Kultur

„Wichtig ist, dass es nicht langweilig ist“

27.10.2023 • 23:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Derzeit wird noch geprobt.  <span class="copyright">Laurenz Feinig</span>
Derzeit wird noch geprobt. Laurenz Feinig

Mit Anton Tschechows „Der Kirschgarten“ steht bei Cafè Fuerte demnächst ein Theaterklassiker auf dem Programm.

Alle wissen, dass es so nicht weitergeht. Aber (fast) alle tun nichts“ – es war dieses Thema, das die Ausgangsbasis für die neue Produktion von Café Fuerte bildete. Meistens schreibt Autor und Schauspieler Tobias Fend, der gemeinsam mit seiner Frau, der Regisseurin Danielle Fend-Strahm, die Theatergruppe leitet, das Stück nach der Themenfindung selbst. In diesem Fall ist man aber bei einem Klassiker fündig geworden: Anton Tschechows „Der Kirschgarten“ aus dem Jahr 1903. Darin geht es um eine Familie auf ihrem hochverschuldeten Landgut, die die Augen vor der Realität verschließt.

“der Kirschgarten”

Von Anton Tschechow.

Regie: Danielle Fend-Strahm.

Ausstattung: Matthias Strahm.

Musik: Nikolaus Feinig-Hartmann.

Assistenz: Nadine Schütz.

Mit: Meda Banciu, Johanna Köster, Katharina Uhland, Tobias Fend, John Kendall, Gregor Weisgerber, Stefan Weigelin.

Premiere: Mittwoch, 8. November, 19.30 Uhr, Alter Bahnhof Doren.

Bis Ende Jänner 2024 weitere Aufführungen in Doren, Lauterach, Feldkirch, Hirschegg sowie in der Schweiz.

Nähere Informationen und Karten unter https://cafefuerte.at/

„Das Stück passt perfekt zum Thema, auch wenn es schon über 100 Jahre alt ist“, erklärt Fend-Strahm. Dazu habe auch die Frage gereizt, ob man sich des Kanons bedienen könne, ergänzt Fend. Auch dieses Mal hat Café Fuerte einen außergewöhnlichen Ort für die Aufführung gefunden: das Gebäude des alten Bahnhofs in Doren an der Bregenzerach. „Da hat alles wahnsinnig gepasst“, sagt die Regisseurin, „es ist unter anderem auch ein Gebäude, dessen Zeit vorbei ist.“

„Der Adel lebt auf Pump früherer Generationen“, beschreibt Fend das Stück, „es sind nur zwei Figuren, die aufbrechen.“ Der Fokus liege auf der reichen Gesellschaft, die nicht in der Lage sei, sich zu verändern. „Tschechow-Texte und -Figuren sind zudem super für körperliches, tänzerisches Theater“, sagt Fend-Strahm – ein Aspekt, der in den Arbeiten von Café Fuerte immer wieder eine zentrale Rolle spielt.

Gespielt wird im alten Bahnhofsgebäude in Doren.   <span class="copyright">Feinig</span>
Gespielt wird im alten Bahnhofsgebäude in Doren. Feinig

Das Werk habe eine „Art von Realismus, der nach Verdichtung und Überhöhung schreie“, sind sich die Theatermacher einig. Daher funktioniere es auch gut, dem mit Körperlichem zu begegnen. Unter anderem wird der britische Tänzer und Choreograph John Kendall, der schon öfter in Produktionen der Gruppe zu sehen war, den alten Diener Firs, Symbol für die alte Zeit, spielen.

Bewegung und Stimme

„Bewegung der Körper und Stimme im Raum“, beschreibt Fend die Inszenierung, wobei die Musik ausschließlich von den Stimmen der Darstellerinnen und Darsteller kommt. Nikolaus Feinig-Hartmann hat dafür einen Soundtrack mit Liedern erarbeitet. Während die Bühne bzw. der Raum recht minimalistisch gehalten werden, bediene man sich bei den Kostümen (Matthias Strahm) „bei allem“ – allerdings nicht auf eine bestimmte Epoche bezogen.

„Das Stück passt perfekt zum Thema, auch wenn es schon über 100 Jahre alt ist“

Danielle Fend-Strahm, Regisseurin

Das Stück werde sicher nicht „mit Gewalt ins Heute gezogen“, erklärt Fend, vielmehr suche man nach Verbindungen. Und das funktioniere sehr gut, so die Regisseurin. Der Konflikt zwischen Alt und Jung, Generationen, die aneinander vorbeireden – zeitlose Themen, die heute genauso aktuell sind wie vor hundert Jahren.

Komödie

Anton Tschechow hat seine Stücke immer als Komödien bezeichnet. Komisch sollte auch „Der Kirschgarten“ in der Café-Fuerte-Produktion werden. „Aber wir suchen auch das, wo es trifft“, weist Fend auf die tragischen Aspekte des Stücks hin. Aber, so sein Resümee, „wichtig ist, dass es nicht langweilig ist“.