Lokal

Aussichtsberg Breitspitze

24.09.2020 • 14:00 Uhr / 8 Minuten Lesezeit
Biotoplandschaft rund um die Ballunspitze. <span class="copyright">Hertha Glück</span>
Biotoplandschaft rund um die Ballunspitze. Hertha Glück

Hertha Glück wandert ab Kops Stausee zur Breitspitze.

Die beeindruckende Anreise ab dem Ortsende von Partenen verläuft über die Silvretta-Hochalpenstraße mit 32 Kehren und einer Länge von 15 Kilometern. Kurvenreich erreicht man auf über 1000 Höhenmeter die Bielerhöhe beim Silvretta-Stausee. Die Silvretta-Hochalpenstraße entstand während der Stausee- und Kraftwerksbautätigkeiten durch die damaligen Vorarlberger Illwerke.

Kurzbeschreibung

Besonderes: Die Breitspitze bietet einen relativ leichten Anstieg, überrascht aber mit einem gewaltigen Ausblick auf das hintere Montafon und die Silvretta.

Anforderung und Gehzeit: In vier Stunden absolviert man knappe 400 Höhenmeter aufwärts und wieder abwärts. Tipp: Bei Nässe sowie Gewitter nicht zu empfehlen.

Charakter der Wege: wenig Straße, Alpweiden-, Wald- und Forstwege

Kultur und Natur: Silvretta-Hochalpenstraße, Bielerhöhe, Silvretta-Stausee, Kops-Stausee, Silvretta-Gebirgswelt

Anziehen und Mitnehmen: gutes Schuhwerk mit Profilsohle, Sonnen- und Regenschutz, Wanderstöcke empfohlen

Einkehrmöglichkeiten: Kops-Stausee, Alpengasthof Zeinisjoch, Bielerhöhe

Start und Ende: Kops-Stausee, Silvretta-Hochalpenstraße (mautpflichtig), auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.

Diese ließen bereits 1925 einen alten, unbefestigten Karrenweg von Partenen hinauf zum Vermuntsee als Transportweg verbreitern. Nach aufwändiger und langjähriger Bautätigkeiten wurde 1954 die Silvretta-Hochalpenstraße für den öffentlichen Verkehr freigegeben und bis 1961 auf ihrer gesamten Länge zweispurig ausgebaut. Sie führt vom Vorarlberger Montafon über das Vermunt, die Bielerhöhe durch die Berge der Silvretta ins Tiroler Paznaun. Die 22,3 Kilometer lange Strecke zwischen Partenen und Galtür ist mit rund 400.000 Benutzern im Jahr eine der beliebtesten Gebirgsstraßen der österreichischen Alpen. Die mautpflichtige Straße ist Werk und Eigentum der Illwerke vkw.

Keulen-Bärlapp. <span class="copyright">Hertha Glück</span>
Keulen-Bärlapp. Hertha Glück

Abenteuerliche Anreise

Nach dieser abenteuerlichen, grenzüberschreitenden Anreise beginnt die Route beim Kops-Stausee mit einem ersten Rundblick, immerhin befindet man sich auf einer stattlichen Meereshöhe von 1811 Metern. Über die spektakuläre Staumauer gelangt man auf die Südseite des Sees, blickt über Baumwipfel ins hintere Montafon hinab und hinauf auf die Breitspitze, das Gipfelziel.

Blumenkunde

Der Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum) wächst am liebs­ten auf Heiden, Magerrasen, Waldrändern und Nadelwälder, auf frischen, armen, sauren Böden und Rohhumus von der Ebene bis subalpine Stufe. Der Name „Lycopodium“ wurde von Linné als Übersetzung von „Wolfs­tatze“ und bezieht sich wie „Bärlapp“ auf die Ähnlichkeit der Zweige mit einem zottigen Tierfell. Bärlappsporen werden arzneilich als Wundpuder und zum Bestreuen der vom Apotheker hergestellten Pillen verwendet. Bärlappkraut wurde als Mittel bei Nieren- und Blasenleiden verwendet. Er ist gefährdet und daher geschützt.

Ab dem Wegweiser nimmt der Wanderer vorab den Forstweg in Richtung Breitspitze. Dieser steigt gleich ordentlich an und führt über eine schöne, naturwüchsige Alpenlandschaft. Der Weg ist gesäumt von Lupinen, Wasserdost, Schafgarbe, Erika und auf vermoosten Steinen wuchernder Keulen-Bärlapp.
Hat man die Anhöhe erreicht, folgt man rechts ab einen sanft nach oben schwingenden Wanderweg, welcher durch Heidelbeerstauden und abgegrasten Alpenmatten der Inneren Kops-Alpe führt. Ab der Birkhahnbahn geht es kurzfristig wieder auf dem Forstweg weiter, den man bald wieder verlässt und sich talauswärts in Richtung Gipfel hält.

