Bekanntes, Geliebtes und ein Schatzgräber

Am Sonntagvormittag gestalteten das Schumann-Quartett und die Klarinettistin Sharon Kam bei der Schubertiade ein Kammermusikprogramm.
Von Katharina von Glasenapp
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Zehn Jahre lang musizierten die Brüder Erik, Ken und Mark Schumann gemeinsam mit der Bratschistin Liisa Randalu. Seit eineinhalb Jahren ist der gebürtige Augsburger Veit Hertenstein an dieser Position. Der Übergang scheint sehr harmonisch funktioniert zu haben. Im ersten Teil der Matinee am Sonntag bei der Schubertiade in Schwarzenberg brachten sie mit dem „Rosamunde“-Quartett D 804 das lyrischste der drei großen Schubert-Quartette in einer recht kompakten Interpretation. Andere Ensembles wählen für dieses Werk eher einen feineren Pinsel.
Beim Schumann Quartett leuchtete die Durchführung im ersten Satz intensiv, bohrend, kontrastreich in der Dynamik. Im Variationensatz waren die Farbwechsel der Charaktere fein herausgearbeitet, im Menuett trat der Dialog des Cellisten mit den Oberstimmen ein wenig auf der Stelle, während das Trio bodenständig musikantisch wirkte. Das Finale klang fröhlich wuselnd in den Beleuchtungswechseln, manchmal verwischt in den Figuren.
Reizvoller Kontrast
Mit der Klarinettistin Sharon Kam trat eine „Prima inter pares“ in die Reihen der Streicher – übrigens boten die fünf, sie mit ihrem Schwarz-Silber passend zur klangvollen Bassettklarinette, die Herren mit kobaltblauen Hemden, auch optisch einen reizvollen Kontrast zum Regensonntag. Mozarts Klarinettenquintett, ein Lieblingswerk aller Kammermusikfreunde, musizierten sie wunderbar entspannt und natürlich in einem lebendigen Dialog von Klarinette und Streichern.
Die langen atmenden Bögen im langsamen Satz waren in einem zarten Gewebe verbunden. Das sacht schwingende Menuett mit fein artikulierenden Streichern im Trio-Teil und die spritzigen Variationen im Finale erfüllten die Musizierenden ganz frisch mit Leben und verabschiedeten sich zur Mittagszeit mit einem „Abendlied“ von Robert Schumann: hier bereitete das (nicht mit dem Komponisten verwandte) Quartett einen samtig schimmernden Boden für den Gesang der Klarinettistin.

Abwechslungsreich
Der südafrikanische Pianist Kristian Bezuidenhout ist Spezialist für historische Tasteninstrumente und so schon von Haus aus ein Schatzgräber. Dass auch bei Schuberts kleinen Stücken noch so mancher Schatz zu heben ist, machte er mit seinem abwechslungsreich nach Tonartenbeziehungen zusammengestellten Programm deutlich. Man konnte sich vorstellen, wie sich der Stiftszögling Franz Schubert angeregt von Mozarts c-Moll-Fantasie in eben dieser Tonart vorantastet, wie er in einem der späten Klavierstücke zu dieser Tonart zurückkehrt oder in den Hüttenbrenner-Variationen das schlicht voranschreitende Thema in Bewegung bringt und mit Leben füllt.

Der zart silbrige Klang des Hammerflügels, der naturgemäß kürzer und feiner ist, führt dabei in die Tiefe des Hörens. Er öffnet die Ohren für die filigranen Wendungen etwa der bekannten „ungarischen Melodie“ in h-Moll oder das empfindsame Adagio in Des-Dur. War der erste Teil eine Reise durch die so facettenreichen kleinen Formen gewesen, so setzte sich der improvisatorische Charakter auch in der Sonate Es-Dur D 568 fort.
Hervorgehoben seien hier der tieftraurige langsame Satz mit seinen Hell-Dunkel-Wechseln und dem pochenden Puls oder das graziös schlendernde Menuett. Im Finale brachte der Künstler die sprudelnd hellen Figuren zum Leuchten. Zum Abschied versenkte er sich in ein frühes C-Dur-Adagio D 178 – wie zu Beginn des Programms schien hier der Geist Mozarts herüberzuwehen.
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