Motor könnte ins Stottern geraten

Bauwirtschaft könnte unter ausbleibenden Investitionen leiden.
Durchaus einige Verunsicherung gab es zu Beginn der Corona-Krise in der heimischen Bauwirtschaft. Aufgrund der durch die Bundesregierung verordneten Maßnahmen war nicht immer klar, was bei der täglichen Arbeit auf dem Bau erlaubt ist oder nicht. Abhilfe hat diesbezüglich eine Handlungsanleitung geschafft, die die Bausozialpartner ausgearbeitet haben, berichtet Hilmar Müller, Fachgruppengeschäftsführer der Landesinnung Bau in der Wirtschaftskammer. Damit sei klargestellt worden, unter welchen Voraussetzungen auf den Baustellen weitergearbeitet werden kann. Ebenso wurde geregelt, wie etwa die gemeinsame Fahrt zur Arbeitsstelle im Firmenauto bewältigt werden soll. Die Situation sei in der Praxis jedoch nicht einfach. Schließlich werde auf dem Bau Hand in Hand gearbeitet und nicht immer sei es einfach, den geforderten Mindestabstand zueinander zu halten. Wichtig seien daher Regelungen, die die Realität abbilden und nicht nur theoretisch umsetzbar seien.
Noch nicht absehbar
Der Lockdown habe teilweise zu massiven Verzögerungen von bis zu drei Wochen geführt. Manche Unternehmer hätten ihre Arbeit vorübergehend eingestellt. In anderen Fällen habe es Probleme mit den Zulieferern gegeben, weil kein Nachschub mehr produziert worden ist. Aus Sicht des Innungsgeschäftsführers ist die Bauwirtschaft bisher jedoch besser durch die Krise gekommen als so manch andere Branche. Allerdings gibt er zu bedenken, dass noch längst nicht alle Auswirkungen absehbar seien. „Auf dem Bau arbeiten wir voraus“, formuliert es Müller. Sprich, die derzeit laufenden Aufträge wurden vor der Krise vereinbart.

Wie sich der Einbruch der Wirtschaft auf künftige Bauvorhaben von Unternehmen und der öffentlichen Hand auswirkt, ist aus Sicht des Experten derzeit noch nicht zu beurteilen. Es könne jedoch durchaus sein, dass Projekte zurückgestellt werden. Müller appelliert an die öffentliche Hand, aber auch an private Unternehmer, geplante Investitionen nicht leichtfertig dem Sparstift zum Opfer fallen zu lassen. Denn dann bestehe die Gefahr, dass der Motor ins Stottern gerate.
Kosten für zusätzliche Maßnahmen
Unklar ist aus Sicht des Innungsgeschäftsführers, wie sich die Corona-Pandemie auf die Preise für das Bauen auswirken wird. Derzeit gebe es noch laufende Verträge. Daher seien die Preise vorerst auch noch stabil geblieben. Allerdings werde sich erst zeigen, wie sich die zusätzlichen Maßnahmen in Sachen Sicherheit – etwa für Hygienestationen – auswirken werden. Das werde auch davon abhängen, wie es mit der Konjunktur weitergehe.
Bauverhandlungen zeitweise nicht erlaubt
Ein Thema, das den Verantwortlichen der Wirtschaftskammer während der Krise ebenfalls Sorgen bereitet hat, ist die Frage der Bauverhandlungen. Immerhin sind diese ein essenzieller Teil, wenn es darum geht, dass neue Bauvorhaben genehmigt werden. Gleichzeitig kommen dabei auch Menschen zusammen, die nicht in einem gemeinsamen Haushalt leben. Für mehrere Wochen waren daher derartige Verhandlungen untersagt. Erst mit einer Gesetzesänderung im Mai wurden diese wieder erlaubt, wenn die geltenden Abstandsregeln eingehalten werden.

Die Verantwortlichen der Vorarlberger Wirtschaftskammer haben zu diesem Zweck eine „Medienbox“ konzipiert. Diese enthält unter anderem Mikrofone, Sender und Kopfhörer, damit die Teilnehmer an den Verhandlungen den gebührenden Abstand halten können.