Kultur

Diese Künstler wissen wie der Hase läuft

16.09.2025 • 18:15 Uhr
Bildstein Glatz
Matthias Bildstein (l.) und Philippe Glatz sind seit 2003 als Künstlerduo Bildstein|Glatz aktiv. Todorovic

Bildstein|Glatz verbinden in „Der Hase läuft“ Streetart-Erfahrung mit kunsthistorischem Tiefgang. Zusehen sind die Arbeiten in der Dornbirner Galerie c.art.

Wer die rund 18 Meter hohe Holzplattform von Bildstein|Glatz im Atrium des Vorarlberg Museums erblickt hat, weiß, dass das Künstlerduo auf dem Weg nach oben ist. Treffend daher der Titel ihrer neuen Ausstellung in der Dornbirner Galerie c.art: „Der Hase läuft“.

Diese Künstler wissen wie der Hase läuft

Ob Gemälde, Druckgrafiken oder Set-Skulpturen, ein rasend flotter Geist fährt wie auf einem Skateboard durch die Schau. Maximal verspielt, lädt sie zur Haken schlagenden Meditation über Kunstgeschichte und Gegenwartsgesellschaft ein. Bei der Ergründung ist es hilfreich, sich die Biografie der Künstler vor Augen zu halten.

Diese Künstler wissen wie der Hase läuft
Die Serie “22fun”, 2023. Steurer

Von Straßenkunst zur Akademie

Der Dornbirner Matthias Bildstein (Jahrgang 1978) und sein ostschweizer Kollege Philippe Glatz (Jahrgang 1979) kennen sich seit Jugendjahren, konkret aus der Streetart-Szene im Umfeld des Bregenzer Jugendzentrums Between. Seit 2003 sind sie als schöpferisches Duo tätig, viele Jahre vor dem eigentlichen Studium der Kunst. 2011 schloss der gelernte Offsetdrucker Glatz sein Studium der Abstrakten Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien ab. Bildstein hingegen wurde an der Fachhochschule Vorarlberg im Fach Intermedia ausgebildet. Ebenfalls 2011, diplomierte er bei Erwin Wurm im Studiengang Bildhauerei und Multimedia an der Universität für Angewandte Kunst Wien.
Getrennt in Wien (Bildstein) und Kreuzlingen (Glatz) und seit zwei Jahren gemeinsam in einem Atelier in der Dornbirner Halle5 tätig, entstehen alle Werke in enger Zusammenarbeit. Die Malereien stammen zwar überwiegend von Glatz, die Set-Skulpturen von Bildstein, doch in beiden Genres „Steckt der Finger des Anderen“, betont der Dornbirner.

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Steurer

Sammelwut

Dass sie scheinbar von nichts die Finger lassen können, zeigen die Set-Skulpturen. Als Resultat obsessiver Sammelwut vermitteln sie das Bild von Skateparks und Fantasielandschaften in Miniaturformat. „Sie bestehen aus kleinen Modellen, Bruchstücken oder Überbleibsel älterer Arbeiten oder Sachen, die wir auf der Straße finden“, offenbart Bildhauer Bildstein. Die Arbeiten schmücken die Mitte der Galerie und können als Bekenntnis zu einer nachhaltigen Kultur des Selbermachens gelesen werden.

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Steurer

Zeigen was vorbeihuscht

Die großen Gemälde erinnern an den Versuch der italienischen Futuristen Anfang des 20. Jahrhunderts, dem Erlebnis von Geschwindigkeit Form zu geben. Kaleidoskopisch verschränkte Fetzen von Impressionen aus Stadt und Land fügten sich zu abstrakten Wimmelbildern. Knallbunt, offenbaren sie Betrachtern auf Distanz ihren Namen, teilweise auch das Jahr in dem sie geschaffen wurden.

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Steurer

Wimmelnd auch die Wand beim Eingang der Galerie im Dornbirner Hämmerle-Areal. „Wir wollen, dass die Besucher auf eine Entdeckungsreise gehen können“, betont der Dornbirner. Die kleinen Bilder sind teils mehr als zehn Jahre alt, teils aus diesem Sommer. Etwa die mit Schindelholz geschaffenen Drucke der Serie „Fehlende und nicht vorhandene Imagination des Bergwetters“. Sie sind das Resultat eines wenige Wochen zurückliegenden Aufenthalts in Zug am Arlberg, bei dem Glatz unverhofft in einen Hagelsturm geriet.

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„Fehlende und nicht vorhandene Imagination des Bergwetters X”, 2025. Steurer

„Eine Woche vor Eröffnung haben wir ihnen den Schlüssel ausgehändigt, über Nacht ist dann alles gestanden“, staunt Galeristin Belinda Boch-Prantl. Ein Aufwand, den sich das Duo nicht nehmen lässt. „Für uns ist wichtig, was wir mit einem Raum machen können. Also haben wir die Stellwände der Galerie einfach umgelegt und die Set-Skulpturen darauf gelegt“, bekräftigt der Bildhauer.

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Steurer

Die Ausstellung „Der Hase läuft“ von Bildstein|Glatz kann bis zum 18. Oktober in der Galerie c.art besichtigt werden.