„2G-Regel wäre nicht ideal“

Dietmar Stiplovsek
Die Seilbahner fürchten Minus bei Kartenverkauf.
Der Skikarten-Vorverkauf hat begonnen, dabei sind die Rahmenbedingungen noch nicht fixiert. In Seilbahnen soll zwar sowohl die 3G-Regel (geimpft, genesen, getestet), als auch eine FFP2-Maskenpflicht für alle gelten. Aber auf Bundesebene wird noch diskutiert, ob eine 2G-Regel (geimpft, genesen) beim Erwerb von Saison- und Mehrtagestickets umgesetzt werden soll. Die Entscheidung dürfte noch diesen Monat fallen. Sollte die Verschärfung in Kraft treten, sind Kinder bis zwölf Jahren ausgenommen, sämtliche Ungeimpfte hingegen betroffen.
Im Vordergrund der Diskussion über eine 2G-Regel steht der Kontrollmechanismus. Denn in der Praxis kann nicht bei jeder Bergfahrt der Immunstatus überprüft werden. Dafür fehlt das Personal, und es kommt zu Staubildungen am Lift. Praktischer ist da die Kontrolle über den Kartenverkauf. Doch was einerseits ein Impfanreiz sein könnte, könnte andererseits abschreckend auf Einheimische und Touristen wirken.

2G nicht ideal
Michael Tagwerker, Geschäftsführer der Fachgruppe der Seilbahnen der Wirtschaftskammer Vorarlberg, betrachtet die mögliche 2G-Regelung als „nicht ideal“. Er befürchtet, dass weniger Mehrtagespässe verkauft werden. Insbesondere von Familien mit Kindern. Denn: Die einen sind geimpft, die anderen eben nicht. „Es geht doch darum, dass die epidemiologische Sicherheit gewährleistet ist. Und das ist sie auch, wenn jeder aktuell getestet ist. Zumal an den Seilbahnen die FFP2-Masken-Pflicht gilt“, meint Tagwerker. Keine andere Branche hätte solch strenge Auflagen. Zudem man hauptsächlich an der frischen Luft, die Ansteckungsgefahr von Natur aus gering sei. „Wir erwarten uns ein Entgegenkommen von der Politik, dass die Maßnahmen vernünftig umgesetzt werden“, legt Tagwerker nach. Bezüglich der Kontrollen lehnt er dennoch eine Verlagerung auf die Seilbahnbetriebe ab. „Das können wir nicht leisten“, betont er. Es müsse auf Eigenverantwortung gesetzt werden.
Abgesehen davon sieht der Geschäftsführer hiesige Schutzmaßnahmen weniger als entscheidend an. Wichtiger sei, dass die Grenzen faktisch offen bleiben. Quarantäneregelungen und Einreiseverordnungen der Nachbarländer kämen einem Lockdown gleich. „Einen Winter wie letztes Jahr darf es nicht mehr geben, sonst werden einige Betriebe Probleme bekommen. Derartige Verluste kann sich kein Unternehmen leisten“, gibt Tagwerker zu bedenken.

Keine Kapazitätsgrenzen
Vergangene Wintersaison setzte man auf Kapazitätsbeschränkungen in den Skigebieten, um Ansteckungen und steigende Coronazahlen zu verhindern. Diese Strategie ging nicht auf. Schlimmer noch: Es kam zu Menschenansammlungen, weil die Lifte weniger Personen auf den Berg befördern durften. Das soll heuer nicht mehr passieren.
Kapazitätsbeschränkungen wird es keine geben, dafür aber mindestens 3G. Österreich wird sich mit diesem Modell an Bayern und Südtirol anpassen, heißt es. „Im Hinblick auf unsere Nachbarn können wir keine lockereren Regelungen veranlassen“, sagt Tourismuslandesrat Christian Gantner (ÖVP). Eine mögliche Einführung einer 2G-Regel bei Saison- und Mehrtageskarten sieht er wenig problematisch. Auch er verweist auf den so praktischeren Kontrollmechanismus.
Außerdem: „Ein PCR-Test gilt 72 Stunden, wenn ich es geschickt anstelle, geht sich eine Drei-Tages-Karte aus“, meint er im Hinblick auf nicht geimpfte Wintersporttouristen.
Dennoch sei der Gedanke nicht zu Ende gedacht. „Es gibt ungeimpfte Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, die im Skiverein oder Kader sind und gegebenenfalls keine Saisonkarte kaufen können. Das Problem haben wir auf Bundesebene eingebracht“, sagt Gantner.
Grundsätzlich setzt das Land auf Sicherheit und sieht darin einen Grund mehr für Touristen, herzukommen. Abschrecken könnten die Regelungen dennoch gewisse Reisewillige. Schon im Sommer war etwa der Schweizer Gast am kritischsten bezüglich der 3G-Regel. „Wir haben die gleichen Regeln wie der deutsche Gast, der in Summe mehr ist. Das hebt sich also zumindest auf. Es besteht daher keine Angst, Gäste zu verschrecken“, meint Gantner.

Vorverkauf
Der Vorverkauf für die Wintersaisontickets ist wie anfangs erwähnt gestartet. Beim Erwerb wird allerdings darauf hingewiesen, dass die Nutzung der Saison oder auch Jahreskarte an die Einhaltung der jeweils gültigen Vorgabe geknüpft ist.

Drei Fragen an Christian Schützinger
Der Sommertourismus 2021 hat sich noch nicht vollends erholt. Woran liegt das?
Christian Schützinger: Die Menschen sind zurückhaltender in ihren Urlaubsentscheidungen als vor der Pandemie. Außerdem fehlte der Mai 2021 komplett, und es stehen noch nicht alle Herkunftsländer zur Verfügung. So sind etwa aus den zentral- und osteuropäischen Ländern aufgrund der Einreiseverordnungen bzw. Quarantäneregelungen wenig Gäste gekommen. Insgesamt haben die Buchungen aber Monat für Monat angezogen.
Die 3G-Regel ist für viele ein Grund mehr, nach Vorarlberg zu reisen. Aber es gibt auch Kritiker, besonders Schweizer Gäste. Wie geht man damit um?
Schützinger: Es gibt in allen Herkunftsmärkten Menschen, die sich mit dem österreichischen Reglement nicht anfreunden können, deshalb lieber in Länder mit leichteren Rahmenbedingungen reisen. Das trifft insbesondere auf unsere Schweizer Nachbarn zu, die zu Beginn der Saison im eigenen Land noch keine Einschränkungen in Kauf nehmen mussten. Mit der dortigen Einführung der 3G-Regelung hoffen wir, dass die Akzeptanz steigt.
Wie blicken Sie auf die kommende Wintersaison?
Schützinger: Wir müssen davon ausgehen, dass weiterhin nicht alle Märkte zur Verfügung stehen und sich nicht alle Reisewilligen mit den Regelungen anfreunden können. Wir halten es aber für wichtig, Rahmenbedingungen zu haben, die eine Wintersaison überhaupt ermöglichen. Auch wenn wir vermutlich nicht an das Vor-Pandemie-Niveau herankommen..