International

Musik für Gehörlose erfahrbar machen

09.03.2023 • 15:50 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Justina Miles (20) bei der Pressekonferenz zur Superbowl-Halftime Show
Justina Miles (20) bei der Pressekonferenz zur Superbowl-Halftime Show IMAGO/Sean Ryan/IPS/Shutterstock

Die Künstlerin Justina Miles hat in der Superbowl-Halbzeit die Show von Rihanna für gehörlose Menschen interpretiert.

Millionen Menschen verfolgten beim letzten Superbowl die Halbzeitshow. Dort inszenierte sich Rihanna auf einer frei schwebenden Bühne, umzingelt von einem Heer an Tänzern in einem perfekt durchkomponierten Auftritt. Aber nicht alle Augen waren auf die Königin des Pops gerichtet, sondern auch auf die 20-jährige Justina Miles in ihrem schlichten, schwarzen Kleid. Ihre Aufgabe bei dieser Show war es, die gesungenen Lieder synchron mitzuperformen.

In den Medien wird Justina Miles oft als American Sign Language (ASL) Dolmetscherin beschrieben. Eine Bezeichnung, die ihr Können allerdings nicht richtig beschreibt, denn Gebärdensprachdolmetschen und Deaf Performance sind zwei verschiedene Dinge. Während Gebärdensprachdolmetscher eine Ausbildung absolvieren und in eine andere Sprache übersetzen, ist Deaf Performance eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Material. Dabei werden nicht nur die Songtexte übersetzt. „Musik ist Kunst und Kunst lässt sich oftmals nicht dolmetschen”, erklärt die deutsche Deaf Performerin Cindy Klink. Auf ihrem Instagram-Kanal veröffentlicht die gehörlose Content Creatorin Videos, performt Lieder und zeigt gängige Klischees auf. “Deaf Performer und Performerinnen interpretieren den Song in ihrer eigenen Kunstform in Kombination mit der Gebärdensprache”, führt die 25-Jährige weiter aus. Transportiert werden dabei vor allem Emotionen. Die Gefühle, die Musik bei Zuhörenden auslösen, kann durch diese Interpretation für das ganze Publikum zugänglich gemacht werden. Die Performenden arbeiten mit Gebärden, Mimik, Gestik und Mundbildern. “Es ist sehr ausdrucksstark und lässt traurige Lieder noch trauriger wirken, und fröhliche Lieder noch fröhlicher” erklärt die Künstlerin.

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Vor allem in den USA etabliert

Gebärdenintegrierende musikalische Darbietungen sind vor allem in den USA etabliert. Österreich “hinkt da eher hinterher”, sagt Elke Schaumberger. Obwohl die Österreichische Gebärdensprache seit 2005 in Österreich als eigenständige Sprache anerkannt und in der Verfassung verankert ist, gibt es im Bereich Deaf Performance bei Musikveranstaltung kaum Angebote. 2015 wurden alle 40 Songs des Eurovision Song Contest, der in Österreich stattfand, in internationale Gebärdensprache performt. Doch bei diesem Event dürfte es sich um einen Einzelfall gehandelt haben. Ob es in Österreich eine Anlaufstelle für Deaf Performer gibt, konnte das Bundesministerium für Kultur nicht beantworten. Obwohl es die Barrierefreiheit von Kulturveranstaltungen gesetzlich verankert ist, ist der Staat in diesem Punkt säumig.

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