“Tosca” mit Netrebko als schlüssiges Seelendrama

Puccinis „Tosca“ erfuhr in Salzburg eine imposante Wiederauflage.
Wenn Michael Sturminger sinngemäß meint, die musikalische Bildsprache Puccinis muss auch ihren Niederschlag im Bühnengeschehen finden, so blieb der Wiener in der letzten Salzburger Opernpremiere dieser Maxime bis ins Detail treu. Seine Inszenierung der „Tosca“, von den Osterfestspielen 2018 übernommen, wirkt stets ein-, nie aber aufdringlich, und die schlüssige Personenführung hielt sich in allen drei Akten präzise an die Vorgaben, wobei besonders die Petersdomkuppel (Ausstattung: Renate Martin und Andreas Donhauser) im Schlussakt einen imposanten Hintergrund abgab.
Nicht ungeschickt baute Sturminger Mafia-Elemente samt MG-Salven mit ins Geschehen ein, wobei diese im Heute angesiedelte Doppelbödigkeit rasch wieder in der Versenkung verschwand. Dass Tosca urplötzlich irgendwo ein Schlitzmesser vorfand oder als Mörderin des gefürchteten Polizeipräfekten alsbald nach Cavaradossi das gleiche Schicksal wie er erlitt, beeinträchtigte den logischen Handlungsablauf nicht einmal marginal. Vereinzelte Buh-Rufe im Schlussjubel blieben so ein wenig rätselhaft.

Anna Netrebko ist in jeder Hinsicht eine fulminante, ja geradezu ideale Verkörperung der Titelrolle. Ihr Ehemann Yusif Eyvazov jongliert sich immer wieder von strahlenden Hochtönen zu verhaltenerem Ausdruck – so auch im oft zu bloßem Ohrwurm reduzierten „E lucevan le stelle“. Eine eigene Bariton-Superklasse bildet der Franzose Ludovic Tézier, der seinem „Barone“ alle hintergründige Dämonie verlieh und seine dunkel gefärbte Stimme zum Edelstein des Abends machte. Dirigent Marco Armiliato entlockte den Wiener Philharmonikern jede Menge an Stimmungen und nuancierten Details.
TV-Übertragung: 27. August, 20.15 Uhr, ORF 2 und Arte Concert.