Kultur

Pussy Riots fulminante Show über Kunst und politisches Aufbegehren

14.05.2023 • 17:27 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Pussy Riot in Klagenfurt
Pussy Riot in Klagenfurt Kleine Zeitung / Weichselbraun

“Es gibt keine Freiheit, wenn man nicht täglich für sie kämpft!“

“Es gibt keine Freiheit, wenn man nicht täglich für sie kämpft!“ Kein Credo, sondern eine Aufforderung ist der Satz, mit dem Pussy Riot ihr Gastspiel in Klagenfurt beenden. Vorangegangen ist ihm eine fulminante Show, in der vier Mitglieder des feministischen russischen Künstlerinnenkollektivs in Spoken Word Performances zu rauen Live-Drumbeats und Videos aus Russland von der Unabdingbarkeit offener Opposition gegen Putins Regime berichten.

Der Abend auf der Bühne des klagenfurter ensembles, co-organisiert mit dem Kulturverein der Kärntner Slowen:innen und einbegleitet von den hinreißenden Harmonien des Ensembles Praprotnice, erwies sich am Samstag vor fast ausverkauftem Haus als zündendes Pamphlet. Nicht zuletzt aufgrund seines hohen Authentizitätsgrads: „Riot Days“ erzählt, basierend auf den Tagebuchaufzeichnungen von Mascha Alechina, von den Folgen einer weltweit berühmt gewordenen Kunstaktion in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale 2012: Nach einem „Punk Gebet“ wurden Alechina und zwei Mitstreiterinnen verhaftet; wegen „Rowdytum“ verurteilt, verbrachte sie zwei Jahre in einem Straflagern und insgesamt weitere eineinhalb Jahre in Arrest.

Pussy Riot Klagenfurt
Pussy Riot in KlagenfurtKleine Zeitung

Dass die persönlichen Konsequenzen, die Alechina für den subversiven künstlerischen Akt zu tragen hatte, ein drastisches Bild der politischen Verhältnisse in Russland zeichnen, macht der Abend ebenso deutlich wie die Unabdingbarkeit des politischen Kampfs gegen den so übermächtigen „grauen, kleinen Geheimdienstler“ Putin und seine Cliquen aus Oligarchen, Medien, Kleriker, mit deren Unterstützung er nicht nur Russlands politische Opposition oder LGBTQ-Aktivisten niederknüppeln lässt.

Auch der Invasionskrieg gegen die Ukraine hat sich in den Gewaltakten abgezeichnet, argumentiert die im Vorjahr aus Russland geflüchtete Alechina, die in Klagenfurt mit Diana Burkot, Olga Borisova und Tasso Pletner auf der Bühne steht. Konsequenz: Widerstand ist unumgänglich, folgerichtig mündet „Riot Days“ nach 60 Minuten zwischen Aktivismus und Ästhetik, voll drängender Parolen und Bilder nicht nur in furiose Noise-Gewitter, sondern auch in einen Appell: „Das Schicksal gibt es nicht. Es gibt die Entscheidung. Meine und deine.“ Langer Jubel.

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