Italien: Urteile größtem Mafia-Prozess seit Jahrzehnten erwartet

Am Montag sollen die ersten Urteile gesprochen werden.
In Italiens größtem Mafia-Prozess seit Jahrzehnten sollen an diesem Montag die Urteile gesprochen werden. In der Stadt Lamezia Terme im Süden des Landes müssen sich seit annähernd drei Jahren mehr als 300 mutmaßliche Mitglieder oder Helfer der Verbrecherorganisation ‘Ndrangheta verantworten. Die Staatsanwaltschaft fordert lange Haftstrafen bis hin zu 30 Jahren Gefängnis. Insgesamt liegt das geforderte Strafmaß bei 4744 Jahren.
Italienischer Mafia entgegenwirken
Mit dem Prozess will der italienische Staat zeigen, dass er sich mit dem Wirken der verschiedenen Mafia-Organisationen nicht abfinden will. Die ‘Ndrangheta, die ihre Heimat in Kalabrien hat, gilt heute als mächtigste Verbrechergruppe des Landes mit Verbindungen in alle Welt, auch nach Deutschland. In Europa ist der Handel mit Kokain nach Einschätzung von Experten weitestgehend in ihrer Hand. Ihr Umsatz weltweit wird auf mehr als 50 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.
Strenge Sicherheitsvorkehrungen
Wegen der Dimension des Verfahrens wurde in Lamezia Terme eigens ein Callcenter in einen Hochsicherheitstrakt mit einem riesigen Gerichtssaal umgebaut. Grundlage für den seit Januar 2021 laufenden Prozess waren Aussagen mehr als 50 verschiedener Kronzeugen, die der ‘Ndrangheta abgeschworen haben. Nach Einschätzung von Experten besteht die Gruppe aus etwa 150 Familien. In den 1980er Jahren standen auf Sizilien schon einmal mehr als 400 Angehörige der Mafia-Organisation Cosa Nostra vor Gericht.