Das “gelungene Leben” popkulturell fundiert

Zum Internationalen Frauentag präsentiert die Autorin, Rapperin und Spoken Word Performerin Mieze Medusa heute in Hittisau ihr neues Buch über die Vernetzung von Frauen.
Der Titel ihres vierten Romans sei zwar, „Was über Frauen geredet wird“, aber inhaltlich gehe es eigentlich darum, „was die Frauen machen, während über sie geredet wird“, beschreibt die Autorin Mieze Medusa. Im Buch taucht sie ein in das Leben unterschiedlicher Frauen unserer heutigen Zeit und beleuchtet deren Umgang mit dem jeweiligen Umfeld. Sprachlich seien auch mündliche Einflüsse aus Spoken Word und Poetry-Slam-Texten in den Roman eingeflossen, in dem Medusa versucht habe, den Generationendialog zwischen Frauen aufzuzeigen. Das Buch sei aber auch „eine Hommage an die Vernetzung von Frauen, die auch österreichweit stattfindet.
Orte und ihre Möglichkeiten
Dafür hat Medusa zwei Zentren gewählt, die Geschichten um die Figuren spielen zwischen Wien und Innsbruck. Mit dem Ortswechsel möchte sie auch zeigen, „dass die Umgebung, die wir haben, uns auch formt“ und so werde das Wort „Frau“ anders ausgelegt und bringe andere Aufforderungen mit sich, „je nachdem, wo man ist“. Diese Unterschiede würden schon bei den Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Karriere und Familie beginnen, „wobei es ja ironisch ist, dass man das als Frauenthema empfindet, weil eigentlich sind Familien selten nur Frauen, zum Kinderkriegen brauchts ja mehr“, sagt Medusa im Interview.
Ihr Buch verhandelt die Frage der Gleichberechtigung, was die Autorin nicht nur in der Handlung, sondern auch schon am Konzept des Buches deutlich macht. So habe sie absichtlich sehr viele Frauenfiguren und relativ wenige Männerfiguren ins Geschehen verstrickt. „Ich hab das interessant gefunden, relativ selbstverständlich mal das zu machen, was die Weltliteratur die ganze Zeit macht, nämlich einem Geschlecht eine Nebenrolle zuzuweisen mit wenig Sprechrollen.“
Der Plan, vor allem das Erleben von Frauen zu zeigen, sei gut aufgegangen, wie sie beschreibt, denn sie habe nicht nur sehr nette Rückmeldungen von Frauen, sondern auch von Männern bekommen, die das Buch gerne gelesen haben.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Instagram angezeigt.
Aus dem Leben der Frauen
Auch wenn sich die einzelnen Figuren untereinander nicht gut kennen, gäbe es sehr viel Interaktion miteinander. Medusa schreibt über Szenen, in denen sie sich auskennt, über Frauen, die auch Rapperinnen sind, und schildert möglichst realitätsnahe Situationen, in denen sich die Leser wiederfinden können.
Figuren und Handlungen der Geschichten sind aus dem Leben gegriffen und ebensolche, die der Autorin in ihrem Umfeld in ähnlicher Form schon sehr oft untergekommen seien. „Ich hab überlegt, was mir viele Frauen aus ihrem Leben erzählen und was davon typisch ist“, erklärt die Autorin. Es geht beispielsweise, um Schwierigkeiten, Aufstiegschancen in der Karriere zu nützen, „weil egal ist, ob man Kinder hat oder nicht, die Vorstellung, dass Kinder kommen könnten, schon dazu führt, dass eine Bremse kommt.“ Im Gegensatz zu Männern habe sie von Frauen noch nie gehört: „Wenn ich eine Familie zu ernähren hab’, kommt die Gehaltserhöhung von selbst.“ Es gehe aber auch darum, wie man sich in der Beziehung mit dem Partner arrangiert und um Konflikte, Kompromisse und Patchworkfamilien.
Auferlegte Vorstellungen
Gleichzeitig werde einfach das Leben von Frauen erzählt, die Freundinnen, Pläne, Ziele und Begegnungen genauso haben wie Ärger und Streit und jeweils anders auf Situationen reagieren würden.
„Laura, die in Tirol lebt, hat schon einen anderen Umgang als ihre ältere Schwester Isabella, die auch andere Ziele und Vorstellungen hat. Fred, die Wienerin, die Mitte 40 ist, hat eine andere Meinung dazu als Laura, was aber zum Teil schon damit zu tun hat, dass sie woanders lebt, aber vor allem hat’s damit zu tun, dass sie doppelt so alt ist. Sie hat einen anderen Erfahrungsschatz und eine andere Sicht auf die Folgen von Entscheidungen“, beschreibt Medusa ihre Frauen im Buch.
Was diese Frauen alle gemeinsam haben, ist, dass sie alle gerne wegkommen würden, von dem, was über einen geredet wird, von den Vorstellungen, wie wir uns ein gelungenes Leben vorstellen und was wir dafür tun müssen, um dem zu entsprechen. Für Medusa ist es offensichtlich, „dass gesellschaftliche Gleichberechtigung noch nicht erreicht ist.“ Was die Protagonisten im Roman betrifft, gäbe es unterschiedliche Meinungen und doch eine „gewisse Ungehaltenheit über die Gesamtsituation“.
Über die Autorin
Mieze Medusa
geboren 1975, heißt im bürgerlichen Leben Doris Mitterbacher und lebt in Wien. Sie steht als Rapperin und Spoken Word Performerin seit 2002 auf internationalen Bühnen. Ihr Debütroman „Freischnorcheln“ erschien 2008, seitdem hat sie Prosatexte, aber auch Sammlungen von Poetry-Slam-Texten und Tonträger des Hip-Hop-Duos „mieze medusa & tenderboy“ publiziert sowie Theaterarbeiten und musikalisch-experimentelle Projekte realisiert.
Du hast einen Tipp für die NEUE Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@neue.at.