Zwischen Underground und Mainstream

Das Festival-Geschäft, das Publikum aber auch seine eigene Nervosität haben sich über 30 Jahre verändert, sagt Poolbar-Chef Herwig Bauer.
Eine Mischung aus riesiger Vorfreude und der Angst davor, dass es noch viel zu tun gibt, beschreibt Poolbar-Gründer und -Geschäftsführer Herwig Bauer sein Gefühl zwei Tage vor Beginn der 30. Ausgabe des Feldkircher Festivals. Die Nervosität habe sich mit den Jahren verringert bzw. vorverlagert, erzählt er. Jetzt sei es so, dass sich schon im Herbst der Druck aufbaue, ob für den nachfolgenden Sommer genügend Sponsoren und ein gutes Programm vorhanden bzw. machbar seien. „Früher war das im Herbst noch kein Thema.“

Allerdings habe er in den Anfangsjahren nächtelang nicht geschlafen und immer wieder geträumt, dass Eröffnung war und noch nichts gemacht, so Bauer. „Solche Träume gibt es jetzt nicht mehr, weil ich weiß, dass ein super Team dabei ist.“
Der Einstieg

Begonnen wird morgen Abend mit einem Poolquiz. „Wir haben uns angewöhnt, den ersten Tag eher langsam zu beginnen und sprechen daher auch von einer präoffiziellen Eröffnung“, sagt Bauer, auch weil im Team immer wieder neue Mitglieder seien. „Wir wollen das Team nicht schon am ersten Tag abschießen.“ Das Poolquiz sei indes schon seit rund 20 Jahren fixer Bestandteil des Festivals – verstärkte Aufmerksamkeit dafür habe es allerdings erst in den letzten Jahren gegeben.

Die Vielfalt ist ein Hauptgrund, der die Poolbar von anderen Festivals unterscheidet, glaubt der Geschäftsführer. „Wir sind kein reines Musikfestival und bedienen auch musikalisch nicht nur eine Schiene.“ Dazu komme die unüblich lange Dauer von sechs Wochen und eine In- und Outdoor-Bespielung. Zentral sei aber auch der Schwerpunkt Gestaltung: „Für Poolbar-Kenner ist es immer wieder ein großes Thema, wie es wohl ausschauen wird.“

Explodierende Kosten
Leichter ist das Festival-Geschäft laut Bauers Erfahrungen im Laufe der 30 Jahre allerdings nicht geworden – vor allem wegen der Finanzierungsthematik. „Die Kosten sind explodiert“, sagt er, „Gefühlt kostet alles das Doppelte.“ So gebe es teilweise Personalkosten, die vor zehn Jahren noch bei der Hälfte gelegen seien und bei den Bands seien die Preise extrem nach oben gegangen – vor allem nach Corona. „Ich habe den Eindruck, dass hier die mageren Corona-Jahre kompensiert werden“, so Bauer.

Zudem sei das ganze Business viel stärker darauf ausgerichtet, Geld zu verdienen. Musste früher die Tour einer Band nur halbwegs funktionieren, wobei der Fokus stark auf dem Werbeeffekt lag, sei das nun anders, so Bauers Eindruck. Jetzt müsse Geld genug für die ganze dahinter stehende Maschinerie da sein und dann auch noch was übrigbleiben. Den Poolbar-Machern kommen da allerdings die seit vielen Jahren gut gepflegten Kontakte zu diversen Agenturen zugute. „So ist es möglich, Bands zu bekommen, die für uns eigentlich zu groß sind.“

Stetiger Spagat
Verändert haben sich in den drei Jahrzehnten aber nicht nur die Geschäftsbedingungen, auch das Publikum ist ein anderes geworden – abgesehen davon, dass mittlerweile die Kinder der ersten Besucherinnen und Besucher kommen. „In den Anfängen war das Publikum totaler Underground“, beschreibt es Bauer. Mittlerweile sei es so, dass man in den Augen des Underground Mainstream sei, in den Augen des Mainstream allerdings Nische und Underground. „Das ist der Spagat.“ Manchmal würden sie als Veranstalter darüber diskutieren, ob ein Act nicht zu viel Pop sei, um dann drauf zu kommen, dass ihn andere sehr schräg und ausgefallen finden. So lange das so sei, liege man nicht so falsch, ist der Geschäftsführer überzeugt.

Was die Zukunft betrifft, wolle man weiter neugierig bleiben, sagt Bauer, Entwicklungen in der Gesellschaft sehen und darauf reagieren. Bewegung, Neugier, sich hinterfragen seien die Prinzipien, denen man sich auch in den nächsten Jahren treu bleiben will. „So lange wir das machen, müssen wir keine großen Pläne schmieden“, so Bauer, „da kann es mit kleinen Schritten weitergehen.“ Und wie lange will er persönlich noch weitermachen? „30 Jahre mindestens“, lautet die Antwort des 50-Jährigen. Ja dann, auf weitere drei Jahrzehnte!
Poolbar-Festival: 6. bis 14. August. Reichenfeld und altes Hallenbad Feldkirch. www.poolbar.at