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Evangeliumkommentar: Umdenken

HEUTE • 09:00 Uhr
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Johannes der Täufer tauft Jesus im Jordan: Der Ruf zur Umkehr, wie ihn das Evangelium im Advent in den Mittelpunkt stellt, bleibt zeitlos aktuell. Shutterstock

In unseren wöchentlichen Evangelienkommentaren geben Geistliche, Religionslehrerinnen, Theologinnen und andere ihre Gedanken zum Sonntagsevangelium weiter. Heute mit Tabea Lenz, katholische Religionslehrerin.

Sonntagsevangelium

In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Er war es, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat: Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung. Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt? Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben ja Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams machen. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch nur mit Wasser (zum Zeichen) der Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand; er wird die Spreu vom Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune bringen; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen. Matthäus 3,1-12

Umdenken

Johannes der Täufer ist eine besondere Gestalt des Neuen Testaments, sowohl sein Auftreten, als auch seine Aussagen sind etwas gewöhnungsbedürftig. Dabei nimmt er eine wichtige Rolle in der Bekanntmachung von Jesus ein. In der Wüste verkündet er die Ankunft von Jesus, fordert die Menschen zur Umkehr auf und tauft sie. Dabei geht er mit den Pharisäern und Sadduzäern hart ins Gericht und verweist immer wieder auf die Kraft von demjenigen, der nach ihm kommt. Trotz der dichten Fülle dieser zwölf Verse lässt sich die wichtigste Aussage dieses Evangeliums klar erkennen: Kehrt um!

Meine erste Reaktion auf die Aussagen des Johannes ist etwas verhalten, seine Aufforderungen sind sehr direkt und scheinen wesentliche Veränderungen und Einschnitte des Lebens zum Ziel zu haben. Doch mein zweiter Gedanke geht vielmehr dahin, dass wir ständig mit kleinen und großen Herausforderungen und Entscheidungen konfrontiert sind, die unser Umdenken erfordern. Dabei scheint es die Kunst zu sein, diesen Ruf nach einer Veränderung in unserem Leben als etwas Positives zu verstehen, was uns näher zu Gott bringt.

Johannes der Täufer lädt uns in diesem Evangelium dazu ein, an unwichtigen und entscheidenden Weggabelungen unseres Lebens innezuhalten und uns zu fragen, welchen Weg sich Jesus wohl für uns gewünscht hätte. Mit welcher Einstellung können wir eine Herausforderung bewältigen, da wir uns des Heiligen Geistes an unserer Seite sicher sein dürfen? Wenn wir derartige Gedanken annehmen und umdenken, ebenen wir den Weg für Jesus, der zu Weihnachten als unscheinbares Kind die unendliche Liebe Gottes auf diese Welt bringt.

Die Botschaft dieses Evangeliums passt wunderbar in die Zeit des Advents, der uns Tag für Tag näher zu Weihnachten bringt, an dem wir Christinnen und Christen das Ankommen von Jesus feiern. Jedes Jahr muss ich mich allerdings wieder der Herausforderung stellen, dieses Ankommen des Jesuskindes im ganzen Weihnachtstrubel und den kleinen und großen Aufgaben des Alltags zuzulassen, mich bewusst dafür zu entscheiden. Doch wenn diese Gratwanderung gelingt, werden vielleicht auch wir zu Wegbereiterinnen und Wegbereitern für Jesus und seine Botschaft.

Tabea Lenz
Tabea Lenz ist katholische Religionslehrerin.