Intensive musikalische Kommunikation

Cellistin Sol Gabetta und Pianist Francesco Piemontesi haben erstmals gemeinsam bei der Schubertiade musiziert.
Von Katharina von Glasenapp
Nach seinem abwechslungsreichen Klavierabend am Vortag zeigte der Schweizer Pianist Francesco Piemontesi am Dienstag weitere Facetten seiner Kunst, diesmal als Kammermusikpartner der Cellistin Sol Gabetta: Mit der mittleren der fünf Beethovensonaten, den eleganten Variations concertantes von Felix Mendelssohn Bartholdy und der großen F-Dur-Sonate von Brahms schenkten die beiden dem Publikum ein Programm voll intensiver Kommunikation.
Beethovens A-Dur-Sonate op. 69 gilt als die lyrischste unter den Sonaten Beethovens, doch passt auch der drängende, etwas schroffere Zugriff, den Gabetta und Piemontesi hier wählten: Der Kopfsatz klang nach „Sturm und Drang“, konzertant, dynamisch, dabei klar in der Artikulation. Im Scherzo wurden die Akkorde heftig angerissen und kräftig akzentuiert. In der langsamen Einleitung zum Finale breitete die Cellistin die zart begleitete Melodie aus, bevor sich das Allegro vivace in herrlich musikantischem Zusammenspiel aufbäumte.

Wie begabt und gefördert alle Mendelssohn-Geschwister waren, zeigt sich in den Variations concertantes, die der 20-jährige Felix seinem Cello spielenden jüngeren Bruder Paul widmete: Cello und Klavier stellen abwechselnd das Thema vor, die Variationen werden als brillant virtuose Charakterstücke entwickelt. Sol Gabetta und Francesco Piemontesi ließen ihrer Spiellust freien Lauf, phantasievoll in der Artikulation und den Farben, zum Ende hin huschte auch ein für Mendelssohn so typischer Elfentanz durch den Saal.
Gegenüber dieser leichtfüßigen Eleganz des jungen Mendelssohn wirkt die zweite Cellosonate, die Brahms 1886 während der Ferien am Thuner See komponierte, eher kraftvoll und geerdet, mit weit ausschwingenden Bögen, großer Ausdruckstiefe und intensiver Verbindung der beiden Instrumente. Sol Gabetta brachte ihr herrliches Instrument mit der ihr eigenen körperlichen Hingabe zum Blühen, Piemontesi war ihr ein ebenbürtiger und klug gestaltender Partner. Bei aller komplexen Polyphonie etwa im Finale verströmten die beiden auch eine gewisse Leichtigkeit und verabschiedeten sich mit einer ruhig strömenden Romanze.