Kultur

19 schöne Stücke der “Krippeler”

18.12.2020 • 20:35 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Die Ausstellung im Veranstaltungssaal des vorarlberg museums. <span class="copyright">Petra Rainer</span>
Die Ausstellung im Veranstaltungssaal des vorarlberg museums. Petra Rainer

Krippen für das vorarlberg museum sind in einer Schau zu sehen.

Nach rund drei Jahren ist das Projekt vollendet: 19 Vorarlberger Krippenvereine haben für die Sammlung des vorarlberg museums jeweils eine Krippe geschaffen. Damit wird die Krippenbaukunst im Ländle dokumentiert – das volkstümliche Handwerk erfreut sich hierzulande großer Beliebtheit. Nun sind die Werke im Museum in Bregenz ausgestellt und vor dem Lockdown noch mindestens bis zum 23. Dezember zu sehen. Direktor Andreas Rudigier bemühe sich derzeit zusammen mit KUB-Direktor Thomas D. Trummer um eine Öffnung der beiden Häuser am 24. Dezember – dies sei aber noch nicht fix, sagte er am Freitag der NEUE. Zumindest vor Weihnachten können die Vereine ihre Krippen präsentieren: ein kleines Trostpflaster, denn die traditionelle große Ausstellung im Lustenauer Reichshofsaal musste heuer abgesagt werden. Aus den sehr beliebten Krippenbaukursen wurde in diesem Jahr ebenfalls nichts.

Letzter Feinschliff bei der Übergabe an das vorarlberg museum. <span class="copyright">Petra Rainer</span>
Letzter Feinschliff bei der Übergabe an das vorarlberg museum. Petra Rainer

Im festlich dekorierten Veranstaltungssaal des Museums sind die Krippen platziert. Bei jedem Exemplar zeigt sich die aufwendige Gestaltung, der Einfallsreichtum der sogenannten „Krippeler“ und die Liebe zum Detail. Vor zwei Jahren war die NEUE am Sonntag bereits im Reichshofsaal dabei, als der Lustenauer Verein erstmals seine Krippe für das Museum zeigte. Dieses schöne Stück reiht sich nun zu den anderen Schätzen ein. Die Vereine haben ihr ganzes Können eingesetzt, wie etwa der Krippenverein Rheindelta. Ganze 43 handgeschnitzte, fein bemalte Figuren mit zahlreichen Tieren zählt die heimatliche Krippe, wie die beim Rundgang anwesenden Mitglieder informierten.

Schnitzkunst

Mit LED-Lichtern Akzente in der Landschaft zu setzen, sei mittlerweile gang und gäbe, so die Krippenexperten. Ein schönes Beispiel dafür ist die heimatliche Schneekrippe aus Hohenweiler von den „Howilar Krippelar“. In der Kas­tenkrippe sind verschiedene Lichtquellen zu sehen: das kühle Licht des Nachthimmels, das warme Licht in der Krippe und das Licht, das aus den Fenstern eines Hauses scheint. Speziell bei der Schneekrippe sind auch die Eiszapfen, die aus Glas gezogen wurden. Die Holzschnitzkunst steht ebenfalls hoch im Kurs. Ins Auge sticht hier besonders die Tisner Krippe. Sie zeigt eine Geburtsszene vor der alten Tisner Mühle. Das Haus mit der Mühle und die anderen Objekte wurden kunstvoll aus wohlriechendem Zedernholz geschnitzt. Auch im Inneren des Hauses fehlt es nicht an raffinierten Details. Überhaupt haben viele Vereine ein bekanntes Motiv aus der Gemeinde oder der Region herangezogen: Das Kloster in Altenstadt, die Basilika in Rankweil oder ein typischer Montafoner Stall dienen als Schauplatz der heimatlichen Krippen.

Die Brazer Krippe mit der schwangeren Maria. <span class="copyright">Petra Rainer</span>
Die Brazer Krippe mit der schwangeren Maria. Petra Rainer

Kuratorin Theresia Anwander, die das Projekt mitbetreute, weist im Gespräch noch auf weitere Besonderheiten hin. Gewagt ist etwa die stillende Maria in der Harder Krippe, welche die heilige Familie auf der Flucht zeigt. Da blitzt sogar die Brust hervor: eine Seltenheit. Relativ selten ist auch die Figur der schwangeren Maria. Sie wird in der Brazer Kastenkrippe von Josef getragen.

„Krippenmeter“

Anwander ist wie die Krippenbauer froh, diese Ausstellung zeigen zu können. Die Kuratorin hat zusammen mit Rudigier und Mitarbeiterin Magdalena Venier einen Katalog verfasst, der nicht nur alle 19 Krippen versammelt. Im Buch gibt es auch Wissenswertes über die Krippengeschichte Vorarlbergs und das Handwerk nachzulesen. Dieses folgt nämlich gewissen Regeln, so müssen die Proportionen zwischen Figur und Architektur stimmen – dafür gibt es den sogenannten „Krippenmeter“.

Neben der Bewahrung der Tradition und dem Formenkanon gibt es auch immer wieder Innovationen, auch persönliche Vorlieben spielen eine Rolle. Das Krippenhandwerk bleibt also spannend.

19 Krippen fürs Museum

Die Ausstellung ist im vorarlberg museum in Bregenz bei freiem Eintritt zu sehen – bis 23. oder 24. Dezember. Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr geöffnet. Im nächsten Jahr sollen die Krippen erneut gezeigt werden. Der Katalog „19 Krippen aus Vorarlberg“ ist im Tyrolia-Verlag erschienen und unter anderem im Museumsshop erhältlich.