Kultur

Nachtaktive am Treffpunkt Würstelstand

04.08.2021 • 20:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Zeynep Buyraç in "Lohn der Nacht". <span class="copyright">Bregenzer festspiele/Anja Köhler</span>
Zeynep Buyraç in "Lohn der Nacht". Bregenzer festspiele/Anja Köhler

Bernhard Studlars „Lohn der Nacht“ wird am Donnerstag uraufgeführt.

Zum Thema „Arroganz des Kapitals“ wurde von der Österreichischen Theaterallianz, in Kooperation mit den Bregenzer Festspielen, ein Stückewettbewerb ausgeschrieben. Gesucht wurde eine Schauspielproduktion, die begleitend zur Festspiel-Inszenierung von „Madame Butterfly“ uraufgeführt wird, und im Anschluss durch die Allianz-Theater tourt. Die Puccini-Oper muss für ihren Auftritt auf der Seebühne zwar noch ein Jahr warten, dafür wird das Siegerstück „Lohn der Nacht“ ab heute im Theater Kosmos als Vorbote zu erleben sein. Regie führt Jana Vetten.

Bernhard Studlar. <span class="copyright">Roland paulitsch</span>
Bernhard Studlar. Roland paulitsch

Der Wiener Autor Bernhard Studlar hat für „Lohn der Nacht“ einen Ansatz gewählt, der von der Allgemeinheit des Themas wegführt, wie er im Gespräch erklärte. Er wollte kein historisches Drama über die Geschichte des Kapitals abliefern, vielmehr konzentriert sich sein Stück auf verschiedene Figuren und ihre Geschichten. Eine Opernsängerin, ein Fußballstar oder ein Polizist gehen des nächtens ihren Tätigkeiten nach, begegnen sich oder auch nicht, schauen für ein Schwätzchen beim Würstelstand vorbei. Er ist der zentrale Treffpunkt der Nachtaktiven – wie eine Insel, auf der die Menschen stranden, so der Wiener Schriftsteller. Diese Insel liegt mitten in einem Dreieck aus Orten, in dem sich verschiedene Episoden abspielen: eine Brücke, ein Opernhaus, eine Straßenkreuzung.

Härte und Ernüchterung

Von existentiellen Themen bis zu banalen, auch zufälligen Ereignissen reichen die Erzählungen, wobei der „Lohn der Nacht“ für jede Figur etwas anderes bedeute, so Studlar. Eine direkte Referenz zu „Madame Butterfly“ gibt es in der Geschichte der Opernsängerin, die von Zeynep Buyraç verkörpert wird. Mit einer Rolle in dieser Oper kehrt sie nämlich nach ihrer Babypause erstmals auf die Bühne zurück. Es geht also um die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie, aber auch um den Kampf einer Frau in einer nicht immer humanen Kunstszene. Einen Moment der Ernüchterung erlebe die Diva bei einem Treffen mit einem Mäzen, erzählt Studlar. Die Härte in der Welt des Kapitals soll in diesen Geschichten deutlich werden. Wie gehen die einzelnen Menschen mit den Strukturen einer von Geld gesteuerten Welt um?

Zum Stück

„Lohn der Nacht“ von Bernhard Studlar. Uraufführung am 5. August, weitere Termine am 6. und 7. August, jeweils um 20 Uhr, Theater Kosmos Bregenz. Tickets: www.bregenzerfestspiele.com

Bei einem Polizisten geht es um die Frage der Korrumpierbarkeit des Einzelnen. Und da gibt es noch einen Fußballstar, der als Handelsware dient, und als solche keine Freiheit über sein eigenes Leben besitzt. Studlar will in diesem Stück eine andere Seite zeigen vom Leben jener Stars, die wir allein als schillernde Persönlichkeiten auf der Bühne oder im Fernsehen kennen.

Große Fallhöhe

Buyraç ist in Bregenz keine Unbekannte: Beim Österreichischen Musiktheaterpreis war die 38-Jährige in der Kategorie „Beste weibliche Hauptrolle“ für ihren Part in der Festspiel-Produktion „Impresario Dotcom“ nominiert, auch am Vorarlberger Landestheater war die Darstellerin bereits zu Gast. Und was ist ihr jeweiliger Lohn der Nacht? „Die Diva zahlt einen sehr hohen Preis. Ihre Fallhöhe ist groß“, erzählt Buyraç in einer Aussendung – mehr möchte sie offenbar nicht darüber verraten. Die tragikomische Mischung zeichne jedenfalls dieses Werk aus.