Davenna, ungeahnt schön

Geschichtenerzählerin Hertha Glück wanderte von Bartholomäberg auf die Davenna.
Kurzbeschreibung
Besonderes: Auf der Route lassen Gebäude, Wiesen, Felsformationen und Ausblicke staunen.
Anforderung und Gehzeit: In fünfeinhalb bis sechs Stunden werden knappe 900 Höhenmeter auf- und 900 abwärts gemeistert.
Markierungen: gelb-weiß, weiß-rot-weiß
Charakter der Wege: wenig Straße, Forst-, Wiesen-, Alp- und Bergwege
Tipps: Weidezäune, rutschig bei Nässe
Kultur und Natur: Kath. Pfarrkirche hl. Bartholomäus und Friedhof, Pfarrhof, Frühmesshaus, Bergbaugebiet Knappagruaba, Bergknappenweg, Fritzensee, Europaschutzgebiet Davenna, Alpe Latons, Kapelle hl. Johannes
Anziehen und Mitnehmen: gutes Schuhwerk, Wetterkleidung, Wanderstöcke empfohlen
Einkehrmöglichkeiten: Bartholomäberg, Alpe Latons, Rellseck
Start und Ende: Bartholomäberg Kirche
Mit der Pfarrkirche hl. Bartholomäus im Rücken schreitet man durchs Dorf zwischen Dorflädile, Pfarrhof und Frühmesshaus aufwärts in Richtung Fritzensee/Bergknappen-Weg. Die erste Abzweigung rechts geleitet zwischen schönen Montafoner Häusern Straßenkurven nach oben. Achtung, am Waldesrand übernimmt links ab ein Holztreppen-Waldweg und lässt rasch an Höhe gewinnen. Nochmals über die Straße und den Hang hinauf, passiert man mehrere Lehrtafeln über die Besiedelung und den Bergbau Bartholomäbergs.

Nun folgen über den ansteigenden Wiesenweg die geschichtsträchtige Knappagruaba und das Historische Bergwerk, Zeugnisse von einstigem Bergbau in dieser Gegend. Noch leicht links über die Hügelkuppe und die nächste Sehenswürdigkeit, der Fritzensee mit der Zimba im Wasserspiegel oder direkt im Fokus begeistern jegliches Wandererherz. Links geht es weiter am Bergseeufer und weiters über den Forstweg in Richtung Monteneu und in Kürze direkt zur Alpe Latons.
Bald wandert man über einen leicht ansteigenden Wiesenweg, gesäumt von Silberdistel, Enziane, Augentrost und eine Alphütte ist schöner als die andere. Bei der verborgenen Jagdhütte in der Höhe von 1692 Metern überwältigt der Bergspitzenblick im leichten Uhrzeigersinn zur Drusenfluh und Drei Türme, Golmer Joch, Saulakopf, Zimba und Großer Valkastiel.

Alplegi
Über den Forstweg, schmalen Pfad und wieder Forstweg im leichten Auf und Ab erreicht man in vierzig Minuten Alplegi mit 1800 Höhenmetern und einem fantastischen Ausblick über die Alpe Latons hinweg ins Klostertal. Wieder im leichten Uhrzeigersinn stechen die Pitschiköpfe, mittig der Schafberg, dahinter die Rote Wand und davor der Roggelskopf ins Auge. Aber immer noch zeigt sich der Zielberg, die Davenna nicht.
Jetzt muss man eine kurze Weile absteigen, um linksseitig die Schuttfluren, mächtige Dolomitschutthänge bewachsen von kargen Föhren- und Latschenbestände zu queren. Der Zwölferkopf ist bald im Fokus und kann auch ohne markierten Steig in zehn Minuten einen Weg bezwungen werden. Oder gleich weiter hinauf zum Spitzguaf Förgili, das einen ungeahnten Tiefblick ins Tal bietet.

Wieder zurück zum Hauptweg geht es nun der Davenna zu, die sich erst in den letzten Wanderminuten vollends zeigt und rasch bestiegen ist. Weit hinaus sieht man über die Alpenstadt Bludenz bis zum oberen Rheintal mit Alpstein.
Der westlichste Gipfel des Verwalls strahlt Ruhe aus und offeriert einem ein bezauberndes 360 Grad Panorama an Gipfel und Himmel, an Täler und Alpen, an Fauna und Flora. Weiters sehen wagemutige am Felsenkamm über die Gipshalden bis hinab nach Valeu und St. Anton im Europaschutzgebiet Davenna.

