Alles begann mit einem Leserbrief

50 Jahre NEUE: Alfons J. Kopf war von Anfang an dabei.
Alfons J. Kopf hat schon immer gern geschrieben. Vor mehr als 50 Jahren verfasste der gelernte Schriftsetzer einen Leserbrief, der sich kritisch mit dem Thema Jungbürgerfeier auseinandersetzte. Der Text erregte die Aufmerksamkeit von Journalisten und sollte wenig später auch zu einer Anstellung bei der frisch gegründeten „Neue Vorarlberger Tageszeitung“ führen. Angeworben wurde der junge Alfons damals von keinem Geringeren als von NEUE-Mitbegründer Alois „Wise“ Köhlmeier, einst Korrespondent der „Salzburger Nachrichten“. „Ich leistete damals gerade meinen Präsenzdienst ab. Köhlmeier saß mit meiner Mutter am Küchentisch, als ich von der Kaserne nach Hause kam“, erinnert sich der heute 70-Jährige.

Nicht an zweite Ausgabe gedacht
Bevor die Vorbereitungen für die erste Ausgabe der NEUE begannen, war er zunächst noch einige Monate im maroden ÖVP-Parteiblatt „Vorarlberger Volksblatt“ tätig. „Da machte ich die Vorschauen für die Fußball-Landesliga, obwohl ich keine Ahnung von der Materie hatte“, schmunzelt er. An den 2. Mai 1972, jenen Tag als die NEUE, damals noch im Großformat, zum ersten Mal erschien, kann er sich noch gut erinnern. „Wir saßen alle da, feierten und freuten uns sehr, schließlich hatten wir lange auf diesen Tag hingearbeitet. Allerdings haben wir vor lauter Stress und Euphorie völlig drauf vergessen, dass wir für den nächsten Tag wieder eine Zeitung machen müssen.“

Privat
Schreibmaschine, Telex und analoge Fotos
Kopf lernte das journalistische Handwerk von der Pike auf – in einer Zeit, als in den Redaktionen noch Schreibmaschinen klapperten, Agenturmeldungen aus den ratternden Fernschreibern quollen und die Fotografen in einer Dunkelkammer verschwanden, um ihre Bilder zu entwickeln. Apropos Fotos: Wenn damals beispielsweise Aufnahmen im Oberland gemacht wurden, kamen die Filme meist mit dem Zug nach Bregenz, das ging am schnellsten. „Wir haben dann schon am Bahnsteig gewartet, und der Lokführer hat uns die Filme durch das kleine Fenster in der Führerkabine gereicht“, erzählt Kopf.
Kreisky angerufen
Es war aber auch eine Zeit, als Privatnummern von hohen Politikern noch im öffentlichen Telefonbuch zu finden waren. Etwa jene von Bundeskanzler Bruno Kreisky. „Ich habe ihn einmal angerufen, es war acht Uhr abends“, erinnert sich Kopf. „Ich war perplex, als er wirklich dranging, Ich hätte damals beinah vergessen, was ich ihn fragen wollte.“
In einem anderen Fall gelang es Kopf, den damaligen Innenminister Karl Blecha aus einer Parlamentssitzung herauszuholen und nach langem Hin und Her sein Einverständnis für die Veröffentlichung von Fotos aus einer Arrestzelle zu bekommen.

Von Kirche bis Kriminal
Alfons J. Kopf, der es bei der NEUE bis zum Leiter der Lokalredaktion brachte, schrieb mit Vorliebe über die Themen Bundesheer, katholische Kirche und Kriminalität. Vor allem was letzteres betrifft, ging er als Reporter durchaus investigativ zu Werke. Als in Feldkirch im Zuge einer Zuhälterfehde ein Auftragskiller erschossen wurde, konnte dessen Identität zunächst nicht geklärt werden. Kopf hatte Kontakte zu Berufskollegen in Deutschland, wo ebendieser Mann vermisst wurde. „Ich habe meine Informationen dann an die Kriminalpolizei weitergegeben.“ Kopf erinnert sich noch an die Gerichtsverhandlung gegen jenen Zuhälter, der den Killer beauftragt haben soll. „Der Staatsanwalt erwähnte, dass die Identität des Toten erst durch meine Recherchen geklärt werden konnte. Das war mir klarerweise überhaupt nicht recht.“

18 Tage lang in Zelle ohne Wasser und Essen
Für internationales Aufsehen sorgte im April 1979 der Fall des Andreas Mihavecz, über den Kopf groß – und mit exklusiven Inhalten – berichtete. Der 18-jährige Maurerlehrling wurde damals von der Gendarmerie in Höchst in Gewahrsam genommen, nachdem er als Passagier in einen Autounfall verwickelt gewesen war. Mihavecz wurde in der Arrestzelle im Keller vergessen. Eine Vermisstenanzeige wurde ignoriert. 18 Tage lang musste der junge Mann ohne Wasser und Essen auskommen. Mihavecz überlebte das Martyrium knapp und ging damit unfreiwillig ins Guinness Buch der Rekorde ein. „Das war eine irre Geschichte“, erinnert sich Kopf, der damals als einziger Reporter ein Foto von besagtem Autounfall in der Tasche hatte.
„Es war eine hochinteressante, und spannende Zeit“, resümiert der 70-Jährige. Dem Schreiben ist er bis heute treu geblieben, auch wenn er es als Pensionist etwas ruhiger angehen lässt.
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