Leichtigkeit und Heldentum

Aaron Pilsan begeisterte beim jüngsten SOV-Konzert.
Kurz nach dem höchst inspirierten Konzert unter dem neuen Chefdirigenten Leo McFall kam das Symphonieorchester Vorarlberg (SOV) erneut zusammen, um im Montforthaus Feldkirch unter dem australischen Dirigenten Nicholas Milton zu musizieren. Strahlender Solist in Mozarts F-Dur-Klavierkonzert KV 459 war der Dornbirner Pianist Aaron Pilsan, in Beethovens „Eroica“ forderte Milton das Orchester mit hohen Tempi heraus. Die jeweils 100 Zuschauer wurden in den zwei Konzerten im großzügig bestuhlten Saal verteilt.

Mozart komponierte das Konzert in dem für diese Gattung so fruchtbaren Jahr 1784 für den eigenen Gebrauch, hervorgehoben wird oft der militärische Gestus des ersten Satzes mit seinem Marschrhythmus, der aber verbunden ist mit Mozarts spielerischer Leichtigkeit. So entspannt, wie Pilsan, mittlerweile Wahl-Berliner, das Podium betritt und mit dem ihm bestens vertrauten SOV kommuniziert, ist auch sein Mozart-Spiel wunderbar musikantisch und überzeugend. Stets ist er in Kontakt mit den hier prominent eingesetzten Holzbläsern, sein Solo ist eher kammermusikalisch partnerschaftlich angelegt, geborgen im Orchester, organisch in der Artikulation und fantasievoll in der Zeichnung der Details. Sprühend ist das Spiel mit den Motiven und den überraschenden Wendungen in der Kadenz des ersten Satzes. Im Mittelsatz, einem fließenden Allegretto, entspinnt sich ein belebtes Miteinander, schlicht und in sich gerundet. Im Finale ist Pilsan der Anführer in einem spritzigen Pingpong-Spiel mit den Orchesterstimmen.
Schellentrommel
Eine von Pilsans beliebten Zugaben ist Mozarts „Rondo alla turca“ aus der A-Dur-Sonate KV 331. Hatte er auch schon mal Fazil Says fetzig-jazzige Bearbeitung gebracht, so kam er diesmal mit einer Schellentrommel auf die Bühne, die er in den Zwischenspielen mit den Füßen „bediente“ – fast schon ein akrobatischer Akt parallel zur fein ziselierten Fingerarbeit!

Als zweites Werk in diesem pausenlosen Programm hatte das SOV Beethovens dritte Sinfonie gewählt – nur wenige Tage nach Napoleons 200. Todestag, dem „eroe“ (Helden), dem der Komponist die „Sinfonia eroica“ ursprünglich hatte widmen wollen. Mit seiner ausgeprägten, wenn auch recht ungelenken Körpersprache setzte Nicholas Milton auf starke Dynamik und die Energieballungen der Spannungsklänge. Zwar waren die Themen und das Zusammenspiel der Instrumentalgruppen gut und klar herausgearbeitet, trotzdem wirkten Steigerungsbögen recht bald ausgereizt. Auch im langsamen Satz, dem Trauermarsch mit den dunklen Streicherfarben und dem tröstenden Oboe-Thema, wirkte manches durch das hohe Grundtempo zerfasert.
Stetiges Wachsen
Im Scherzo konnten die drei souveränen Hornisten auftrumpfen. Im abschließenden Variationensatz erlebte das Publikum das ganze Räderwerk der spielfreudigen Streicher mit Konzertmeister Pawel Zalejski und seinen Kolleginnen und Kollegen, dem virtuosen Tanz der Holzbläser und dem Glanz von Hörnern, Trompeten und Pauke: Es ist ein stetiges Wachsen an Instrumenten und Farben, mit einem breiten Adagio-Einschub und einer fulminanten Presto-Stretta zum Triumph für Orchester und Dirigenten.
Katharina von Glasenapp