Rückweg
Gut gerastet kann der Rückweg nach Rellseck, Bartholomäberg Kirche unters Schuhwerk genommen werden. Im Fokus ragen der Burtschakopf, Itonskopf und Wannaköpfe in die Höhe. Nach dem Alplegi nimmt man den Forstweg bis nach Rellseck und kann dann nochmals die Schönheit genießen.
Ob man jetzt den Wanderbus zurücknimmt, weiters dem Forstweg abwärts folgt, alle Wege sind gut angeschrieben, jegliche Wanderzeit beläuft sich auf erlebnisreiche Dreiviertelstunden. Wer noch mehr Bergspitzen benennen möchte, kann ja die Gondelsitze am Wegesrand öffnen und die Panoramakarten sitzend studieren. Alle Varianten sind reizvoll.

Erstbesiedlung, Bergbau und Gipsabbau
Am hochwassersicheren Südhang mit seiner großen Anzahl an Sonnentagen fanden die Menschen bereits in prähistorischen Zeiten ideale Lebensbedingungen. Wann genau erstmals Menschen am Bartholomäberg lebten und woher sie kamen, wissen wir nicht. Sicherlich schon nach dem Ende der letzten Eiszeit streiften mesolithische Jäger und Sammler durch das heutige Gemeindegebiet und folgten dabei dem Jagdwild weit in die Höhe.
Pollenkundliche Daten aus dem Moor Tschuga zeigen um 3000 v. Chr. erste Anzeichen menschlicher Siedlungsaktivität. Die bisher ältesten Siedlungsreste wurden im Zuge von archäologischen Ausgrabungen im Friaga Wald auf circa 950 Meter Höhe gefunden und stammen aus der späten Frühbronzezeit (um ca. 1800 v. Chr.). Im 16./15. Jh. v. Chr., also in der Mittelbronzezeit, entsteht hier eine Burganlage mit einer bis zu drei Meter mächtigen Mauer, in der ungefähr 40 Personen lebten. Weitere kleinere Siedlungen der Bronzezeit bestanden am Bodaweg und auf Dünglers Ebni.
Selbst in der Knappagruaba auf 1350 Metern Höhe fanden sich Reste einer Siedlung. Die Menschen der Bronzezeit betrieben neben Ackerbau auch Weidewirtschaft. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde in dieser Zeit bereits Bergbau am Bartholomäberg betrieben, wie enorm angestiegene Schwermetallgehalte, gemessen in einer Vermoorung in der Knappagruaba, vermuten lassen. Möglicherweise stammte das Eisen für die zahlreichen Waffen und Werkzeuge von Bludenz-Unterstein aus dem Montafon.

Das Europaschutzgebiet Davenna mit Dolomit als Hauptbestandteil der Schuttfluren, mit eingestreuten Gipslinien in den Geröllhalden der Röfina (oberhalb St. Anton), ist ein besonderes Fauna-Flora-Habitat. Bis in die 1970er Jahre wurde im Tagebau Gips abgebaut. Heute ist das Gebiet wieder der natürlichen Entwicklung überlassen. Weganlagen, Schutzdämme, Querbauwerke und ein großes Geschiebebecken im Bereich der oberen Allma sind verbliebene Zeugen der einstigen Bergwerkstätigkeit in St. Anton im Montafon. Zeugen der einstigen Bergwerkstätigkeit in St. Anton im Montafon.

Blumenkunde
Der Deutsche Enzian besiedelt Magerrasen, Flachmoore, Matten, Triften und Schafweiden in Höhenlagen bis zu 2600 Metern in Mitteleuropa und ist absolut geschützt! Der Nektar ist nur langrüsseligen Insekten zugänglich, dagegen ist ein Einbruch durch seitliches Anbeißen nicht selten. Die Blütezeit reicht von Mai bis Oktober.
Quellen: bartholomäberg.at, naturvielfalt.at, google.com, Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands, Ruprecht Düll / Herfried Kutzelnigg, Quelle & Meyer
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