Musikalisch in Würde gealtert

Der in Vorarlberg lebende Hans Platzgumer überzeugt musikalisch.
Zwei Jahre nach dem Album „Holst Gate“ werfen die Herren von Convertible eine Fortsetzung ins Rennen. Der sich schon fast selbst in Musikrente verabschiedete Hans Platzgumer, der nach eigenen Aussage jetzt hauptsächlich Autor ist (und das sehr erfolgreich), scheint doch wieder Gefallen am öffentlichen Musizieren gefunden zu haben. Zumindest vergangenes Jahr gab es den ein oder anderen Auftritt der Band und jetzt sogar ein neues Werk. Zum Glück möchte man sagen. Denn das kreative Potenzial ist nach wie vor immens: Auf dem neuen Longplayer wird die Geschichte der Kunstfigur Colin Holst wieder aufgenommen. Jedes Stück ist ein kleines Universum, eine abgeschlossene Geschichte. Durch den beruhigende Klaviersound und den dezenten Einsatz der Gitarre schaffen sie kleine Pop-Ode, die direkt in die Ohrwindungen gehen.
„Holst Gate II“ ist bei Noise Appeal Records erschienen.
Die Texte von Hannah MacKenna sind immens wichtig, die Geschichten gehören eingehend studiert, die Musik liefert den Soundtrack dazu. Am besten genießt der Zuhörer diese Musik mit Kopfhörer und viel Muse. Laut eigener Aussage muss sich ein Schriftsteller einfach einer Fantasie behelfen, um die Wahrheit zu transportieren. Dies ist mit der Figur Colin Holst verwirklicht. Auch das Artwork des Plattencovers überzeugt wie schon bei seinem Vorgänger auf ganzer Linie.
Bläser
Ab und zu blitzt der pure Rock durch. Angesiedelt zwischen Rock, sphärischen Klängen, Blues und Ballade, ist das Album sehr abwechslungsreich geworden. Markanter Unterschied zum Vorgänger ist der Einsatz von Bläsern, die den Sound noch voller und fetter macht. Langzeitbegleiter Chris Laine, seines Zeichens Bassist und Produzent dieses Albums, begeistert durch ein geschliffenes Recording. Einen neuen Musikstil erfinden sie jetzt zwar nicht, aber das ist überhaupt nicht nötig. Musikalisch in Würde altern bekommt mit dieser Scheibe einen ganz neuen Touch. Es ist ein reifes Werk, dass nicht um Aufmerksamkeit haschen muss, sondern das einfach ist was es ist: ein Stück feiner Musik von musikalischen Ausnahmekönnern.
Daniel Furxer