Kultur

„Ländleprodukt“ mit optischer Täuschung

08.11.2023 • 23:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Hubert Lampert im QuadrArt Dornbirn <span class="copyright">Wolfgang Ölz</span>
Hubert Lampert im QuadrArt Dornbirn Wolfgang Ölz

Hubert Lampert kuratiert im QuadrART Dornbirn „Quattuor Positiones“ mit seinen imaginären Würfeln und Werken von Sabine Marte, Gerald Futscher und Wolfgang Herburger.

Eine ikonische Ausstellung war die des vor zwei Jahren verstorbenen Lawrence Weiner im Kunsthaus Bregenz. Die Schriftzüge im Raum des Bregenzer Kunsttempels ließen die Architektur von Peter Zumthor wie öfters schon zum Hauptakteur der Kunstpräsentation werden. Ein ähnliches Phänomen kann man derzeit im Kunstraum QuadrART im Dornbirner Oberdorf, den Erhard Witzel und Uta Belinda Waeger betreiben, besichtigen. Hubert Lampert hat sich drei Kunsterfahrungen zu eigen gemacht und damit und mit eigenen Werken eine Ausstellung gestaltet. Die minimalistische Anordnung lässt den Raum zum Hauptakteur seiner Kunstpräsentation werden.

Werk von Sabine Marte <span class="copyright">Wolfgang Ölz</span>
Werk von Sabine Marte Wolfgang Ölz

Künstlerfreunde

Im Format „Auf Einladung“ laden nun schon zum neunten Mal als Kuratoren agierende Künstler und Künstlerinnen ihre Kollegenschaft in den Witzel-Kunstraum zu einer gemeinsamen Ausstellung ein. Erhard Witzel freut sich über „hervorragenden Zuspruch und exzellente Frequenz“ bis 2025 werden noch Georg Vith, Sigrid Appel, Rudi Lässer und Alfred Graf ausstellen. Jetzt aber ist der Götzner konkrete Künstler mit Hang zum Erzählerischen, Hubert Lampert, der Kunstscout. Es ist ihm ein inneres Bedürfnis Künstlerfreunde und Künstlerfreundinnen einzuladen ihre Werke zu zeigen. Er selbst hat 13 imaginäre Würfel aus dem 3D-Drucker an die Wand geheftet. Wie bei ihm gang und gebe hat er in das Betrachten dieser Würfel optische Täuschungen und optisches Umspringen im Auge eingebaut wie das von den Großmeistern der Optischen Kunst (Op Art) wie Victor Vaserely bekannt ist. Um englischsprachige Kunstfreunde zu verunsichern, hat er einen lateinischen Titel gewählt: alea iacta est – die Würfel sind gefallen. Auch ein Paradox, weil die Würfel ja an der Wand hängen und erst im Begriff sind zu fallen. Schelmisch nennt Hubert Lampert die Würfel „ein echtes Ländleprodukt“, nicht ohne die Ländleprodukt-Manie auf die Schippe zu nehmen. Die Würfel sind erdacht in Götzis, gedruckt in Feldkirch, das Material stammt aus Lustenau und ausgestellt werden sie in Dornbirn. Mit einem Wort: Nicht „Made in China“, sondern ganz kurze Transportwege, „vo üs“, usm Ländle, ein echter Ländler!

Werk von Wolfang Herburger <span class="copyright">Wolfgang Ölz</span>
Werk von Wolfang Herburger Wolfgang Ölz

Irritationen

Sabine Marte ist ansonsten als Performerin bekannt, für Hubert Lamperts Collection hat sie großformatige Zeichnungen beigesteuert, die eine ganze Wand des Kunstraumes zieren und von der Machart in ihrer Simplizität irritieren. Ein besonderes Anliegen war Hubert Lampert die Zeichnungen von Gerald Futscher. Der Komponist und Bruder des Schriftstellers Christian Futscher hat vor gut zehn Jahren Hubert Lampert gezeichnete Partituren gezeigt, die Hubert Lampert begeistert haben. Ein weiterer Kunstfreund des Götzner Konkreten ist Wolfgang Herburger. Er hat in Zeiten, wo Kampfhunde friedliche Jogger totbeißen, mit der Angst vor bellenden Wolfshunden gearbeitet. Außerdem hat der Lehrer für Bildnerische Erziehung angeregt durch das Krippenbauen mit seinen Kindern drei Dioramen zum Leben des Orpheus gebaut. Diorama 1 (2023) bildet ab: „Die steinernen Sphingen lauschen den Klängen Orpheus“. Diorama 2 (2022) beinhaltet „Charon steuert Orpheus durch den Fluss Styx“. Das Diorama 3 (2023) treibt die Geschichte um Orpheus auf ihren Höhepunkt. Es geht um den Moment in denen der sagenumwobene Sänger sich in der Unterwelt nach Eurydike umdreht und sie so für immer verliert.
Wolfgang Herburger schreibt: „Seit 40.000 Jahren zeichnen, malen, gravieren Menschen Tiere, beziehungsweise formen Skulpturen nach ihnen. Sei es der Symbolik wegen, in der Hoffnung, mit dem Abbild Einfluss auf das abgebildete Tier ausüben zu können.“ Es ist ein interessantes Phänomen, dass in der Urzeit Götter in Tiergestalt abgebildet wurden. Darin erkennt man, dass der Mensch sich den Tieren unterlegen fühlte und er eben so auf das Animalische magisch Einfluss ausüben wollte. Erst später bekommen die Götter in der Antike menschliche Körper und humane Gesichter. Dies gipfelt religionsgeschichtlich in der Menschwerdung Jesu Christi, der als Sohn Gottes das Menschliche für immer mit dem Göttlichen verbindet.

von Wolfgang Ölz

Auf Einladung #o9 „Quattuor Positiones“: Bis 25. November, QuadrArt Dornbirn; Künstlergespräch: Samstag, 17 Uhr.