Kultur

Eine Ausstellung “nur” zur Sicherheit

27.05.2021 • 20:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Gleich beim Eintritt in die Ausstellung gibt es ein Spiegelkabinett. <span class="copyright">Petra Rainer</span>
Gleich beim Eintritt in die Ausstellung gibt es ein Spiegelkabinett. Petra Rainer

Die Schau „Auf eigene Gefahr“ widmet sich dem Thema Risiko.

Um Sicherheit und Risiko geht es in der Ausstellung „Auf eigene Gefahr“ im vorarlberg museum. Der Grund, warum die Schau mit einjähriger Verspätung zu sehen ist – die Corona-Pandemie – ist eine von mehreren Ereignissen in der jüngsten Vergangenheit, die die Wichtigkeit einer Auseinandersetzung mit dieser Materie verdeutlicht. „Das Thema geht uns alle an“, sagte auch der Direktor des Museums Andreas Rudigier bei der Präsentation der Schau. Der Anlass zum Projekt war das 100-Jahr-Jubiläum der Vorarlberger Landes-Versicherung (VLV) im Jahr 2020. VLV-Vorstand Robert Sturn betonte aber, dass es in dieser Zusammenarbeit nicht darum gegangen sei, eine VLV-Veranstaltung im vorarlberg museum zu installieren.

Kuratorin Lisa Noggler. <span class="copyright">Philipp Steurer</span>
Kuratorin Lisa Noggler. Philipp Steurer

Hingegen sollte das Thema Risiko breit aufgestellt und dem Besucher nähergebracht werden, denn Versicherungsangelegenheiten würden sich im Alltag meistens recht trocken und „langweilig“ zeigen, so Sturn. Das Museum hatte bei der Umsetzung der Schau freie Hand, wie Rudigier anmerkte. Das Team hätte genügend Zeit für eine gründliche Auseinandersetzung mit dem Thema gehabt, externe Fachleute wurden miteinbezogen, eine üppige Publikation mit rund 30 Beiträgen entstand. Die VLV habe mit ihrer Kompetenz in Sachen Sicherheit zur Schau beigetragen, so Rudigier. Die Geschichte und Gegenwart des Unternehmens wird ebenfalls, in reduzierter Form, beleuchtet.

“Kaleidoskop”

In dem Buch und in der Schau geht es somit um verschiedenste Perspektiven auf die Sicherheit, beziehungsweise auf unser Sicherheitsgefühl. Denn Sicherheit ist subjektiv, wie die Kuratorin der Schau Lisa Noggler betonte. Sie nannte drei Eckpunkte der Schau: Diese sollte Vorarlberger Themen, Objekte und Geschichten zeigen, die eigene Kuratorenpraxis miteinbeziehen, sowie die Pandemie nicht außer Acht lassen. Corona-Elemente wurden nicht gesondert gehandelt, sondern in die fünf Themenbereiche eingewoben, erklärt Noggler. Entstanden sei ein „Kaleidoskop“ an Geschichten, die unter anderem mit Gegenständen der eigenen Sammlung, wie auch mit zeitgenössischen Kunstwerken erzählt werden. Dass Sicherheit wesentlich mit Gemeinschaft und Solidarität zusammenhängt, soll ebenfalls in der Schau dargelegt werden.

Verschiedenste Objekte sind zu sehen. <span class="copyright">Philipp Steurer</span>
Verschiedenste Objekte sind zu sehen. Philipp Steurer

Interaktivität und Selbstbefragung sind zentrale Aspekte der Schau – ein Grund, weshalb der Besucher hier auf zahlreiche Spiegel trifft. So wird dieser gleich beim Eintritt durch ein Spiegelkabinett geschickt, das mit Fragen rund um die eigene Sicherheit zur Reflexion einlädt. Mit dem Körper geht es los: Zuerst sehen wir, wie Hände, unsere exponiertesten Körperteile, geschützt werden und wurden. Mieder und Zwangsjacke bieten hingegen Schutz vor dem Körper anderer. „Normierte Räume“ sollen unser Leben sicherer gestalten. Ob ein Sicherheitsfenster auch wirklich hält, das kann der Besucher dabei gleich selbst ausprobieren. Grenzen sollen uns ebenfalls vor Bedrohungen schützen. Während sich die Fotografen Miro Kuzmanovic und Sarah Mistura mit Grenzen in Bezug auf Corona beschäftigten, behandelt Liddy Scheffknecht in ihrem ausgestellten Werk „La Journée“ die Überwachung öffentlicher Räume.

“Sicherheitsnetz”

atur und Umwelt sind wichtige Bereiche in vorarlberg, hier geht es um Lawinen, Hochwasser, Hagel – aber auch um Schneegarantie. Nachdem man sein Sicherheitsgefühl bei der Überquerung eines schmalen Grats überprüfen konnte, geht es um Staatssicherheit, das Sparen und den vermeintlich „sicheren Hafen“ Ehe. Religionen und Ritualen begegnen wir im nächsten Raum, der von einem Traumfänger von Karin Ferrari, sowie einem alten Gipfelkreuz vom Piz Buin dominiert wird. Auch Glücksspiel und Sucht werden thematisiert, bevor der Besucher in einem „Sicherheitsnetz“ „abhängen“ kann.

Ein "verhageltes" Auto. <span class="copyright">Philipp Steurer</span>
Ein "verhageltes" Auto. Philipp Steurer

Eine Vielfalt an Objekten und Kunst lädt zu einem Besuch ein – und auch die interaktiven Elemente habe etwas für sich.

Zur Ausstellung

„Auf eigene Gefahr – Vom riskanten Wunsch nach Sicherheit“. Bis Frühjahr 2023 im vorarlberg museum, Bregenz. Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die gleichnamige Publikation ist im Falter Verlag erschienen – herausgegeben von Peter Melichar und Andreas Rudigier.