Kultur

Franui begeistert bei Festtage-Eröffnung

17.08.2020 • 20:01 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
"Alles wieder gut" im Festspielhaus. <span class="copyright">Bregenzer Festspiele/Anja Köhler</span>
"Alles wieder gut" im Festspielhaus. Bregenzer Festspiele/Anja Köhler

Erfolgreicher Auftakt mit Franui und Florian Boesch.

„Alles wieder gut“ und endlich wieder „Festtage“ in Bregenz mit erwartungsvollen Besuchern, mit Abständen zwischen den Gruppen und freundlichen Durchsagen. Mit Maskenpflicht bis zum Platz und freudigen Begegnungen auf Abstand – so lange haben sich die Kulturfreunde nicht gesehen! Im Festspielhaus eröffnete am Samstag die hochmusikalische und findige Musicbanda Franui aus dem Osttiroler Dorf Innervillgraten und präsentierte gemeinsam mit Florian Boesch ein schlüssiges  Programm mit Liedern von Schubert, Mahler, Schumann und Brahms, das auch in einen „normalen“, vom Klavier begleiteten Liederabend wunderbar passen würde.

Florian Boesch mit den Musikern von Franui. <span class="copyright">Bregenzer Festspiele/Anja Köhler</span>
Florian Boesch mit den Musikern von Franui. Bregenzer Festspiele/Anja Köhler

Der Bogen spannt sich von den volksliednahen „Die Vögel“ und „Heidenröslein“ über die Lieder von Fremdheit, ausgestoßen sein, Sehnsucht, Liebesschmerz, Abschied und letztlich doch ein bisschen Hoffnung: Denn Gustav Mahlers „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ ist ja nicht so todestrunken depressiv, wie es oft und auch hier interpretiert wird, sondern beschreibt einen Zustand der inneren Ruhe und Glückseligkeit, des mit sich im Reinen sein.

Wunderbare Farben

Bei ihrer Wanderung durch die Liederwelten der Romantik spüren Trompeter Andreas Schett und Markus Kraler (Kontrabass und Akkordeon) als die musikalischen Bearbeiter den volksmusikalischen Wurzeln der Komponisten nach, brechen bald fein und innig, bald frech und burschikos die ursprüngliche Klavierbegleitung auf. Mühelos wechseln die Musiker vom gewichtigen, erstarrten Trauermarsch zur derben Rausschmeißerpolka, mit Geige, Bass, Klarinetten, Saxophonen, Trompeten, Posaune, Tuba, Hackbrett, Harfe und Akkordeon bringen sie wunderbare Farben in die Begleitung. Ab und zu vereinen sie sich auch im harmonischen Chorgesang.

Das Konzert begeisterte. <span class="copyright">Bregenzer Festspiele/Anja Köhler</span>
Das Konzert begeisterte. Bregenzer Festspiele/Anja Köhler

Boesch gestaltet die Lieder sehr intensiv, textverständlich, voll Wärme und Pianokultur, manchmal auch betont widerborstig und rau. So entsteht ein durchkomponierter Reigen, zu dem ein eigentümliches Video von Jonas Dahlberg passt: über der Bühne schwebt eine Leinwand, darauf ein schlichtes Schlafzimmer, das sich immer mehr auflöst und wie von Geisterhand verschwindet. „Alles wieder gut“ ist wohl noch für einige Zeit mit Fragezeichen zu lesen, doch das kulturhungrige Publikum feierte diese musikalische Wiederauferstehung mit großer Aufmerksamkeit und Begeisterung.

Katharina von Glasenapp