Karriere

„Wie schafft er das nur, so ganz alleine?“

19.11.2023 • 23:00 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Dominik Hamel hat sich im März 2020 selbstständig gemacht. <span class="copyright">hartinger</span>
Dominik Hamel hat sich im März 2020 selbstständig gemacht. hartinger

Dominik Hamel ist ein Maurer aus Göfis. Manchmal arbeitet ihm ein Fach- oder Hilfsarbeiter auf der Baustelle für ein Haus zu, bei den kleinen Baustellen ist er allein.

Im Baugewerbe bin ich ein Kleiner unter den ganz Kleinen“, sagt Dominik Hamel. Es klingt nicht bedauernd, sondern zufrieden. Und das kann Hamel auch sein. Denn es gibt ihn noch nicht lange als Ein-Personen-Unternehmen und schon hat er einen Kran, einen kleinen Bagger, eine kleine Lagerhalle vor seinem Wohnhaus in Göfis, ein frisch bezogenes Büro, die nötige Infrastruktur – und vor allem Aufträge. Von der Gartenmauer bis zum Einfamilienhaus stellt Hamel mit seiner Firma „HD Bau“ alles auf die Beine. Zurzeit macht er viele Abbrüche und Neubauten, Renovierungen und Umbauten. Gestartet hat der 32-Jährige mit einer Lehre als Maurer. Auf der Baustelle zu stehen und eine Wand hochzuziehen, das zählt für ihn immer noch zum Befriedigendsten. Zumindest, wenn später mit Büroarbeit Abwechslung winkt.

Fliegen oder bauen?

Vor seiner Selbstständigkeit hat Hamel eine Weile lang in Liechtenstein und Vorarlberg bei zwei großen Bauunternehmen gearbeitet, zuletzt als Baupolier und Bautechniker. Dann stand die Frage im Raum: Wie soll es weitergehen? Hamel ist auch Privatpilot und hat längere Zeit mit dem Gedanken gespielt, Berufspilot zu werden. Das hätte sich allerdings nicht mit dem Leben vereinbaren lassen, das ihm vorschwebte. Er hat eine kleine Tochter – als Ein-Personen-Unternehmer kann er manchmal etwas später in den Arbeitstag starten als andere und dafür seine Tochter in den Kindergarten bringen.

Auch das Firmenlogo hat der Unternehmer selbst gestaltet. <span class="copyright">hartinger</span>
Auch das Firmenlogo hat der Unternehmer selbst gestaltet. hartinger

Seine Kunden sind Privatleute oder Architekten aus dem Raum Vorarlberg. Pläne zeichnet Hamel nicht. Wenn er beginnt, ist diese Arbeit bereits getan. Oft ist er mit einem, maximal zwei Fach- und Hilfsarbeitern auf der Baustelle, teils mit seinem großen Kran. Es sind Baustellen, wo andere sagen: „Wie schaffst du das allein oder fast allein?“ Hamels Antwort: Er mache halt das, was ihm Freude bereite und sei auch gut darin. Darüber hinaus plane er sorgfältig und setze sich am Abend noch einmal ins Büro, um den Rest zu erledigen.
Vor Kurzem hat er ein großes Gebäude der Caritas saniert. „Man war zufrieden, also gab es zwei Folgeaufträge, einen in Dornbirn und einen in Vandans“, erzählt der Maurer.

Für Privatleute gestaltet Hamel oft Terrassen, Mauern und Einfriedungen im Garten. Um sich für den Anfang finanziell nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen, hat er bei seiner Unternehmensgründung vieles selbst gemacht. Zum Beispiel sein Logo, bestehend aus einer orangefarbenen und einer blauen Farbfläche, dazwischen ein Hammer, der geschwungen wird. „Hier wird gearbeitet, und das darf man auch sehen“, sagt der 32-Jährige schmunzelnd.
Zum Bauen gehört auch das Verhandeln über den Preis. „Manchmal, wenn ich ein Angebot für einen Auftrag erstelle, heißt es: Geht das nicht auch günstiger? Dann muss ich sagen: ,Nein, in der Qualität nicht. Ihr müsst das Angebot nicht annehmen, aber wenn ihr es tut, gehört der Preis dazu.‘“

Start im März 2020

Selbstständig gemacht hat sich Hamel im März 2020, direkt vor Corona. „Anfangs herrschte ziemliches Chaos. Dann war klar: Wir Ein-Personen-Unternehmer dürfen arbeiten. Da habe ich losgelegt. 2020 bis 2022 war ein enormer Bauboom. Viele Leute waren zu Hause und haben die Zeit für Verschönerungen, Aus- und Umbauten am Haus und im Garten genutzt. Insofern war mein Start gar nicht so schlecht“, erzählt er rückblickend. Allerdings waren damals auch die Materialpreise stark gestiegen und das Material knapp. Aber Improvisieren gehört zu Hamels Job dazu. So verrichtete er damals viele Pflasterarbeiten, gestaltete Vorplätze und Randsteine. „Die Frage ist immer wieder: Geht die Bauwirtschaft den Bach runter? Aber ich spüre solche Tendenzen als Einzelperson nicht so schnell wie ein Firmenchef mit 100 Mitarbeitern. Außerdem bin ich flexibler und kann mich schneller anpassen“, sagt er.

Dominik Hamel muss nicht nur auf der Baustelle arbeiten. <span class="copyright">hartinger</span>
Dominik Hamel muss nicht nur auf der Baustelle arbeiten. hartinger

„Ich spüre solche Tendenzen nicht so schnell wie ein Firmenchef mit 100 Mitarbeitern.“

Dominik Hamel, HD Bau

Mittlerweile hat er einen eigenen Hochbaukran und gute Kontakte, etwa zu einer Lkw-Firma, die ihm seinen Kran auf die jeweilige Baustelle fährt. Hamel erzählt von einer Baustelle, wo er in einer Höhe von 16 Metern, das war der fünfte Stock, alles von Hand gemauert hat. „Das war das Mutter-Kind-Heim der Caritas, eine Komplettsanierung.“

Am liebsten würde er einmal einen ganzen Weinkeller mauern, mitsamt Weinregalen und alten Ziegeln. Auch Sanierungen von alten Gemäuern faszinieren ihn. „Da musst du selber Mörtel anmischen und das richtige Mörtelmischungsverhältnis Zement zu Kalk kennen. Das sind dann so die Betriebsgeheimnisse“, erzählt er verschmitzt. Sein Interesse fürs Bauen hat er übrigens von seinem Opa. „Er war Baupolier und hat ein altes Haus, aus dem eine Eiche wuchs, saniert. Er hat mir auch mein erstes Material geschenkt.“ Ein Erbe, auf das Dominik Hamel bauen kann.