukunft Lustenau und ist entsprechend gegen eine Umsetzung des Projekts.

Die S 18 soll für Lustenau eine Verkehrsentlastung bringen. Am 19. November ist die Bevölkerung zur Volksbefragung aufgerufen. <span class="copyright">Marktgemeinde Lustenau</span>
Die S 18 soll für Lustenau eine Verkehrsentlastung bringen. Am 19. November ist die Bevölkerung zur Volksbefragung aufgerufen. Marktgemeinde Lustenau

Und dennoch sind sie sich einig, dass es in der Gemeinde dringend Maßnahmen zur Verkehrsentlastung braucht. Im Februar haben die beiden Initiativen aus diesem Grund sogar eine gemeinsame Pressekonferenz abgehalten, um ihre Ideen für eine Verbesserung der Situation zu präsentieren, die kurzfristig umgesetzt werden könnten. Seitdem ist man mit den zuständigen Stellen in der Kommune und im Land bezüglich dieser Entlastungsvorschläge im Austausch.

Volksbefragung

Über eine langfristig geplante Maßnahme soll dagegen am 19. November die Lustenauer Bevölkerung abstimmen. In einer Volksbefragung wollen die politisch Verantwortlichen von den Wahlberechtigten wissen, ob „die Marktgemeinde Lustenau als Partei in behördlichen Verfahren sowie in deren Vorfeld alle rechtlichen und politischen Mittel ergreifen [soll], um den Bau der S 18, Variante CP (östliche Ortsumfahrung entlang des Siedlungsrandes), zu ermöglichen“. Obwohl das Ergebnis der Volksbefragung für die Gemeindevertretung nicht bindend ist, ist die klare Frage an die Bevölkerung, ob diese für den Bau der S 18 in der von der Asfinag vorgeschlagenen Form ist. Wie die Umsetzung geplant ist, soll am kommenden Mittwoch um 19 Uhr im Reichshofsaal erläutert werden. Denn an diesem Termin geht eine Informationsveranstaltung über die Volksbefragung mit Vertretern der Asfinag, der Gemeinde und des Landes über die Bühne. Die Bürgerinnen und Bürger sollen dabei auch die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen.

<strong>Irmgard Fitz, Lustenau:</strong><br>Ich stehe für die S 18 ein. Lustenau braucht eine Entlastung vom Verkehr, die hoffentlich schnell zustande kommt. Wegen den vielen Staus verkaufen die Leute schon Häuser. <span class="copyright">Klaus Hartinger/Tobias Holzer (4)</span>
Irmgard Fitz, Lustenau:
Ich stehe für die S 18 ein. Lustenau braucht eine Entlastung vom Verkehr, die hoffentlich schnell zustande kommt. Wegen den vielen Staus verkaufen die Leute schon Häuser. Klaus Hartinger/Tobias Holzer (4)

Lechtaler sieht die Volksbefragung am 19. November jedoch skeptisch: „Die Bevölkerung wurde zu wenig informiert. Es gibt zwar eine Informationsbroschüre der Gemeinde, aber in dieser fehlen wichtige Fakten.“ So werde beispielsweise nicht erwähnt, dass durch die S 18 auch die Rheindeltagemeinden an die A 14 angebunden würden. Dadurch werde nicht nur die L 203 in Lustenau vom Lkw-Verkehr entlastet, sondern auch die Gemeindezentren von Höchst oder Fußach. Ebenso wird in der Broschüre aus Sicht der ­Vertreterin von Lebensraum Lustenau zu wenig hervorgehoben, dass die vorgesehene Umsetzung der S 18 eine komplette Untertunnelung vorsieht. Ebenso bemängelt sie, dass der vom Klimaschutzministerium ins Spiel gebrachten Südvariante im Informationsfolder Platz eingeräumt wird. Diese sei keine Alternative zur S 18, ist Lechtaler überzeugt. Sie hofft darauf, dass es bei der Veranstaltung am kommenden Mittwoch mehr Informationen zur geplanten Umsetzung der Schnellstraße geben wird.

Die Gemeinde informiert in einem Folder über die Volksbefragung zur S 18. <span class="copyright">Marktgemeinde Lustenau</span>
Die Gemeinde informiert in einem Folder über die Volksbefragung zur S 18. Marktgemeinde Lustenau

Diese Hoffnung hat auch Schneider. Denn er ist mit der bisherigen Kommunikationspolitik zum geplanten Großprojekt nicht zufrieden und denkt ebenfalls, dass die Bevölkerung zu wenig darüber informiert worden ist: „Wir bekommen sehr viele Anfragen darüber, wie die Planungen ausschauen.“ So würden Bürgerinnen und Bürger beispielsweise wissen wollen, wie die Untertunnelung angesichts der Bodenverhältnisse funktionieren soll. „Die Menschen in der Gemeinde wissen, wie schwierig das ist.“ Schneider hofft daher auch darauf, dass in der Informationsveranstaltung auch diese Fragen beantwortet werden.

<strong>Caroline Mutschler, Lustenau:</strong><br>Auf der einen Seite wäre die S 18 ein starker Eingriff in die Natur, auf der anderen Seite würde sie eine große Entlastung bringen. Es ist eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera. <span class="copyright">Klaus Hartinger/Tobias Holzer (4)</span>
Caroline Mutschler, Lustenau:
Auf der einen Seite wäre die S 18 ein starker Eingriff in die Natur, auf der anderen Seite würde sie eine große Entlastung bringen. Es ist eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera. Klaus Hartinger/Tobias Holzer (4)

Doch die beiden Vertreter der Bürgerinitiativen sind sich nicht nur bezüglich der Informationspolitik im Vorfeld der Volksbefragung einig. Sie eint auch die Befürchtung, dass viele Bürgerinnen und Bürger möglicherweise nicht an der Abstimmung teilnehmen werden. Zu lange dauere die Diskussion über die S 18 schon. Bei vielen Menschen in der Gemeinde habe sich diesbezüglich eine gewisse Gleichgültigkeit breitgemacht.

Appell

Lechtaler und Schneider appellieren daher an die Wahlberechtigten, an der Volksbefragung teilzunehmen. Denn es gehe um eine wichtige Richtungsentscheidung für die Marktgemeinde. Denn die Verkehrsbelastung betreffe nicht nur die Anrainer der L 203, sondern wirke sich auf die gesamte Kommune aus. Und auch wenn die Vertreter der beiden Bürgerinitiativen unterschiedliche Ansichten haben, ob die S 18 die richtige Lösung ist, sind sie vereint in ihrem Kampf, die Menschen in Lustenau vom Verkehr zu entlasten.