Kopser Jöchle (2.150m). <span class="copyright">Hertha Glück</span>
Kopser Jöchle (2.150m). Hertha Glück

Der Weg ist gut zu finden, somit können die Augen fern über Berggipfel wandern oder nah die Alpenblumen wie Augentrost und Blutwurz bewundern. Ab und an hüpfen Echte Frösche in verschiedenen Größen in den Weg und verharren. Steine mit leuchtend grünen Landschaftsflechten liegen unvermittelt auf den Alpweiden oder kleine Seen, gespeist aus Regengüssen, wiederspiegeln die Bergwelt. Einfach Natur pur.

Blaue Silvretta

Nahe dem Kopser Jöchle geht es beinahe flach bis zum Gipfel der Breitspitze. Ein riesengroßes Gipfelkreuz symbolisiert vielleicht auch die Höhe und Weite der sichtbaren Bergspitzen. Die Silvretta ist eine Gebirgsgruppe in den zentralen Ostalpen. Anteil haben Öster­reich mit den Bundesländern Tirol und Vorarlberg und die Schweiz mit dem Kanton Graubünden. In der Silvretta liegen viele Berggipfel mit einer Höhe von mehr als 3000 Metern, vor allem auf der Nordseite in Österreich, sowie in der Schweiz nördlich des Flüelapasses gibt es eine Vielzahl größerer und kleinerer Gletscher. Deshalb wird das Gebiet auch „die „Blaue Silvretta“ genannt.

<span class="copyright">Hertha Glück</span>Artenreiche Alpenlandschaft im Herbstkleid.
Hertha GlückArtenreiche Alpenlandschaft im Herbstkleid.

Wieder steigt man über den Hügelkamm durch die Seelandschaft zurück, allerdings mit einem fantastischen Blickwechsel ins Paznauntal und zum Kops-Stausee. Wieder zurück beim bereits bekannten Wegweiser steigt man rechts ab in Richtung Kops über die Äußere Alpe Kops und verliert im leichten Zickzack rasch an Höhe, durchstreift Wacholderbüsche, Grünerlen und gelangt zu guter Letzt auf einen Forstweg. Vorab schlendert man talauswärts, um in Bälde wieder die Richtung dem Ausgangspunkt zuzuwenden. Nun noch links ab wieder der Staumauer entlang, steht man wieder beim Parkplatz und genießt abermals den überwältigenden Ausblick, vielleicht blickt man nochmals hinauf zur Breitspitze, bevor man sich wieder der Rückreise zuwendet.

Wissenswertes über die Gegend

Der Stausee Kops ist ein Stausee der Illwerke vkw und wurde von 1962 bis 1969 gebaut. Der erste Vollstau erfolgte im November 1967, dabei bog sich die Hauptstaumauer um bis zu 55 Millimeter durch. Er ist Speicher für das im Jahr 1969 in Betrieb genommene Kopswerk I und das 2009 fertiggestellte, wesentlich leistungsstärkere und über einen separaten Stollen angebundene Kopswerk II.
Da der Stausee nur wenige Meter unterhalb der Passhöhe des Zeinisjochs liegt, würde er auf natürliche Weise nur von wenigen kleinen Bächen gespeist werden, weshalb man die Kraftwerke nur mit sehr wenig Wasser versorgen könnte. Daher werden mehrere Bäche, die eigentlich in die Trisanna beziehungsweise die Rosanna und letztendlich in die Donau fließen würden, durch Tunnel in den Stausee umgeleitet.

Kops Stausse. <span class="copyright">Hertha Glück</span>
Kops Stausse. Hertha Glück

Das gefasste Wasser des Jambaches und weiterer Bäche der Tiroler Silvretta wird mit dem Pumpwerk Kleinvermunt in der Nähe der Tiroler Mautstelle der Silvretta-Hochalpenstraße in den Kopssee gepumpt. Das Zeinisjoch befindet sich auf der Grenze zwischen Vorarlberg und Tirol sowie auf der Rhein-Donau-Wasserscheide. Der Weg über den Pass verbindet das Montafon mit dem Paznaun und trennt die Gebirgsgruppen Verwall im Norden und Sivretta im Süden.
Im Montafon siedelnde Alemannen kamen im frühen Mittelalter über das Zeinisjoch ins heutige Tirol. Die Paznauner betrieben seit dem 15. Jahrhundert einen regen Handel mit den Montafon und darüber hinaus. Der Verkehr wurde so stark, dass Ende des 15. Jahrhunderts der Saumweg zu einem Karrenweg ausgebaut wurde. Auch eine kleine spätmittelalterliche Herberge befand sich unmittelbar in Passnähe. Die erste urkundliche Erwähnung von Säumerei stammte aus dem Jahre 1505.
Quellen: www.silvretta.at, www.partenen-gaschurn.at, Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands, Ruprecht Düll/Herfried Kutzelnigg, Quelle & Meyer