Lebendiger Platz des Erinnerns statt der Trauer

Daniela Bohle-Fritz über das Gemeinschaftsbegräbnis für frühverstorbene Kinder.
Schon seit dem Jahr 1972 finden viele frühverstorbene Kinder auf dem Friedhof des Landeskrankenhauses Rankweils ihre letzte Ruhestätte. Auf Wunsch der Hinterbliebenen wurde im Jahr 2000 das zwei Mal jährlich stattfindende, religionsübergreifende Gemeinschaftsbegräbnis ins Leben gerufen.

Jeweils im April und Oktober werden im Zuge einer großen, kindgerecht gehaltenen Trauerfeier Kinder, die im Mutterleib oder bei der Geburt verstorben sind, gemeinsam von ihren Familien würdevoll verabschiedet. So auch heute.
Religionsübergreifend
Begleitet von Musik werden im Zuge jeder Gemeinschaftsbeerdigung ungefähr 60 bis 80 der kleinen Kinder aus den verschiedenen Krankenhäusern des Landes nacheinander von ihren Familien und Angehörigen verabschiedet. Um die verschiedenen Religionen der Eltern dabei zu berücksichtigen, handelt es sich um eine christliche Trauerfeier mit muslimischem Gebetsteil.

„Bei der Verabschiedung teilnehmen und dabei auch die unterstützende Gemeinschaft anderer Betroffener erfahren zu können, ist für die Eltern eine sehr wertvolle Erfahrung. Gerade auch weil sich die Hinterbliebenen oft in ihrer Situation sehr alleine fühlen“, erklärt Daniela Bohle-Fritz, Seelsorgerin und Ansprechpartnerin für das Gemeinschaftsbegräbnis.

Gerade auch für jene Eltern, die ihr Kind bereits so früh wieder verlieren mussten, ist die würdevolle Bestattung und Verabschiedung ihres Kindes im Zuge der Trauerfeier äußerst tröstlich, wie die Krankenhausseelsorgerin weiter erklärt.
Friedvoller Ort
Die Gründe, weshalb sich betroffene Eltern für eine Bestattung auf dem Kinderfriedhof in Rankweil entscheiden, sind vielfältig: „Gerade junge Eltern haben oft noch kein Familiengrab, in dem sie ihr Kind beisetzen können. Viele finden es auch einfach schön, das Baby in einem eigens für früh verstorbene Kinder vorgesehenen Friedhof zu beerdigen“, erklärt Bohle-Fritz.

So handle es sich bei dem Kinderfriedhof in Rankweil keineswegs um einen traurig stimmenden, grauen Ort, sondern viel mehr um einen bunten, lebensfrohen Platz des Gedenkens und Erinnerns. „Die Gräber sind liebevoll mit Spielsachen, Zeichnungen, Engelsfiguren und Gedenksteinen geschmückt. Es ist ein sehr berührender und friedvoller Ort.“
„Bitte meldet euch!“
n allen Krankenhäusern des Landes können sich betroffene Eltern Unterstützung auf ihrem schwierigen Weg von Krankenhausseelsorgern wie Bohle-Fritz holen. Wichtig ist jedoch, dass sich die Angehörigen dafür auch von sich aus bei der entsprechenden Stelle melden. „Aufgrund des Datenschutzes dürfen uns die Ärzte nämlich nicht über die Situation aufklären.“

Betroffene, die Unterstützung oder eine Beisetzung ihres Kindes im Zuge des Gemeinschaftsbegräbnises wünschen, müssen daher zunächst auf diesen Wunsch aufmerksam machen. „Bitte meldet euch, damit wir helfen können.“
Die Telefonnummer der Krankenhaus-Seelsorge Feldkirch: +43 (0)5522/303 40 60.
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