Saisonauftakt: Freude, aber auch Sorge

Mit einem Liederabend startet das Landestheater am Samstag Abend in die neue Spielzeit.
Von Tradition kann man vermutlich noch nicht sprechen, aber vielleicht von einer liebgewonnenen Gewohnheit, wenn das Landestheater die Saison auch heuer wieder mit einem Liederabend eröffnet. Angefangen mit „Songs of Love and Hate“ in der ersten Spielzeit von Intendantin Stephanie Gräve 2018/19 bis zum Brecht-Abend „So wie es ist, bleibt es nicht“ im vorigen Herbst, ist das Ensemble jeweils musikalisch in die Saison gestartet – mit anschließendem Fest.
Heuer werden bei dieser Gelegenheit gleich noch zwei neue Ensemblemitglieder vorgestellt: Isabella Campestrini und Rebecca Hammermüller. Campestrini wurde 1996 in Wien geboren. Sie studierte zunächst Vergleichende Literaturwissenschaft in Wien, dann aber Schauspiel an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. 2018 bis 2020 war sie Mitglied des Schauspielstudios, dann fixes Ensemblemitglied am Jungen Theater des Landestheater Linz.
Hammermüller wurde 1997 geboren und wuchs in Leipzig auf. Auch sie absolvierte ihre Schauspielausbildung in Linz und war seit 2021/22 am Landestheater Linz im Schauspielstudio. „Wir hatten zu Beginn acht Stellen im Ensemble“, erklärt die Intendantin, „mein Ziel ist es, diese wieder zu erreichen.“ Derzeit liege man bei nicht ganz sieben Vollzeitstellen.
Amerika im Fokus
„This is (not) America“ ist der Titel des heurigen Liederabends – vielen vermutlich als Song von David Bowie und der Pat Metheny Group bekannt. Gesungen werden demzufolge Lieder aus und über Amerika. Der Grund für diesen Fokus ist die Eröffnungsproduktion „Atlas streikt“ (Uraufführung am 23. September), die in Amerika spielt. „Wir versuchen beim Liederabend immer einen inhaltlichen Bezug zur Eröffnungspremiere zu schaffen“, erläutert Gräve.
Zudem sollte es heuer wieder rockiger werden. Die Playlist reicht von Woody Guthrie und Bob Dylan über Kim Wilde, Nirvana oder Green Day zu Pussy Riot. Mit dabei an diesem Abend ist neben einer Live-Band auch der Bürger:innenchor des Landestheaters, der zwei Texte sprechen und ein Lied singen wird. Und auch ein Bühnentechniker des Hauses steht heuer wie schon im letzten Jahr neben den Ensemblemitgliedern auf der Bühne: der Wolfurter Johannes Moosbrugger, der als „Mooses“ auch als Rapper tätig ist.

Auf die neue Saison schaut Intendantin Stephanie Gräve indes mit gemischten Gefühlen, wie sie auf Nnachfrage sagt. So sei das Ende der vergangenen Spielzeit äußerst erfreulich gewesen. Sie sei in ihrer ersten Saison mit 46.007 Besucherinnen und Besuchern gestartet. In der abgelaufenen Spielzeit seien es schon wieder 44.194 gewesen. „Dazwischen gab es aber die neue Intendanz, einen Umbruch im Publikum, eine Pandemie und diverse andere Probleme.“
Ein Minus beim Publikum von nicht mal ganz vier Prozent sei – gerade auch im Vergleich mit anderen festen Häusern – mehr als erfreulich. „Die Menschen, die zu uns kommen, sind sehr großzügig – auch wenn ihnen mal was nicht gefällt“, zeigt sich die Intendantin glücklich über ihr Publikum. „Das fühlt sich gut an.“
“Gefahr einer Abwärtsspirale”
Weniger gut sei indes die finanzielle Situation: „Die ist nach wie vor angespannt.“ Die 2,8 Prozent Erhöhung, die man für heuer bekommen, seien angesichts der Teuerung ein Problem. „Je nachdem, wie man rechnet, haben wir in den vergangenen zehn Jahren rund ein Viertel unseres künstlerischen Budgets eingebüßt.“ Weniger Produktionen zu machen, ist für Gräve aber keine Option: „Da sehe ich die große Gefahr einer Abwärtsspirale.“ Weniger Stücke bedeute weniger im Gespräch zu sein, weniger Publikum und daraus folgend vermutlich noch weniger Budget. Dazu komme, dass die (Steuern zahlende) Bevölkerung auch ein Recht auf ein ganzjähriges gutes Kulturangebot habe, sagt die Intendantin – nicht zuletzt auch die Schulen, für die man durchaus einen gewissen Bildungs- und Unterhaltungsauftrag habe.
Dennoch freut sich Gräve sehr auf die neue Spielzeit, „die Projekte, das Publikum“ – und auf den Liederabend, der wie sie betont, zusätzlich zur Eröffnungsproduktion erarbeitet wurde. „Aber wir brauchen gewisse Veranstaltungen, das macht ein lebendiges Theater aus“. Und darum geht es ja letztendlich.
Liederabend „This is (not) America“: Samstag, 9. September 2023, 19.30 Uhr, Großes Haus. Weitere Termine: 20. Oktober und 13. Jänner 2024. Wieder aufgenommen wird auch der Falco-Liederabend mit Nico Raschner: 27. September und 30. Dezember, jeweils 19.30 Uhr. www.landestheater.org