Gemeinsam für den Kultursommer

Nach Absage der Bregenzer Festspiele wird an Kulturprogramm gearbeitet.
Die Absage der Bregenzer Festspiele und die daraus resultierende Frage nach dem Bregenzer Kultursommer 2020 wurde in den vergangenen Tagen in der Hauptstadt bei mehreren Gelegenheiten diskutiert. Am Mittwoch, den 20. Mai gab es einen runden Tisch, zu dem Bürgermeister Markus Linhart lud. Dieser hat in der Stadtvertretung am 26. Mai die Entscheidung zur Absage der Bregenzer Festspiele nochmals argumentativ untermauert – wurde doch die Frage laut, ob eine Totalabsage der gesamten Saison denn unbedingt nötig gewesen wäre. Laut Neos-Stadtvertreter Alexander Moosbrugger habe es die Stadt verabsäumt, „ein Konzept auf die Beine zu stellen, dass einen zumindest teilkostendeckenden Betrieb der Festspiele erlaubt hätte“, wie er in einer Aussendung kundtat.
“Nicht im Ansatz”
Am 15. Mai wurde die diesjährige Spielzeit abgesagt, am 25. Mai verkündete Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer weitere Lockerungen im Kulturbereich. Die Salzburger Festspiele gaben anschließend bekannt, eine abgespeckte Jubiläumsausgabe zu programmieren. Dadurch entstand vereinzelt der Eindruck, dass auch die Bregenzer Festspiele eine „Light“-Version auf die Beine hätten stellen können. Doch die Situation ist hier eine andere: Das Spiel auf dem See finanziert die anderen Veranstaltungen mit, wie Festspiele-Pressesprecher Axel Renner im Gespräch erklärte.

Selbst mit den gelockerten Auflagen für den Sommer könne der Zuschauerraum bei Weitem nicht gefüllt werden – ein großes Verlustgeschäft, denn die vollen Ränge decken die Kosten des Gesamtprogramms. „Nicht im Ansatz“ wäre eine Durchführung der Saison wirtschaftlich möglich, so Renner, der betont: „Wir würden diese Entscheidung genauso wieder treffen“. Die Festspiele könnten überhaupt nur durch Kurzarbeit und die Tatsache, dass in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet wurde, die Krise in dieser Form überstehen, meinte Linhart in der Stadtvertretung. Die Subventionsgeber müssten bei einer „Minimallösung“ ihren Beitrag hundertfach erhöhen. Personal- und Betriebskosten, all das muss mit einberechnet werden.
Ausnahmesituation
Die Absage war und bleibt also unumgänglich – was nun? Intendantin Elisabeth Sobotka kündigte ein „Lebenszeichen“ der Festspiele im Sommer an, das aber keinesfalls ein „Ersatz-Festspielprogramm“ sei, wie Renner betonte. „Wir sind momentan in einer beispiellosen Ausnahmesituation“, so der Pressesprecher. Die Festspielleitung ist gerade intensiv mit der Organisation rund um die Absage und der Erhaltung des Hauses beschäftigt – das „Lebenszeichen“ sei aber in Planung. Angedacht sind ein, bis zu vier Abende im August.

Auch in der Bregenzer Kulturabteilung ist man derzeit nicht untätig. Man hat sich, etwa an besagtem runden Tisch, mit verschiedenen Akteuren aus dem Kunst- und Kulturbereich sowie aus Tourismus und Stadtmarketing zusammengeschlossen, erzählte Jutta Dieing in einem Gespräch. Beim Treffen ging es zuerst um eine Bestandsaufnahme der Bregenzer Einrichtungen, so die Kulturamtsleiterin. Manche hätten sich bereits Gedanken zu einem gelungenen Kultursommer gemacht. Freischaffende Künstler sollen ebenfalls zum Zug kommen, zum Beispiel in Verbindung mit der Sommerschau der Stadt im Palais Thurn und Taxis, die Werke aus der Sammlung der Hauptstadt präsentiert. Künstler könnten Werke wie Skulpturen oder Installationen etwa aus Licht und Sound einreichen, die dann im Park am Palais platziert werden würden. Die Arbeiten würden dann von der Stadt angekauft werden, erklärt Dieing.

Zudem ist ein Projekt in Kooperation mit dem literatur:vorarlberg netzwerk geplant, Kunstspaziergänge sind angedacht, auch Tänzer und Musiker könnten Aufträge erhalten – mit entsprechender Bezahlung, betonte Dieing. Diese „kleinen feinen Aktionen“, die nun konkret besprochen werden, würden jedoch noch am 9. Juni im Stadtrat beschlossen werden müssen.
“Wir brauchen alle”
Dieing sieht in der momentanen Situation die Gelegenheit neue Netzwerke zu festigen, altgewohnte Pfade zu verlassen und neue, spannende und „kreative Präsentationsformen“ zu schaffen. Es gehe darum, Bregenz als Kulturstadt mit all seinen Potentialen sichtbar zu machen und Menschen als Besucher zu gewinnen, aber die Kulturamtsleiterin stellt klar, dass die Qualität an oberster Stelle stehe. Nicht zuletzt sieht Dieing ihre Abteilung auch als Förderinstrument für die Kulturszene. Ob die großen „etablierten“ Einrichtungen oder einzelne Künstler: „Wir brauchen sie alle, und jeder braucht den anderen“, sagt sie.